# taz.de -- Nach Enthüllung zu rechtsextremem Netz: Hilfe für Bedrohte geford… | |
> Politiker fordern Unterstützung für Menschen, die auf rechten Todeslisten | |
> stehen. Mit Einzeltäter-Theorien müsse Schluss sein. | |
Bild: In Mecklenburg-Vorpommern ermitteln die Behörden gegen ehemalige und akt… | |
Berlin taz | Nach Berichten in der taz und anderen Medien über mutmaßlich | |
[1][rechtsterroristische Pläne der Nordkreuz-Gruppe] in | |
Mecklenburg-Vorpommern fordern Politiker in Bund und Land ernste | |
Konsequenzen. „Die neuen, schrecklichen Details über die rechtsextreme | |
Gruppe Nordkreuz müssen alle wachrütteln“, sagt SPD-Generalsekretär Lars | |
Klingbeil der taz. Der Staat sei den Personen, die auf den Todeslisten | |
stehen, eine lückenlose Aufklärung schuldig. Gerade mögliche Verbindungen | |
in die Polizei, zu Reservisten und in die AfD müssten aufgedeckt werden. | |
„Schluss mit den Einzeltäter-Theorien“, so Klingbeil. „Rechte | |
Terrornetzwerke müssen ausgetrocknet werden.“ | |
Zwei Männer von Nordkreuz, ein Anwalt und ein Kriminalpolizist, sollen | |
geplant haben, an einem „Tag X“ politische Gegner zu töten und dafür List… | |
angelegt haben. Der Generalbundesanwalt ermittelt wegen „Vorbereitung einer | |
schweren staatsgefährdenden Gewalttat“. Parallel wird gegen den Leiter der | |
Nordkreuz-Gruppe und drei weitere aktive und ehemalige SEK-Beamte wegen | |
gestohlener Munition ermittelt, insgesamt horteten sie mindestens 60.000 | |
Schuss. | |
Konstantin von Notz, Vizefraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, | |
fordert Hilfsangebote für mutmaßlich Betroffene – koordiniert vom Bund. | |
„Nach Jahren des Relativierens müssen die Behörden jetzt transparent und | |
entschlossen agieren“, so von Notz zur taz. „Der Mord an Walter Lübcke, | |
mehrere Verfahren gegen rechtsterroristische Strukturen und die hohe | |
Waffenaffinität dieser Kreise sollten uns alle alarmieren.“ | |
Die Vorsitzende der Linken, Katja Kipping, hatte bereits am Wochenende | |
gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gefordert, „dass die 25.000 | |
Personen, die auf den Todeslisten des rechten Terrornetzwerkes stehen, | |
umgehend informiert werden“. Nach taz-Recherchen stammt der Großteil der | |
sichergestellten Daten aus dem Hack eines Versandhandels. Zusätzlich haben | |
die beiden Terrorverdächtigen zu einer dreistelligen Zahl an Personen Daten | |
gesammelt. Bei 29 von ihnen wurden Informationen ergänzt, die mutmaßlich | |
aus einem Polizeisystem stammen: Adressen und Geburtsdaten, aber auch ein | |
Wohnungsgrundriss, den der Staatsschutz Jahre zuvor angefertigt hatte. | |
Der FDP-Innenpolitiker Benjamin Strasser verlangt, dass der Innenausschuss | |
des Bundestages endlich ordentlich zu Nordkreuz und zu Zusammenhängen mit | |
anderen Prepper-Chatgruppen informiert wird. „Seit Monaten verweist die | |
Bundesregierung entweder auf Nichtwissen oder versteckt sich hinter den | |
Ermittlungen des Generalbundesanwalts“, so Strasser zur taz. „Das kann | |
nicht so weitergehen.“ Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) plant nach | |
taz-Informationen immerhin, das Thema „Rechte Netzwerke“ auf die | |
Tagesordnung der nächsten Innenministerkonferenz zu setzen, die Anfang | |
Dezember stattfindet. Zudem beschäftigt sich seit Kurzem eine | |
Bund-Länder-Arbeitsgruppe der Verfassungsschutzämter mit Rechtsextremisten | |
in Behörden. | |
In Mecklenburg-Vorpommern kritisieren Politiker schon länger den Umgang mit | |
dem Nordkreuz-Fall. Für den SPD-Abgeordneten Dirk Friedriszik, der in | |
Schwerin im Innenausschuss sitzt und lange Berufssoldat war, ist das | |
Problem „viel größer und umfangreicher, als wir jetzt sehen“. Von | |
Innenminister Lorenz Caffier (CDU) verlangt er: „Es muss jetzt alles auf | |
den Tisch, ohne Wenn und Aber, ohne Rücksicht auf etwaige Parteikollegen.“ | |
Auch damit nicht unbescholtene Polizisten und Soldaten in Verruf geraten. | |
9 Jul 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Rechter-Terror-in-Deutschland-/!5608261 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
Christina Schmidt | |
## TAGS | |
Bundesamt für Verfassungsschutz | |
Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk | |
Nordkreuz | |
Schwerpunkt Rechter Terror | |
Verfassungsschutz | |
Horst Seehofer | |
Lorenz Caffier | |
SEK | |
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) | |
Prepper | |
Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk | |
Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke | |
Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt Rechter Terror | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Rechte Prepper-Gruppe „Nordkreuz“: Betroffene tappen weiter im Dunkeln | |
Nach zwei Jahren werden Personen auf der „Nordkreuz“-Feindesliste nun doch | |
benachrichtigt. Mit einem rätselhaften Schreiben. | |
Jahrestag des NSU-Urteils: Nichts ist geklärt | |
Der Fall Lübcke hat eine schwärende Wunde wieder aufgerissen. | |
Rechtsextremisten können auch ein Jahr nach dem Schuldspruch weiter Angst | |
verbreiten. | |
Rechter Terror in Deutschland: Auf der Feindesliste | |
Mitglieder der Preppergruppe Nordkreuz sollen geplant haben, politische | |
Gegner zu töten. Was tut der Staat gegen rechten Terror? | |
Rechtsextremisten und Verfassungsschutz: Der „Wirkzusammenhang“ | |
NSU, war da was? Ausgerechnet der Präsident des Verfassungsschutzes äußert | |
sich in einem ZDF-Interview zum Fall Lübcke grob fahrlässig. | |
Tödlicher Schuss auf Walter Lübcke: Das Fanal | |
Jetzt ermittelt Karlsruhe im Fall Lübcke. Der Verdächtige war bereits als | |
rechter Gewalttäter bekannt – und hatte der AfD Geld gespendet. |