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# taz.de -- Nach Kritik an Migranten-Unterbringung: US-Regierung verlegt Kinder
> Die Bedingungen von eingesperrten Migrantenkindern in US-Lagern haben
> viele erschreckt. Nun werden sie in anderen Einrichtungen untergebracht.
Bild: Menschen in El Paso, Texas, warten auf Essen (Archivbild vom 27. März 20…
El Paso ap | Nach Medienberichten über die desolate Unterbringung von mehr
als 300 Kindern an der Grenze zu Mexiko hat die US-Regierung unzählige
Minderjährige aus der umstrittenen Grenzkontrollstelle in Texas geholt. Am
Montag seien noch 30 Kinder in der Einrichtung bei El Paso gewesen, sagte
die Kongressabgeordnete Veronica Escobar unter Verweis auf Informationen
von der Zoll- und Grenzschutzbehörde.
In den Berichten hatte es geheißen, mehr als 300 Kinder versorgten sich in
der Einrichtung gegenseitig – die älteren versuchten, sich um Kleinkinder
und Säuglinge zu kümmern. Sie hätten nicht genügend Wasser, Lebensmittel
und Sanitäranlagen. Teilweise konnten sie seit Tagen nicht duschen. Die
Nachrichtenagentur AP berichtete am Donnerstag erstmals über die Zustände
in Clint bei El Paso. Einige Kinder wurden dort seit drei Wochen
festgehalten, 15 von ihnen waren an Grippe erkrankt, weitere 10 befanden
sich in medizinischer Quarantäne wie Anwälte berichteten, die die
Einrichtungen besuchen konnten.
Wohin alle Kinder gebracht wurden, war zunächst unklar. Laut Escobar wurden
einige in eine andere Unterkunft in El Paso geschickt. Ihr zufolge gibt es
in der temporären Einrichtung Ausrollmatratzen, Duschen, medizinische
Versorgung und Klimaanlagen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights
Watch (HRW) widersprach: Dort seien die Konditionen nicht unbedingt besser,
sagte die HRW-Anwältin Clara Long. Ein Junge habe ihr erzählt, seine
Familie habe in den ersten zwei Nächten keine Matratzen zum Schlafen
erhalten, sagte Long. Seine Mutter habe Fieber bekommen, es habe keine
Zahnbürsten gegeben und sei sehr kalt gewesen.
Grenzschutzbeamte teilten der Nachrichtenagentur AP am Montag mit, dass
ihre Kurzzeiteinrichtungen nicht für schutzbedürftige Personen ausgelegt
seien. Sie benötigten dringend zusätzliche Mittel, um diese humanitäre
Krise zu bewältigen.
## Scharfe Kritik
Abgeordnete der Demokraten und Republikaner hatten sich in der vergangenen
Woche angesichts der Berichte entsetzt gezeigt. Vizepräsident Mike Pence
sagte am Sonntag in der Fernsehsendung „Face the Nation“, unsichere,
unhygienische Bedingungen für Kinder seien „total inakzeptabel“. Er hoffe,
der Kongress werde weitere Ressourcen für die Grenzsicherung zur Verfügung
stellen.
Scharfe Kritik gibt es aber nicht nur an der Unterbringung von
unbegleiteten Minderjährigen. Die ranghöchste Demokratin Nancy Pelosi griff
Präsident Donald Trump wegen geplanter Massenabschiebungen an. Damit bewege
sich Trump „außerhalb des Zirkels des zivilisierten menschlichen
Verhaltens“, sagte die Vorsitzende des Repräsentantenhauses am Montag
(Ortszeit) bei einer Veranstaltung zum Thema Einwanderung in Queens in New
York. Ähnlich kritisch äußerte sich der demokratische Minderheitsführer im
Senat, Chuck Schumer.
[1][Am Wochenende hatte Trump die Massenabschiebungen kurz vor deren für
Sonntag angekündigten Beginn] auf Eis gelegt. Der Kongress habe nun zwei
Wochen Zeit, „die Asyl- und Schlupflochprobleme“ an der Grenze zu Mexiko zu
lösen, schrieb er auf Twitter, und drohte: „Wenn nicht, fangen die
Abschiebungen an!“.
Die in den Grenzeinrichtungen eingesperrten Kinder konnten HRW-Anwältin
Long und andere Anwälte im Rahmen eines Abkommen aus der Ära des ehemaligen
Präsidenten Bill Clinton besuchen. Das sogenannte Flores-Settlement regelt
die Unterbringung von Migrantenkindern und ihren Familien. Laut den
Anwälten kannte der Grenzschutz den Besuchstermin drei Wochen im Voraus.
Viele der festgehaltenen Kinder kamen alleine an die Grenze zwischen den
USA und Mexiko, einige wurden laut den Anwälten jedoch von ihren Eltern
oder anderen Angehörigen wie Tanten und Onkels getrennt. Die staatlichen
Regelungen sehen vor, dass die Kinder nicht länger als 72 Stunden in den
Grenzschutzeinrichtungen untergebracht sind. Spätestens dann müssen sie in
die Obhut des Gesundheitsministeriums überstellt werden, während die
Behörden entscheiden, ob sie zu Verwandten oder Freunden der Familie
gebracht werden können.
25 Jun 2019
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