# taz.de -- Flüchtlingsdeal zwischen UN und AU: Luftbrücke in die Menschlichk… | |
> Die Afrikanische Union und die Vereinten Nationen haben Kontingentflüge | |
> für Flüchtlinge von Libyen nach Ruanda vereinbart. Ein immenser | |
> Fortschritt. | |
Bild: Aus Seenot Gerettete an der Küste Libyens in al-Chums | |
Europa ist ein Meister des Wegsehens. Afrika, unser Nachbarkontinent? Weit | |
weg. Massensterben im Mittelmeer? Nicht unser Problem. Horror in libyschen | |
Internierungslagern? Kann man nichts machen. Flüchtlingsandrang nach | |
Europa? Hatten wir schon, das hat gereicht. | |
Vor diesem Hintergrund ist es ein immenser Fortschritt, was die Vereinten | |
Nationen jetzt mit der Afrikanischen Union [1][vereinbart haben]: 500 | |
Migranten aus libyschen Lagern dürfen UN-Flugzeuge nach Ruanda besteigen, | |
um dort vorerst Aufnahme zu finden. Es ist eine Luftbrücke in die | |
Menschlichkeit. Europa hätte das längst tun können, wollte aber nicht. | |
Jetzt tut es Afrika. | |
Natürlich ist das Flüchtlingsdrama an der südlichen Mittelmeerküste damit | |
nicht gelöst. Was mit den ausgeflogenen Migranten passiert, ist genauso | |
unklar wie ihre eigene langfristige Wahlfreiheit und ihre Zukunft. Ob | |
irgendwann wirklich alle Lagerinsassen Libyens in Sicherheit gebracht | |
werden können, ist nicht sicher. Und natürlich hält diese Initiative | |
Flüchtlinge nicht davon ab, weiterhin gefährliche Fluchtrouten zu wagen und | |
in Libyen zu stranden. Aber all das ist kein Grund, Menschenleben nicht zu | |
retten. | |
Vielleicht bietet der Vorstoß aus Afrika ja auch einen Anstoß, in Europa | |
neu über eine menschliche und vernünftige Flüchtlingspolitik nachzudenken: | |
eine Politik, die zunächst Menschen aus Gefahren für Leib und Leben rettet | |
und dann auf europäisch-afrikanischer Ebene gemeinsam Mechanismen für einen | |
humanen Umgang mit Migranten entwirft. Nötig wäre eine Zusammenarbeit, die | |
Migration nicht länger als einzudämmendes Problem bekämpft, sondern als | |
Motor der Verständigung und des globalen Fortschritts fördert und leitet. | |
Die Zeiten dafür stehen günstig wie selten. Was Europa angeht, gibt sich | |
dieser Tage die EU eine neue Führung; in Italien übernimmt [2][eine neue | |
Regierung] die Macht und setzt hoffentlich Salvinis unmenschlicher | |
Flüchtlingspolitik ein Ende. Auf afrikanischer Seite ist ebenfalls viel in | |
Bewegung – nicht zuletzt hat im Sudan, einem der wichtigsten Herkunfts- und | |
Transitländer, erst am vergangenen Wochenende eine der Demokratie | |
verpflichtete [3][Übergangsregierung ihre Arbeit aufgenommen]. | |
Die Erfahrung lehrt, dass solche Zeitfenster, in denen viele neue Akteure | |
ihre Arbeit aufnehmen und plötzlich vieles möglich scheint, nicht lange | |
offen sind. [4][Die neue EU-Kommission], deren Zusammensetzung zufällig | |
zeitgleich mit der Unterzeichnung des afrikanischen Flüchtlingsdeals | |
bekannt wurde, könnte hier den Schritt zu einer neuen Politik wagen. | |
11 Sep 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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