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# taz.de -- Nach antiziganistischem Brandanschlag: Verdächtige festgenommen
> Im Mai wollten mehrere Männer den Wohnwagen einer schlafenden Familie in
> Brand setzen. Nun hat die Polizei acht Tatverdächtige verhaftet.
Bild: Kundgebung gegen Antiziganismus am Berliner Mahnmal für Sinti und Roma i…
Berlin taz | Nach einem offenbar antiziganistischen Brandanschlag in
Baden-Württemberg hat die Polizei acht Tatverdächtige festgenommen. Das
teilte das Polizeipräsidium Ulm am Dienstagnachmittag mit. Die Männer
sollen beteiligt gewesen sein, als Ende Mai in der Kleinstadt Erbach nahe
Ulm eine brennende Fackel in unmittelbare Nähe eines Wohnwagens geworfen
wurde, in dem eine Sinti-Familie mit ihrem neun Monate alten Baby schlief.
Die Familie hatte mit ihren Wohnwagen auf einer Wiese in Erbach
übernachtet. Die Tatverdächtigen seien mit einem Auto vorbeigefahren und
hätten etwas gerufen. Anschließend sei aus dem Auto heraus die Fackel
geworfen worden, die den Wagen nur knapp verfehlte. Die Täter flüchteten,
die betroffene Familie wandte sich an die Polizei. Diese stellte die Fackel
sicher und teilte etwa eine Woche später mit, man gehe von einer
antiziganistischen Tat aus und suche nach Zeugen. Wegen des Verdachts einer
politisch motivierten Straftat übernahm die Schwerpunktstaatsanwaltschaft
Stuttgart die Ermittlungen.
Am Dienstag dann durchsuchte die Polizei mehrere Wohnungen und ein
Gartengrundstück in Erbach und dem benachbarten Blaustein. Die acht
Tatverdächtigen seien Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren. Es seien
„zahlreiche Beweismittel“ sichergestellt worden – um was es sich dabei
handelt, wollte die Behörde auf Nachfrage mit Blick auf die laufenden
Ermittlungen nicht konkretisieren.
Vier Verdächtige wurden dem Haftrichter vorgeführt, drei wurden
zwischenzeitlich wieder entlassen. Bei einem Beschuldigten war zum
Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Textes noch nicht entschieden, ob er
dem Haftrichter vorgeführt wird.
## Vermehrte Hasskriminalität
„[1][Antiziganismus] zeigt sein grausames Gesicht in Baden-Württemberg“,
sagte Daniel Strauß, Vorstandsvorsitzender des [2][Landesverbands Deutscher
Sinti und Roma in Baden-Württemberg], der taz. Es seien insgesamt 18
Familien vor Ort gewesen. „Sie alle waren in Gefahr.“ Der Verband werde
Anwälte beauftragen, die Familie als Nebenkläger zu vertreten. „Nach dem
NSU und NSU 2.0 ist es besonders wichtig, auf diese Straftaten ein
Augenmerk zu haben“, sagte Strauß.
Die Zahl antiziganistischer Straftaten ist in Deutschland [3][zuletzt
deutlich gestiegen]. Sie erhöhte sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu
2017 um knapp 54 Prozent. So zählte die bundesweite Statistik zu politisch
motivierter Kriminalität im Jahr 2018 63 Taten aus dem Unterbereich
„Antiziganistisch“. Im Vorjahr waren es 41. Hasskriminalität gegen Roma und
Sinti wird erst seit 2017 separat erfasst. Zuletzt hatte sich auch der
Bundestag mit dem Thema beschäftigt: Eine Ende März [4][vom
Bundesinnenministerium eingesetzte Expertenkommission] soll bis 2021 eine
Bestandsaufnahme zum Hass gegen Sinti und Roma erarbeiten.
10 Jul 2019
## LINKS
[1] https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Gutachten_Antiziganis…
[2] https://sinti-roma.com/ermittlungserfolg-nach-antiziganistischem-brandansch…
[3] /Mehr-Hasstaten-gegen-Sinti-und-Roma/!5580625
[4] /Sinti-und-Roma-sollen-geschuetzt-werden/!5579756
## AUTOREN
Dinah Riese
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Verband Deutscher Sinti und Roma
Brandanschlag
Antiziganismus
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Schwerpunkt Rassismus
Rechte Gewalt
Schwerpunkt Rassismus
Denkmal der im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti
Hasskriminalität
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