| # taz.de -- Vorschlag zum Berliner Mietendeckel: Ein nicht ganz dichter Deckel? | |
| > Der Berliner Mieterverein legt eigene Vorschläge für den geplanten | |
| > Mietendeckel vor. Aber macht das alles Sinn? Ein Wochenkommentar. | |
| Bild: Die Wohnungssuche soll wieder einfacher werden durch den geplanten Mieten… | |
| Die Reaktion des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen BBU | |
| machte misstrauisch. Als „erfrischend differenziert und diskussionsfähig“ | |
| bezeichnete der Verband die am Dienstag vorgestellten Vorschläge des | |
| Mietervereins zur Ausgestaltung eines Mietendeckel, wie ihn der Senat | |
| plant. | |
| Differenziert? Diskussionsfähig? Normalerweise vertreten Verein und Verband | |
| exakt gegensätzliche Interessen. Bei näherem Hinsehen erklärte sich der | |
| freundliche Ton des BBU aber durchaus. Denn der Vorschlag des Mietervereins | |
| fällt teilweise hinter die vom Senat beschlossenen Eckpunkte zurück. | |
| Der gravierendste Unterschied: Es soll keinen generellen Mietenstopp für | |
| alle geben. Der Mieterverein hat für Wohnungen je nach Baujahr und Größe | |
| sechs Höchstwerte pro Quadratmeter festgelegt. 25 Prozent der Mieten lägen | |
| darunter, so die Schätzung. Geht es nach dem Mieterverein, könnten sie | |
| weitersteigen, wenn auch nur um jährlich 1,5 Prozent. | |
| Die Begründung: Dadurch würde man bei Vermietern, die bisher nicht so | |
| zugelangt haben, die Wirtschaftlichkeit nicht außer Kraft setzen. Vor allem | |
| aber will der Mieterverein ein Modell, das langfristig trägt, nicht nur für | |
| fünf Jahre. Und das kriege man mit einem kompletten Mietenstopp nicht hin, | |
| so die Argumentation. | |
| ## Keinen Gefallen getan | |
| Ein langfristiger Schutz der MieterInnen klingt gut, darauf zielte der | |
| Senat bislang aber nicht vorrangig ab. Der wird hinter die Ankündigung, die | |
| Mieten fünf Jahre einzufrieren, kaum wieder zurückkommen. Ein Deckel, der | |
| nicht ganz dicht ist, ließe sich politisch schlicht nicht verkaufen. Und es | |
| ist ja auch schwer zu vermitteln, warum gerade bei denen, die sich nur eine | |
| vergleichsweise billige Wohnung leisten können, die Mieten weiter steigen, | |
| in den wirklich teuren Wohnungen aber nicht. | |
| Der Vorschlag des Mietervereins, für einzelne Modernisierungen einen | |
| Erhöhungsspielraum zu definieren, ist sicher hilfreich. Und auch der | |
| Grundsatz, nicht zwischen Wohnlagen zu unterscheiden, ist richtig: Wenn | |
| jemand eine Wohnung neu vermietet, dürfte er oder sie nur den festgelegten | |
| Höchstsatz nehmen. Selbst in Mitte gäbe es plötzlich wieder bezahlbare | |
| Wohnungen auf dem Markt, die Entmischung der Kieze würde so abgebremst. | |
| Mit der Aufweichung des Mietenstopps hat der Mieterverein den | |
| MieterschützerInnen unter den Abgeordneten aber keinen Gefallen getan. Es | |
| ist jetzt schon abzusehen, dass der Vorschlag in der politischen Debatte | |
| gegen Rot-Rot-Grün verwendet wird – als Beleg dafür, dass ein kompletter | |
| Mietenstopp aber wirklich gar nicht geht, wenn schon der Mieterverein das | |
| so sagt! Und was noch problematischer ist: Auch KritikerInnen innerhalb der | |
| Koalition dürften das dankbar aufgreifen. Auf die Diskussion darf man | |
| gespannt sein. | |
| 20 Jul 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Antje Lang-Lendorff | |
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