# taz.de -- Seenotrettung im Mittelmeer: „Eleonore“ sucht Hafen | |
> Es gibt offenbar mehr als 40 Tote bei einem Bootsunglück vor Libyen. | |
> Italien und Malta weisen indes ein Rettungsschiff mit 100 Flüchtlingen | |
> ab. | |
Bild: Verzweifelt: Kapitän Claus-Peter Reisch auf dem Deck des Rettungsschiffs… | |
ROM/DRESDEN epd | Nach einem Bootsunglück vor der libyschen Küste im | |
Mittelmeer wird befürchtet, dass mehr als 40 Flüchtlinge gestorben sind. | |
Mehrere Tote seien geborgen worden, und etwa 40 Menschen würden vermisst, | |
teilte das UN-Hilfswerk für Flüchtlinge (UNHCR) am Dienstag auf | |
[1][Twitter] mit. Etwa 60 Menschen seien gerettet worden. Die libysche | |
Küstenwache und örtliche Fischer hätten sich seit dem frühen Morgen an der | |
Rettungsaktion beteiligt. Unter den Toten sind laut der Internationalen | |
Organisation für Migration auch Kinder. | |
Das deutsche Rettungsschiff „Eleonore“ mit rund 100 Flüchtlingen an Bord | |
sucht unterdessen dringend einen sicheren Hafen im Mittelmeer. Der | |
italienische Innenminister Matteo Salvini verbot dem Schiff der | |
Organisation Mission Lifeline, [2][in italienische Hoheitsgewässer] | |
einzufahren. | |
Nach Angaben des Kapitäns Claus-Peter Reisch untersagte zugleich Malta, | |
dass ein Versorgungsschiff Wasser und Lebensmittel an die „Eleonore“ | |
liefert. „Man möchte offenbar, dass unsere Gäste und wir verhungern und | |
verdursten“, [3][twitterte er]. Laut der Crew verweigerte auch Malta die | |
Einfahrt in seine Gewässer. Das Schiff war am Dienstagabend noch zehn | |
Seemeilen von der 12-Meilen-Zone Maltas entfernt. | |
Über das Verbot, in italienische Gewässer einzufahren, wurde die Crew der | |
„Eleonore“ offiziell nicht informiert, wie Lifeline-Sprecher Axel Steier | |
dem Evangelischen Pressedienst sagte. Auch Verteidigungsministerin | |
Elisabetta Trenta und Transportminister Danilo Toninelli hätten die | |
Anordnung bereits unterzeichnet, berichtete der italienische Rundfunk. | |
## Weiteres Rettungsschiff unterwegs | |
Die Crew der „Eleonore“ mit Kapitän Reisch war erst am Freitag zu ihrem | |
ersten Rettungseinsatz vor der libyschen Mittelmeerküste aufgebrochen. Das | |
erste Schiff der Organisation, die „Lifeline“, war im vergangenen Sommer in | |
Malta beschlagnahmt worden. Mit 234 geretteten Flüchtlingen an Bord hatte | |
es dort erst nach tagelanger Irrfahrt anlegen dürfen. | |
Kapitän Reisch wurde mit der Begründung angeklagt, das Schiff falsch | |
registriert zu haben. Nach monatelangen Verzögerungen verurteilte ein | |
Gericht in der maltesischen Hauptstadt Valletta den 58 Jahre alten Kapitän | |
Mitte Mai zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro. Gegen das Urteil hat Reisch | |
Revision eingelegt. | |
Am Montagabend war ein weiteres Rettungsschiff im Mittelmeer gestartet. Die | |
„Alan Kurdi“ stach im spanischen Hafen Castellón in See und steuert das | |
Rettungsgebiet vor der libyschen Küste an, wie die [4][Hilfsorganisation | |
Sea-Eye] in Regensburg mitteilte. Voraussichtlich am Freitag werde man das | |
Gebiet erreichen. | |
Am Montag jährt sich der Tod des Flüchtlingskindes Alan Kurdi zum vierten | |
Mal, das dem deutschen Rettungsschiff seinen Namen gab. „An diesem Tag | |
werden wir Wache in einem Seegebiet halten, in dem Tausende Menschen Söhne | |
und Töchter verloren haben“, erklärte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. | |
Der Leichnam des Jungen wurde am 2. September 2015 an der türkischen Küste | |
in der Nähe Bodrums angespült. Fotos des toten Jungen gingen um die Welt. | |
28 Aug 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/Refugees/status/1166399011449974784 | |
[2] /Salvini-blockiert-Seenotrettung/!5619456 | |
[3] https://twitter.com/ClausReisch/status/1166355290549379075 | |
[4] /Sea-Eye/!t5562804 | |
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