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# taz.de -- Politischer Mordfall Walter Lübcke: Zwei weitere Festnahmen
> Die Polizei hat zwei Männer festgenommen, die die Tatwaffe beschafft
> haben sollen. Auch ein Waffendepot wurde ausgehoben.
Bild: Lübcke wurde am 2. Juni aus nächster Nähe auf der Terrasse seines Haus…
BERLIN/KASSEL taz | Im Mordfall Walter Lübcke wird nun gegen das Umfeld des
Tatverdächtigen Stephan Ernst vorgegangen: Die Bundesanwaltschaft
bestätigte am Donnerstagvormittag, dass es zwei Festnahmen gegen
mutmaßliche Waffenlieferanten von Ernst gab: den 64-jährigen Elmar J. und
den 43-jährigen Markus H. aus Kassel und dem Landkreis Höxter.
Elmar J. soll 2016 die Tatwaffe verkauft haben, mit der Stephan Ernst
Anfang Juni den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke vor dessen
Haus in Wolfhagen-Istha erschossen haben soll. Markus H. wiederum soll den
Kontakt zwischen beiden hergestellt haben. Die Wohnungen der Männer seien
durchsucht worden, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Man werde Haftbefehle
wegen „des dringenden Tatverdachts der Beihilfe zum Mord“ beantragen.
Zugleich hoben die Ermittler nach taz-Informationen in der Nacht zum
Donnerstag ein Waffendepot von Ernst in einem Erdloch bei dessen Kasseler
Arbeitgeber, einem Unternehmen für Fahrzeugtechnik, aus. Laut Süddeutscher
Zeitung sollen dabei fünf Waffen gefunden worden sein – darunter eine Uzi
und eine Pumpgun. Ob auch die Tatwaffe dabei war, blieb vorerst unklar.
Ein Sprecher von Ernsts Arbeitgeber bestätigte der taz am Donnerstag, dass
es Ermittlungen der Polizei auf dem Firmengelände gegeben habe. Diese
würden „in vollem Umfang unterstützt“. Weitere Angaben wollte der Sprecher
nicht machen.
## Mord war keine Spontantat
Ernst hatte am Dienstagnachmittag – nach anfänglichem Schweigen – [1][den
Mord an Lübcke gestanden]. Offenbar gab er dort auch Hinweise zu den
Waffen. Nach taz-Informationen hatte auch die Ehefrau von Ernst der Polizei
bereits mitgeteilt, ihren Mann in der Vergangenheit mit einer Waffe gesehen
zu haben.
Die aufgefundenen Waffen sprechen einmal mehr gegen eine Spontantat von
Stephan Ernst. Nach taz-Informationen soll er in seinem Geständnis
angegeben haben, es seien Aussagen von Lübcke auf einer Bürgerversammlung
2015 in Kassel-Lohfelden gewesen, die ihn zur Tat motiviert hätten. Lübcke
hatte sich damals offensiv für eine Aufnahme von Geflüchteten
ausgesprochen. Und erklärt: Wer diese Werte nicht teile, könne Deutschland
ja auch verlassen
Ernst war bereits seit 1989 mit zahlreichen rechtsextremen Straftaten
aufgefallen, darunter einem Anschlagsversuch mit einer Rohrbombe, eine
Brandstiftung auf ein von Deutschtürken bewohntes Haus und ein
Messerangriff auf einen Migranten. Seit 2009 aber soll sich Ernst laut
Angaben der Sicherheitsbehörden unauffällig verhalten haben.
Genau in der Zeit aber legte er sich offenbar seine Waffen zu – unbemerkt
von den Behörden. Zugleich war Ernst in einem Schützenverein aktiv – als
Referent fürs Bogenschießen. Zugang zu Schusswaffen habe er dort nicht
gehabt, versicherte der Vorsitzende des Schützenvereins der taz.
Offensichtlich aber fand Stephan Ernst andere Wege, um an Waffen zu
gelangen.
27 Jun 2019
## LINKS
[1] /Mordfall-Walter-Luebcke/!5603500
## AUTOREN
Konrad Litschko
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