# taz.de -- Die Wahrheit: Obamas irischer Wallfahrtsort | |
> Wenn im Kaff Moneygall die Kasse klingelt, hat das schwer etwas mit dem | |
> ausgeschiedenen US-Präsidenten zu tun. Doch auch Trump erwarten volle | |
> Ehren. | |
In Irland dauert alles etwas länger. Heute vor einem Jahr wurde eine Statue | |
von Michelle und Barack Obama enthüllt. Und zwar an einer Tankstelle in der | |
irischen Pampa. Wenn man auf der Autobahn von Dublin nach Limerick fährt, | |
muss man die Abfahrt 23 an der Grenze der Grafschaften Offaly und Tipperary | |
nehmen, um zur Barack Obama Plaza zu gelangen. Dafür gibt es aber keinen | |
Grund, wenn man nicht dringend Benzin braucht. | |
Neben Benzin gibt es ein Obama-Museum, einen Obama-Andenkenladen und | |
Filialen diverser Schnellfutterketten, die mit einem Cadillac werben, der | |
das Nummernschild „Obama 1“ trägt. Aber woher kommt diese Obsession für d… | |
ehemaligen US-Präsidenten? Ganz einfach: Die Raststätte liegt am Rand von | |
Moneygall, und das ist Obamas Heimatdorf. | |
Von dort ist sein Ur-Ur-Urgroßvater Falmouth Kearney 1850 in die USA | |
ausgewandert. Diesen Vornamen gibt es gar nicht. Vermutlich fluchte der | |
Vorfahr gern und bekam deshalb den Spitznamen „Foul mouth“, auf Deutsch | |
„Dreckschleuder“. Beim Staatsbesuch 2007 machten die Obamas einen Abstecher | |
ins Ahnendorf, und der Präsident behauptete, er stamme von den O’Bamas ab | |
und sei gekommen, um den Apostroph zu suchen, der im Laufe der Zeit | |
verloren gegangen sei. | |
Er ahnte nicht, was er mit seinem Besuch anrichtete. Das verschlafene Nest | |
wachte auf. Plötzlich waren sämtliche 310 Einwohner irgendwie mit Obama | |
verwandt. Die Ortsschilder wurden ersetzt, um auf die Verbindung zum | |
Präsidenten hinzuweisen, ein Obama-Café eröffnete, das Moneygall American | |
Festival wurde ins Leben gerufen, und die Bauarbeiten an der Barack Obama | |
Plaza begannen. Sieben Jahre später wurde sie eröffnet. Manager der | |
Raststätte ist Obamas Cousin achten Grades, Henry Healy, der sich Henry | |
VIII. nennt. | |
## Das Obama-Café ist zu | |
Im Andenkenladen gibt es Obama-Tassen und -T-Shirts mit dem Aufdruck „Is | |
Féidir Linn“, was die irische Version von „Yes, we can“ ist. Es ist | |
außerdem der einzige Ort, wo man eine Obama-Anstecknadel mit der Gravur | |
„Moneygall“ bekommt. Im Foyer der Ladenzeile steht eine Bronzebüste von | |
Obama, in der Imbissbude kann man seinen Hamburger neben einem lebensgroßen | |
Obama-Pappaufsteller verspeisen. Und seit einem Jahr gibt es auch die | |
Statue, die vom Obama-Redenschreiber Cody Keenan enthüllt wurde. | |
Inzwischen ist es aber ruhiger in Moneygall geworden. Das Obama-Café musste | |
schließen, das dreitägige Moneygall American Festival wurde zunächst auf | |
einen Tag geschrumpft und dann ganz eingestellt. Lediglich die Busladungen | |
mit US-Touristen kommen noch. Mancher Trump-Fan weigert sich jedoch, aus | |
dem Bus auszusteigen und macht sich lieber ins Sternenbannerhöschen, als in | |
eine Obama-Toilette zu pinkeln. Henry VIII. versprach, die Tankstelle | |
demnächst in „Trumps Pumps“ umzutaufen. Dafür würden sie ihn in Moneygall | |
aber lynchen. | |
19 Aug 2019 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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