Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Wahrheit: Kreuzfahrt mit Stubenarrest
> In Irland trinkt man wenig, aber oft, und dann viel: Umso schöner bzw.
> verstörender, wenn es dazu noch merkwürdige Anlässe gibt.
Heute ist Bankfeiertag – ein Wort, das bei den einen Begeisterung, bei
anderen Schrecken auslöst. Die Städter freuen sich über ein langes
Wochenende und machen Ausflüge aufs Land, wo sich die Einheimischen in
Anbetracht des Ansturms für drei Tage nicht aus dem Haus trauen.
Der Bankfeiertag wurde 1871 in Großbritannien und Irland eingeführt, damit
sich Bankangestellte und Kaufleute zusätzlich zu den religiösen Feiertagen
etwas Erholung gönnen konnten. Iren und Schotten begehen den Feiertag am
ersten Montag, Engländer, Waliser und Nordiren am letzten Montag im
August. Und wer genügend Geld hat, fährt nicht aufs Land, sondern verwüstet
entferntere Urlaubsorte.
Vor Kurzem rief ein irischer Radiomoderator seine Hörer dazu auf, über die
schrecklichsten Ferienerlebnisse zu berichten. Paul aus Dublin berichtete
von seinem Rückflug aus Spanien, bei dem eine Irin, die die niedrigen
spanischen Alkoholpreise weidlich ausgenutzt hatte, andere Passagiere
bespuckte und das Bordpersonal beschimpfte. Die Frau, die als Zugabe einen
Striptease aufgeführt hatte, wurde nach der Landung verhaftet.
Ein Conor erzählte, dass ein Besoffener ihm auf den Kopf, auf sein belegtes
Brötchen und auf den Laptop gekotzt hatte und dann bewusstlos zu Boden
gesunken war. „Die Stewardessen zeigten keinerlei Anteilnahme“, klagte
Conor. „Ich musste sogar das Brötchen bezahlen.“
## Von wegen „Cool Britannia“
Nach weiteren unappetitlichen Hörerberichten meinte der Moderator
überrascht, das Problem scheine weiter verbreitet zu sein, als er
angenommen hatte. „Dabei gilt Irland doch als Insel der Heiligen“, sagte
er. Wenn die Leute sich schon in der kontrollierten Umgebung eines
Flugzeugs so schlecht benehmen, was treiben sie bloß, wenn sie auf Mallorca
oder Ibiza losgelassen werden?
Auch Zugfahrten haben ihre Tücken. Eine Therese erzählte, eine Gruppe
junger Männer mit Bierpaletten sei in ihr Abteil auf dem Weg an die irische
Westküste zugestiegen. Sie ersparte den Hörern Einzelheiten, aber sie hat
sich nach der Eisenbahnfahrt ein Auto gekauft.
Selbst auf Kreuzfahrten ist man nicht sicher. Dabei galten sie bisher als
langweiliges Urlaubsvergnügen für Betuchte. Doch vorvergangenes Wochenende
brach auf der „Britannia“ eine Massenschlägerei aus, weil ein als Clown
verkleideter Passagier in ein Dinner von Gästen in Abendgarderobe geplatzt
war. Ein Mann im Smoking monierte, er habe sich bei der Buchung garantieren
lassen, dass es keine Faschingskostüme an Bord gebe. Daraufhin soll der
Clown einen Teller geworfen haben, wurde aber von einem Frackträger mit
einem Stuhl niedergestreckt. Am Ende gab es sechs Verletzte, und die
Raufbolde bekamen für den Rest der Kreuzfahrt Stubenarrest.
Eine gute Idee, finden die Einheimischen der Urlaubsorte: An Bankfeiertagen
sollte man alle mit Stubenarrest belegen.
5 Aug 2019
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Feiertage
Kreuzfahrt
Touristen
Notdurft
Barack Obama
Irland
Golf
Rentenversicherung
Irland
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Wahrheit: Feuchtes Örtchen des Grauens
Wenn Waliser öffentliche Toiletten bauen wollen, dann kann das schon mal zu
einer sehr nassen öffentlichen Angelegenheit werden.
Die Wahrheit: Obamas irischer Wallfahrtsort
Wenn im Kaff Moneygall die Kasse klingelt, hat das schwer etwas mit dem
ausgeschiedenen US-Präsidenten zu tun. Doch auch Trump erwarten volle
Ehren.
Die Wahrheit: Der Mond ist irisch
Zum 50. Jubiläum der Mondlandung hat die irische Post Gedenkmarken
herausgegeben. Und wie bei der irischen Post üblich ist etwas
schiefgelaufen.
Die Wahrheit: Der Golfer aus Fleischabfally
Mit Shane Lowry gewann ein Ire die British Open, das älteste Golfturnier
der Welt. Das musste auf der Grünen Insel ausgiebig gefeiert werden.
Die Wahrheit: Wenn alte Männer reisen
Mit 66 Jahren fängt das Leben an, jedenfalls das als Senior in Irland. Was
aber, wenn man gebrechlich, aber erst 65 Jahre alt ist?
Die Wahrheit: Dublin ohne Pubs
Warum sollte jemand versuchen, durch Dublin zu laufen, ohne ein Wirtshaus
zu passieren? Gute Frage, Antwort: „Lieber James Joyce: Ja, es ist
möglich!“
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.