# taz.de -- Nach Italien und wieder zurück: Die Odyssee des Momodou Ba | |
> Momodou Ba kam vor fünf Jahren nach Bremen, ist verlobt und | |
> gesundheitlich angeschlagen. Gegen seine Abschiebung wehrt er sich, so | |
> gut er kann. | |
Bild: Nach seiner Rückkehr soll Momodou Ba nun zum zweiten Mal abgeschoben wer… | |
BREMEN taz | Momodou Ba sitzt erneut in Abschiebehaft, am ersten August | |
soll er in den Flieger nach Italien gesetzt werden. Für Ba wiederholt sich | |
damit eine Odyssee, die er allerdings wegen gesundheitlicher Probleme gar | |
nicht antreten kann, sagen die AktivistInnen vom Solidaritätsbündnis | |
„Together we are Bremen“ (Twab). Der junge Senegalese war bereits Ende März | |
trotz heftiger Proteste der AktivistInnen nach Mailand abgeschoben worden. | |
Von dort hatte er sich zurück auf den Weg nach Bremen gemacht. Die Gründe | |
sind nachvollziehbar: Momodou Ba kam schon vor fünf Jahren als | |
unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Bremen, hier ist er verlobt. | |
Die Vorbereitungen zur Hochzeit liefen bereits, sagt der Aktivist Antoine | |
von Twab, der seinen Nachnamen nicht nennen will. Trotz Verlobung werden | |
die Behörden die Abschiebung aber nicht stoppen, meint Bas Anwältin | |
Dominique Köstens, da es noch keinen Termin beim Standesamt gibt. Sie hat | |
wenig Hoffnung für ihren Mandanten. | |
Für Ba gibt es keinen Weg heraus aus dem illegalen Aufenthalt, wie seine | |
Geschichte zeigt. Im Mai, nach seiner Rückkehr aus der Abschiebung, wurde | |
er in der Bremer Bahnhofvorstadt von der Polizei kontrolliert. Ebenso wie | |
beim ersten Mal sei eine anlasslose rassistische Polizeikontrolle der | |
Anlass für die Abschiebung gewesen, sagt Twab-Mitglied Antoine. Bei der | |
Kontrolle konnte Ba sich nicht ausweisen. Damit lief beim Bundesamt für | |
Migration und Flüchtlinge ein neues Verfahren an, um ihn wieder nach | |
Italien abzuschieben. | |
Ba wurde verhaftet. Die Fristen für die Inhaftierung während eines | |
Wiederaufnahmeverfahrens sind jedoch laut Dublin-Verordnung begrenzt, denn | |
die deutsche Behörde muss Italien erst einmal um Wiederaufnahme bitten. | |
Solange liegt kein Vollstreckungsbescheid vor. Ba wurde deshalb nach einem | |
Tag wieder freigelassen. | |
Unglücklich war, dass Mitte Juli erneut das Fehlen seiner Papiere | |
festgestellt wurde. Nachbarn riefen die Feuerwehr, weil es in der Wohnung, | |
in der Ba sich zu dem Zeitpunkt aufhielt, einen Rauchalarm gab. So | |
berichten es die Twab-AktivistInnen. Diesmal konnten die Beamten ihn | |
festnehmen, da ein Abschiebebescheid vorlag. Seitdem ist er wieder im | |
Abschiebegefängnis in der Vahr gelandet, von wo aus im Frühjahr auch seine | |
erste Zwangsausreise vollzogen wurde. | |
Die AktivistInnen versuchen jetzt trotz schlechter Aussichten weiterhin, Ba | |
aus der Abschiebehaft zu befreien. Ihr Bündnis von Menschen deutscher und | |
nicht-deutscher Staatsbürgerschaft, dessen Mitglied Ba war, kämpfte im | |
Frühjahr dieses Jahres erfolglos mit anderen solidarischen Gruppen gegen | |
die Abschiebung von Momodou Ba und Godstime O. [1][(die taz berichtete)]. | |
Am vergangenen Donnerstag wendeten sie sich mit einem Hilfegesuch an die | |
Öffentlichkeit. In einem Schreiben von Ba, das die AktivistInnen auf ihrem | |
Twitter-Account verbreiteten, berichtete der Mann von schmerzenden Knoten | |
auf der Haut. Er müsse sich übergeben und habe Fieber. | |
Mittlerweile gehe es ihm zwar ein wenig besser, berichtete Momodou Ba der | |
taz am Dienstag aus der Haft. Er wurde seit seiner Inhaftierung zweimal ins | |
Krankenhaus gebracht, seitdem bekommt er Schmerzmittel. Die Knoten seien | |
allerdings nicht verschwunden, so Ba, nachts könne er deshalb nicht | |
schlafen. Eigentlich müssten seine Knoten ambulant operiert werden, das | |
steht laut dem Betroffenen, Antoine von Twab und der Anwältin im zweiten | |
Arztbrief. | |
Die Berichte vom Arzt bekam Ba jedoch erst am Montag zu Gesicht, nachdem | |
sich die AktivistInnen über soziale Medien hilfesuchend an die | |
Öffentlichkeit gewandt hatten. „Dass das Zufall war, halte ich für relativ | |
unwahrscheinlich“, sagt seine Anwältin Dominique Köstens. „Es ist eher der | |
öffentliche Druck gewesen.“ Die Briefe hätten nach ihrer Auffassung viel | |
früher herausgegeben werden können. Sie habe im Vorfeld bei der Polizei | |
mehrfach auf die Herausgabe der Arztbriefe gedrängt. | |
Die Polizei äußerte sich auf Anfrage der taz dazu nicht. Man werde sich aus | |
datenschutzrechtlichen Gründen zu Details nicht äußern. Auch bei der | |
Innenbehörde heißt es, man dürfe zu medizinischen Daten keine Auskunft | |
geben. | |
Der Arztbrief wird Momodou Ba aber nicht helfen, wenn er nicht operiert und | |
stattdessen abgeschoben wird. „Wie soll ich in Italien damit klarkommen, | |
wenn ich wieder auf der Straße bin?“, sagt Ba im Gespräch mit der taz. Wenn | |
er nach der Abschiebung in Italien ankomme, würden ihm ein paar Papiere | |
gegeben, dann werde er in die Obdachlosigkeit entlassen. | |
Der junge Mann weiß, wovon er spricht: In Italien ist die Situation für | |
Geflüchtete schwierig, Betroffene berichten von menschenunwürdigen | |
Zuständen in überfüllten Flüchtlingsunterkünften. Die Abschiebung sei | |
deshalb abstrus, sagt Antoine von Twab: „Er wird sowieso wiederkommen.“ | |
25 Jul 2019 | |
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## AUTOREN | |
Elisabeth Nöfer | |
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