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# taz.de -- Pflegeeltern in Niedersachsen gesucht: Nur das Beste für das Kind
> In Hannover gibt es zu wenig Menschen, die Kinder bei sich aufnehmen
> wollen. Kein Wunder: Sie müssen bereit sein, ihr Leben radikal zu ändern.
Bild: Neues Zuhause: Familie Dupont aus Ditzingen bei Stuttgart mit ihren Pfleg…
Hannover taz | Es klafft eine Lücke zwischen der Anzahl von [1][Kindern und
Jugendlichen, die dringend eine Familie brauchen], und der von Erwachsenen,
die diese Familie sein könnten und sein wollen. Die Region Hannover hat
darum einen Aufruf gestartet: [2][„Pflegekinderdienst sucht Eltern“] steht
auf ihrer Homepage. Jedes Jahr suchen etwa 20 Kinder in und um Hannover ein
neues Zuhause, weil „ihr Wohl bei den leiblichen Eltern gefährdet ist“, wie
es weiter heißt.
20 Kinder, klingt nicht viel. 20 Kinder dürften doch unterzubringen sein
irgendwo in einer Region mit 21 Gemeinden und 1.157.624 Einwohner*innen.
Doch das Problem verschärft sich seit Jahren. Steigende
Lebenshaltungskosten, die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt, ein
verändertes Geschlechterbild spielen dabei mit. Während es früher für viele
Mütter selbstverständlich war, wegen der Kinder und der Familie eine
Zeitlang oder ganz aus dem Job auszusteigen, können sich das heute immer
weniger Frauen vorstellen.
Das ist für Pflegekinder ein Problem, denn vor allem in der ersten Zeit in
der neuen Familie benötigen sie einen intensiven Kontakt zu den
Pflegeeltern. Sie kommen meist aus schwierigen Verhältnissen und sind zum
Teil traumatisiert. Viele haben kein Vertrauen zu Erwachsenen und müssen
erst lernen, eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Da kann eine
Rundum-Betreuung vonnöten sein.
Während früher vor allem heterosexuelle Ehepaare Pflegekinder aufnehmen
konnten, sucht der Pflegekinderdienst mittlerweile auch unverheiratete oder
[3][homosexuelle Paare] sowie Alleinlebende und Alleinerziehende.
Potenzielle Pflegeeltern können sich bei Info-Veranstaltungen ein Bild über
das Leben mit fremden Kindern machen.
## Muss man gefährdete Kinder herausnehmen?
In Gesprächen mit den Mitarbeiter*innen vom Pflegekinderdienst wird genau
geschaut, ob die Frauen und Männer tatsächlich als Pflegeeltern geeignet
sind. Mitunter dauert es eine Weile, bis Pflegeeltern und -kinder
zueinander finden.
Doch es gibt auch Kritik an diesem System. Müssen gefährdete Kinder in
jedem Fall aus der Herkunftsfamilie herausgenommen werden? Gibt es nicht
auch andere Möglichkeiten, das Kindeswohl wieder herzustellen?
Möglichkeiten, die die leiblichen Eltern direkt mit einbeziehen?
Darüber streitet die Fachwelt. Die einen sagen: Wenn Kinder vernachlässigt,
geschlagen oder missbraucht werden, wenn sie in ihrer Entwicklung behindert
werden, weil sich die Eltern nicht ausreichend kümmern, wenn Mutter und
Vater drogenabhängig sind, [4][ist es besser, die Kinder an einen Ort zu
bringen, an dem es ihnen gut geht].
Aber geht es ihnen denn gut ohne Bindung zur leiblichen Mutter, zum
leiblichen Vater? Das halten jene dagegen, die meinen, [5][dass Kinder
heute zu schnell aus der Herkunftsfamilie genommen und der staatlichen
Obhut übergeben werden]. Diesem Konflikt sind insbesondere die Jugendämter
ausgesetzt. Belassen sie ein Kind in der Familie oder reagieren sie zu
spät, stehen sie am Pranger. So geschehen bei Kevin 2006 in Bremen, als der
Zweijährige von seinem drogenabhängigen Vater getötet wurde.
Nehmen die Jugendämter dagegen ein Kind zu früh aus der Familie, heißt es
oft, das sei staatliche Willkür. Vermutlich gibt es kein Richtig oder
Falsch. Die Wahrheit kann auch in der Mitte liegen.
Mehr über die Suche nach Pflegefamilien und die Kritik an diesem Konzept
lesen Sie in der taz am Wochenende oder [6][hier, am E-Kiosk].
16 Aug 2019
## LINKS
[1] /Zu-wenig-Pflegefamilien-in-Berlin/!5457907&s=Pflegefamilie/
[2] https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Soziales/Familie-Partn…
[3] /Hamburg-will-mehr-schwule-Pflege-Eltern/!5324073&s=pflegekinder/
[4] /Archiv-Suche/!5058143&s=Esther+Pflegefamilie/
[5] /Folgen-der-Kinderschutzpolitik/!5492749&s=kutter+jugendamt/
[6] /Unser-eKiosk/!114771/
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Jugendämter
Gewalt gegen Kinder
Sorgerecht
Kinderrechte
Sorgerecht
Gewalt gegen Kinder
Kindeswohl
Homosexualität
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