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# taz.de -- G7, Thunberg und der Regenwald: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Während Greta den kategorischen Imperativ lebt, schlingert die SPD dem
> Ende der Groko entgegen. Der Regenwald brennt derweil weiter.
Bild: Thunberg am Freitag in New York
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Müssen für die vielen Berichte über den Wald
eigentlich Wälder sterben?
Und was wird besser in dieser?
taz-online-Abo.
[1][Der G7-Gipfel in Biarritz] fand am vergangenen Montag seinen Abschluss
mit dem traditionellen Gruppenfoto. Mit 23 zu 1 ist Angela Merkel als Frau
in der klaren Unterzahl. Das traurige Ebenbild unserer globalen
Gesellschaft?
Wenn sie irre wäre, ließe sich immerhin deuten „es braucht 23 Therapeuten,
unsere Staatspeinlichkeit zu hätscheln“. Theresa May fehlt, Christine
Lagarde war früher dabei, bald steht Ursula von der Leyen da mal herum. Und
der Schwerpunkt „Neue Strategien für Afrika“ brachte eine Rutsche
männlicher Nebendarsteller aufs Foto. Vom nächsten Gastgeber Donald Trump
ist nicht zu erwarten, dass er Ihre Beobachtung umsetzt und einen
Genderakzent setzt. Im Gegenteil, er lädt in seinen privaten locker room.
Da stimmt dann aber die Auslegung mit dem Sonderling und seinem Pflegeteam.
Die ganze Welt [2][sorgt sich um den brennenden Amazonas]. Außer
US-Präsident Donald Trump, der möchte stattdessen Teile des Tongass
Nationalparks, eines der größten Regenwälder Nordamerikas, zur Abholzung
freigeben. Was würden Sie dem Holzfäller am liebsten sagen?
„Irland ist genau so groß und sieht aus wie ein Vorher-nachher-Foto des
abgeholzten Tongass-Parks.“ Wenn Sie vielleicht mal schauen wollen. Trump
soll laut Washington Post seinem Landwirtschaftsminister zugeraunt haben,
ein paar Clinton-Richtlinien mit der Motorsäge zu verschönern; Gott gab dem
Mann den sprechenden Nachnamen perdu, George Sonny Perdue. Rodungen und
Straßenbau würden die Holzindustrie fördern, die bedeutende Fischwirtschaft
schädigen und den Tourismus – nun ja. Man kann dann überall hinfahren und
gucken, was nicht mehr da ist. Für die Suche nach Öl, Fracking-Gas und
Kohle hat Trump bereits mehrere Schutzgebiete aufheben lassen. Fossilien
halten zusammen.
Nach zwei Wochen auf hoher See [3][ist Greta Thunberg sicher in den Hafen
von New York eingelaufen]. Ihr Besuch, ein großer Schritt für die
Klimabewegung in den USA oder eine überbewertete Geste – was meinen Sie?
Für ihre Fans kann sie nix. Thunberg lebt kategorischen Imperativ: „Handle
nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie
ein allgemeines Gesetz werde!“ Obacht: Das gibt’s in der
Geschmacksrichtung: „Mach der ganzen Welt Vorschriften!“ – oder auch nur:
„Sieh zu, dass du einverstanden in den Spiegel schauen kannst!“ Letzteres
ist schwer genug, und man kann sich auch einfach mitfreuen, wenn’s mal
jemandem gelingt.
Während sich in Italien eine neue Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und
den Sozialdemokraten – ohne den Beachboy Salvini – formiert, [4][ruft der
Lega-Chef in Rom zu einer Großdemo auf]. Er will zurück an die Macht. Hat
Europa zu früh aufgeatmet?
Italien hatte 64 Regierungen in 72 Jahren. Kabinett Conte I liegt mit 14
Monaten im Schnitt und kann jetzt drauflegen. Berlusconi erreicht bereits
das Stadium „Geschminkter Kompost“, Salvini wird weiter mussolieren.
Wenn das britische Parlament nicht macht, was Johnson will, [5][erlegt er
ihm eben eine Zwangspause auf]. Rechtlich ist das zwar möglich, aber ist es
auch eine gute Idee?
All in. Johnson pokert, dass das Parlament in wenigen verbleibenden Tagen
kein Misstrauensvotum hinbekommt und kein Gesetz gegen einen
No-deal-Brexit. Ihm ist der Brexit eigentlich wumpe, er will mit maximaler
Selbstverherrlichung schnell zu Neuwahlen, in die er als starker Mann geht.
Kann klappen.
Sachsen und Brandenburg haben gewählt. Wird der Osten jetzt wieder
vergessen?
Nee, Thüringen kommt im Oktober noch. In historischer Perspektive sind
viele WählerInnen noch in der Phase, das Vorgefundene zu demolieren. Nach
Maschinensturm kommt Gewerkschaftsgründung, nach Wutwahl Ernüchterung. Das
ist optimistisch gedacht und dauert Jahrzehnte.
Die Bewerbungsfrist für die Nachfolge von Andrea Nahles als
Parteivorsitzende ist am Sonntag abgelaufen. Wer wird denn nun künftig die
SPD grundlegend erneuern?
Geywitz/Scholz eher „Weiter so“, Scheer/Lauterbach eher Linksbesinnung.
Allen gemein scheint die Aussicht, im Dezember die Groko abzuwerfen. Den
ersehnten Beigeschmack von „Festplatte löschen, Projekt neu starten“ bietet
keins der Duos. Und Kevin Kühnert ist jetzt auch Berufspolitiker und tritt
nicht an.
[6][Uli Hoeneß hängt das Amt des Vereinspräsidenten und des
Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG] an den Nagel. Haben Sie
ein paar Worte des Abschieds für den Bayern?
Ja klar. Hau ab!
Und was machen die Borussen?
Beweisen Geschmack bei der Auswahl der Gegner, gegen die sie verlieren.
Fragen: ck
1 Sep 2019
## LINKS
[1] /Fazit-zum-G7-Gipfel/!5617899
[2] /Brennende-Amazonas-Waelder/!5621856
[3] /Friday-for-Future-Protest-in-New-York/!5622072
[4] /Neue-Regierung-in-Italien/!5619416
[5] /Brexit-und-das-britische-Unterhaus/!5619066
[6] /Uli-Hoeness-Abschied/!5619427
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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