# taz.de -- Tierschutz-Aktivist kettet sich an: An der Kette für Tierrechte | |
> Ein Tierschützer hat sich vor dem Roten Rathaus angekettet. Er fordert | |
> Grundrechte für alle Tiere und will bleiben, bis die Politik handelt. | |
Bild: Heiko Raisch (r.) und seine Mitstreiter*innen fordern mehr Rechte für al… | |
BERLIN taz | Vor dem Roten Rathaus in Berlin hängen bunte Plakate und | |
Banner am Zaun. Mittendrin sitzt Heiko Raisch. Der 35-jährige | |
Tierschutzaktivist hat sich am Sonntag mit anderen Aktivist*innen an den | |
Zaun gekettet. 74 Stunden später liegt die Absperrkette immer noch um | |
seinen Hals. Trotz Hitze und einiger kräftiger Gewitter, die er seither | |
erlebt hat, harrt er aus. Was Raisch will: Grundrechte für Tiere. | |
„Jetzt gibt es nur noch mich und den Protest“, sagt Raisch am Mittwoch der | |
taz, die ihn vor dem Rathaus besucht. Seine Mitstreiter*innen des | |
Aktionsbündnisses „Direct Action Everywhere“ haben inzwischen aufgegeben | |
und sich wieder befreit. Anders Heiko Raisch, der den Protest weiterführt. | |
Das Aktionsbündnis setzt sich weltweit für Tierrechte ein. Am Sonntag | |
hatten sich neun Aktivist*innen im Zuge des Animal Rights March mit ihren | |
Hälsen ans Rote Rathaus gekettet. „Wir haben die Schlüssel an die | |
Politiker*innen geschickt und bleiben so lange hier, bis sie kommen und mit | |
uns reden“, erklärt eine Sprecherin am Sonntag in einer Pressemitteilung. | |
Unter den Adressat*innen der Schlüssel waren etwa Bundeskanzlerin Angela | |
Merkel (CDU), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Umweltministerin | |
Svenja Schulze (beide SPD). Raisch hat seinen an Bundestagspräsident | |
Wolfgang Schäuble (CDU) geschickt. | |
Heiko Raisch sagt, er kämpfe für keine Organisation und für keine Partei, | |
sondern einzig für sein Anliegen: Sein Manifest für Tierrechte ist in | |
bunten Kreidelettern auch auf der Straße zu lesen. Er fordert Grundrechte | |
für ausnahmslos alle empfindungsfähigen Lebewesen: „Alle Tiere sollen das | |
Recht dazu haben, frei zu sein und nicht vom Menschen ausgenutzt zu | |
werden“, sagt Raisch der taz. | |
## Aktivist*innen fordern Grundrechte für alle Tiere | |
Zudem fordert er ein Recht für Tiere, eigene Interessen vor Gericht | |
vertreten lassen zu können und einen geschützten Lebensraum. Außerdem | |
sollen alle Tiere das Recht dazu haben, aus Ausbeutungssituationen gerettet | |
zu werden. | |
Die Forderungen schickten sie auch an die Politiker*innen, als Ideen für | |
einen Gesetzesentwurf. | |
Mit Mahnwachen machen die Tierschützer*innen seit Sonntag auf die | |
Forderungen aufmerksam. Zu Beginn war die Hoffnung, dass ein*e Politiker*in | |
persönlich die Schlösser aufschließen und Gesprächsbereitschaft | |
signalisieren würde. Das passierte aber bis zum frühen Mittwochabend nicht. | |
Schäuble habe den Schüssel stattdessen direkt an die Polizei geschickt, | |
sagt Raisch. Das habe ihm die Polizei mitgeteilt – die auch gleich | |
angeboten habe, ihn zu befreien. Dann schiebt Raisch nach: „Ich gehe erst, | |
wenn die Politik offen zugibt, dass sie nicht gesprächsbereit ist.“ Einzige | |
Ausnahme sei, wenn er sich gesundheitlich schlecht fühle. Bisher sorge man | |
sich aber gut um ihn: „Von den Passanten bekomme ich Kaffee, Brötchen und | |
Getränke.“ Alles verlaufe friedlich, die Passant*innen seien vor allem in | |
den Abendstunden gesprächsbereit und interessiert. | |
Nachts, wenn Heiko Raisch schläft, passen Freund*innen auf ihn auf, damit | |
er sich nicht mit der Kette verletzt. Die Berliner Polizei wertet die | |
Aktion als Demonstration. Wie ein Sprecher der Polizei auf taz-Anfrage | |
bestätigt, war diese auch schon am Sonntag nicht angemeldet. Trotzdem werde | |
die Polizei Raisch vorerst nicht räumen. „Solange er dort bleiben möchte, | |
wird es geduldet“, teilt ein Polizei-Sprecher mit. Da der Betrieb des | |
Rathauses nicht gestört werde, sehe die Polizei noch keinen Grund, in die | |
Situation einzugreifen. | |
28 Aug 2019 | |
## AUTOREN | |
Gabriel Rinaldi | |
Tobias Schmidt | |
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