| # taz.de -- Die Wahrheit: Kartoffelchips aus dem Chemielabor | |
| > Wer das Rauchen leider aufgeben muss, kann seine Sehnsucht nach Süchten | |
| > ja mit „Flamin’ Hot Cheetos“ stillen – und kotzen, bis das Blut kommt. | |
| Bild: Tabakkonzerne wollen nun auf rauchfreie Alternativen umschwenken – gesu… | |
| Wer wie ich nicht mehr raucht, benötigt ein anderes Laster. Süßigkeiten zum | |
| Beispiel. In Dublin gibt es dafür ein Spezialgeschäft. „Kingdom of Sweets“ | |
| liegt in der Henry Street, der Einkaufsmeile der Stadt. In dem Laden gibt | |
| es sogar Kartoffelchips der Marke „Flamin’ Hot Cheetos“. | |
| Das Zeug soll höllisch scharf sein und laut Robert Glatter, der in der | |
| Notaufnahme des Lenox-Hill-Krankenhauses in New York arbeitet, Gastritis | |
| hervorrufen, wenn man zu viel davon ist. Aber um sich an dem Zeug zu | |
| überfressen, muss man gut betucht sein. Die Tüte kostet nämlich 12 Euro. In | |
| Worten: zwölf Euro für einen Beutel Kartoffelchips. Der US-Rapper Lil Xan | |
| kann sich das offenbar leisten. Er habe nach ein paar Tüten Cheetos Blut | |
| gekotzt und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, schrieb er auf | |
| Twitter. | |
| Die Liste der Zutaten liest sich wie ein Bericht aus einem Chemielabor: | |
| Sulfat, Niacin, Thiaminmononitrat, Riboflavin, Mononatriumglutamat | |
| etcetera. Und selbstverständlich jede Menge Farbstoff, weil die Chips sonst | |
| wie blasse Mehlwürmer aussehen würden. | |
| Es gibt im Internet sogar Foren für Cheetos-Abhängige, denn die Suchtbolzen | |
| kommen davon nicht los. Sie tauschen untereinander Tipps aus, wo man die | |
| Kartoffelchips billiger bekommt, und schließen sich zu | |
| Einkaufsgemeinschaften zusammen, um Mengenrabatt zu bekommen. In der | |
| polnischen Abteilung eines Dubliner Supermarktes sollen sie nur zwei Euro | |
| kosten, schrieb einer, und umgehend setzte ein Run auf den Laden ein. | |
| Das „Kingdom of Sweets“ macht einen ziemlichen Reibach mit den scharfen | |
| Würmern. Es gibt neben dem Dubliner Geschäft noch neun weitere Filialen auf | |
| den Britischen Inseln. Die neueste eröffnete vor drei Wochen in der | |
| schottischen Hauptstadt Edinburgh. Die Eigentümerinnen Krystal Hart and | |
| Kelly Manders finden den Preis für die Cheetos völlig in Ordnung: „Man kann | |
| es nicht allen recht machen. Wenn wir die Cheetos für 3,99 Pfund | |
| verkauften, würden die Leute das nicht verstehen.“ Nein? | |
| Man müsse Einfuhr- und Zuckersteuer bezahlen und das Produkt einfliegen | |
| lassen, argumentieren sie: „Die Kunden verstehen nicht, dass wir sie von | |
| einem Ort beschaffen, an den wir gar nicht hinkommen, um sie zu holen.“ | |
| Reden sie vom Urwald auf Borneo? | |
| In Wirklichkeit stellt Frito Lay aus Texas das Zeug her. Das Unternehmen | |
| gehört Pepsi. Deshalb heißt es auf der Cheetos-Webseite auch, dass man ein | |
| Getränk bereithalten sollte, bevor man die Tüte öffnet. Es dürfte also | |
| nicht allzu schwer sein, sich die Chips zu beschaffen, denn Pepsi ist | |
| bekannt dafür, seine Produkte weltweit zu verteilen. | |
| Statt der Cheetos könnte man sich ein Päckchen Zigaretten kaufen. Die sind | |
| auch ungesund und in Irland genauso teuer. Aber ich rauche ja nicht mehr. | |
| Zum Glück führt das Kingdom of Sweets Gummibärchen. | |
| 9 Sep 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Sotscheck | |
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