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# taz.de -- E-Zigarette, Tabakerhitzer und Co.: Weniger ist weniger
> Tabakkonzerne für eine rauchfreie Welt? Philip Morris erntet für seinen
> Werbekampagne #Unsmoke vor allem Kritik – zu Recht.
Bild: Tabakkonzerne wollen nun auf rauchfreie Alternativen umschwenken – gesu…
Rauchen ist ungesund. Diese bahnbrechende Erkenntnis kam nun auch Philip
Morris. Aus diesem Grund hat der Konzern jetzt [1][die Kampagne „Unsmoke“]
gestartet: „Wer nicht raucht, sollte nicht anfangen. Wer raucht, sollte
aufhören. Wer nicht aufhört, sollte wechseln.“
Weise Worte, die aber zu Recht auf Skepsis und Verwunderung stoßen, denn
Philip Morris versorgt weltweit mehr als 180 Länder mit Tabakprodukten, mit
einem Marktanteil von 15,5 Prozent ist der Konzern eines der weltweit
größten privatwirtschaftlichen Tabakunternehmen. Oder vielmehr gewesen? In
einer Pressemitteilung heißt es: „Wir sind zu 100 Prozent von unserer
Vision einer rauchfreien Zukunft überzeugt und wollen sie Realität werden
lassen.“
Wer nun meint, dahinter eine Vermarktungsstrategie zu erahnen, der liegt
nicht falsch. Ziel der Kampagne soll nicht nur die Reflexion des eigenen
Rauchverhaltens sein, sondern auch ein „faktenbasierter Dialog“ über
Alternativen zur klassischen Zigarette.
Da werden nun schon seit einiger Zeit Produkte wie myblu oder Iqos
gehandelt: [2][E-Zigaretten] und Tabakerhitzer, die eine gesündere
Alternative zur Zigarette bieten sollen. Letzteres ist auch ein Produkt von
Philip Morris, bei dem Tabak erhitzt und nicht verbrannt wird, so entstehen
weniger Schadstoffe als bei einer üblichen Zigarette.
## Nicht mehr als eine Marketingstrategie
Genau: weniger Schadstoffe, nicht keine Schadstoffe. Und das heißt auch:
weniger gesundheitsschädlich und nicht gar nicht gesundheitsschädlich. Was
zunächst also nach einer vorbildlichen Werbekampagne für eine rauchfreie
Welt klingt, entpuppt sich als Werbekampagne für eine dampfende Welt. Und
richtet sich weniger nach der Gesundheit von Raucherinnen und Rauchern,
sondern viel mehr nach dem eigenen Verkaufssortiment.
Statistiken zeigen: Was Philip Morris erst jetzt fordert, ist in der
Gesellschaft längst angekommen, die Zahl der Raucherinnen und Raucher geht
zurück. Ein Glimmstängel zwischen den Fingern ist nicht mehr Trend, immer
weniger Jugendliche greifen zur Zigarette.
Es wäre also absurd zu glauben, dass es einen Tabakkonzern braucht, um die
Menschen über die Risiken von Zigaretten aufzuklären. Was Philip Morris als
ritterliche Tat im Namen der gesunden Lungen zu propagieren versucht, ist
nichts anderes als ein verzweifelter Hilferuf, eine peinliche
Werbestrategie, die uns in die nächste Abhängigkeit stürzen soll.
16 Sep 2019
## LINKS
[1] https://twitter.com/hashtag/Unsmoke
[2] /Nach-sechs-Todesfaellen/!5622608&s=Rauchen/
## AUTOREN
Lisa Winter
## TAGS
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