# taz.de -- Fazit zum G7-Gipfel: Vor allem nette Worte | |
> Diesmal war der Gipfel kein Desaster. Trump stützt Macrons | |
> Vermittlungsbemühungen mit Iran – und stellt Treffen mit Irans Präsident | |
> in Aussicht. | |
Bild: Feuchter Händedruck oder vielversprechender Handschlag? Macron und Trump… | |
Biarritz taz/dpa | Die Gruppenfotos eines G7-Gipfels sagen viel über den | |
Verlauf des Treffens aus. Auf dem, das am Sonntagabend vor der | |
Strandkulisse von Biarritz gemacht wurde, steht Gastgeber Emmanuel Macron | |
zwar in der Mitte der Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten | |
Industriestaaten und ihrer Gäste. Doch er wird vom aufrechten und ernst | |
blickenden Donald Trump zu seiner Rechten überragt, der damit wie der | |
eigentliche Gipfelpräsident wirkt. [1][Trump dominierte] die drei Tage an | |
der Atlantikküste von Anfang an. Direkt nach seiner Ankunft kam er zu einem | |
spontan angesetzten Mittagessen mit Macron zusammen, den er Ende Juli noch | |
der „Dummheit“ bezichtigt hatte. | |
Die Sonne des Baskenlandes und die Küche von Élysée-Koch Guillaume Gomez | |
schienen ihn jedoch milde zu stimmen. „Das Mittagessen mit Emmanuel war das | |
beste Treffen, das wir je hatten“, twitterte Trump am Sonntagmorgen. Da | |
hatte er die Gipfelagenda bereits gehörig umgeschrieben. Das Thema | |
Weltwirtschaft kam auf seine Initiative hin gleich als erster Punkt aufs | |
Programm. | |
Danach schien der offizielle Ablauf, den die französische Präsidentschaft | |
ausgearbeitet hatte, für Trump nicht mehr so wichtig. Er setzte lieber auf | |
die vielen bilateralen Treffen, beispielsweise mit seinem neuen „best | |
friend“ Boris Johnson. „Er ist der richtige Mann für den Job“, lobte er. | |
Merkel kam auf der Trump’schen Agenda erst ganz am Schluss vor: Der | |
US-Präsident traf die Bundeskanzlerin am Montag zu einem | |
Vier-Augen-Gespräch, das er auch noch um gut zwei Stunden nach hinten | |
verschob. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi war noch vor Merkel | |
dran. | |
Doch dann nahm Trump sich die Zeit, zusammen mit der Kanzlerin ein | |
Statement abzugeben, in dem er seine Sicht der Dinge erklärte. Merkel saß | |
daneben und nahm ihre Rolle als fast durchweg stumme Zuhörerin stoisch hin. | |
Dafür bekam sie das Kompliment, eine „brillante Frau“ zu sein. Trump gab | |
auch ihrer Einladung nach, schon bald nach Berlin zu kommen – „ich habe | |
deutsches Blut“. Die Kanzlerin hatte den US-Präsidenten schon mehrfach | |
eingeladen, doch Trump hatte die Offerte bisher nicht angenommen. | |
## „Sehr gute Anrufe aus China“ | |
Auf seine gewohnt plakative Art ging der US-Präsident auf den Handelsstreit | |
mit China ein, der für ihn das wichtigste Gipfelthema war. Nachdem er vor | |
seiner Abreise nach Biarritz neue Strafzölle angekündigt hatte, mahnten die | |
anderen Teilnehmer vor den negativen Auswirkungen des Konflikts für die | |
Weltwirtschaft. | |
Die Chinesen, die nicht Mitglied der G7 sind, mischten sich daraufhin aus | |
der Ferne ein. „Sehr, sehr gute Anrufe aus China habe es gegeben“, verriet | |
der Gast aus Washington. Deshalb würden die Handelsgespräche sehr bald | |
wieder aufgenommen. „China ist ein großes Land und Xi Jinping ein sehr | |
großer Führer“, lobte Trump überschwänglich. Noch am Freitag hatte er den | |
chinesischen Staatschef als „Feind“ bezeichnet. Doch in der Euphorie des | |
G7-Gipfels schien er das wieder vergessen zu haben. | |
Bei seiner allgemeinen Begeisterung sparte der Präsident allerdings ein | |
Thema aus: den Klimawandel, der durch die [2][Waldbrände in der | |
Amazonasregion] neue Bedeutung bekommen hatte. An der Sitzung zum Thema | |
Artenschutz und Klima am Montagmorgen nahm er erst gar nicht teil. Die USA | |
waren 2017 aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen, und der Präsident | |
hatte offensichtlich keine Lust, das heiße Eisen noch einmal anzupacken. | |
Die G7-Mitgliedstaaten sagten den Amazonas-Anrainern technische und | |
finanzielle Unterstützung zu und gaben 20 Millionen Dollar an Soforthilfe | |
frei. Die Summe gehört zusammen mit dem Sicherheitspakt für die Sahelzone | |
zu den wenigen konkreten Ergebnissen des Gipfels – auch wenn die Summe | |
gemessen an der apokalyptischen Dimension der Brände in Lateinamerika | |
mickrig und wohl nicht mehr als reine Kosmetik ist. Eine Abschlusserklärung | |
gab es nicht, wie Macron schon vorab angekündigt hatte. Er fürchtete eine | |
Reaktion wie im vergangenen Jahr beim Treffen in Kanada, als Trump nach | |
seiner Abreise die Unterschrift unter das Schlussdokument zurückgezogen | |
hatte. | |
Das Thema, bei dem es die meisten Fortschritte gab, war der Atomstreit mit | |
Iran. Macron sagte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Trump, dass er | |
ein [3][Treffen Trumps mit Irans Präsident] Hassan Ruhani in den nächsten | |
Wochen erwartet. „Wir haben die Bedingungen geschaffen für eine | |
Zusammenkunft“, sagte Macron am späten Montagnachmittag. Trumps Statement | |
daraufhin: „Wenn die Umstände stimmen, wäre ich sicherlich bereit.“ Es ha… | |
„großartige Einigkeit“ in der Iran-Frage geherrscht, hatte er zuvor gesagt. | |
Macron hatte am Sonntagnachmittag kurzfristig den iranischen Außenminister | |
Mohammed Dschawad Sarif einfliegen lassen. Irans Präsident Hassan Ruhani | |
stellte sich hinter die Vermittlungsbemühungen seines Außenministers: „Es | |
liegt im nationalen Interesse unseres Landes, jedes verfügbare Mittel zu | |
nutzen“, sagte er am Montag. | |
Macron bemüht sich seit Wochen um Vermittlung mit der iranischen Regierung | |
und hatte Sarif bereits am Freitag im Élysée-Palast empfangen. Die USA | |
waren 2018 aus dem Atomabkommen mit Iran ausgestiegen und hatten das Land | |
mit weiteren Sanktionen belegt. | |
26 Aug 2019 | |
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## AUTOREN | |
Christine Longin | |
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