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# taz.de -- Kolumne Nach Geburt: Mama macht das schon
> Noch immer arbeiten Frauen mehr im Haushalt als Männer – auch bei unserem
> Autor. Damit muss jetzt Schluss sein, auch, wenn es nervt.
Bild: Auf Mutti ist Verlass – wie hier im sorbischen Teil des Spreewalds
Darcy Lockman hat ihre [1][Kolumne in der New York Times] vor Kurzem mit
„Womit ‚gute‘ Väter durchkommen“ überschrieben. Das „gute“ steht …
zufällig in Anführungszeichen, denn Lockman wendet sich explizit an die
vermeintlich guten Väter, die in Doppelverdienerbeziehungen leben und sich
selbst als kümmernd und progressiv bezeichnen würden.
Nur, stellt Lockman mit Verweis auf Familienforscher*innen fest: Das stimmt
nicht. Die Kultur der Vaterschaft, wie sie es nennt, dieses nach außen
getragene Sicheinbringen, habe sich in den letzten Jahren stärker verändert
als das tatsächliche Verhalten der Väter. 65 Prozent der Betreuungs- und
Haushaltsarbeit leisteten nach wie vor die Mütter. „Die Teilung der
Hausarbeit ist eines der wichtigsten Gleichstellungsthemen unserer Zeit“,
schreibt Lockman deshalb.
Und ich denke: Sie hat recht.
Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) hat 2016 zum Weltfrauentag eine
Studie [2][herausgebracht]: Nach dieser haben sich vollzeiterwerbstätige
Frauen in Doppelverdiensthaushalten an einem Werktag gut 6,5 Stunden um
Kinder und Haushalt gekümmert. Vollzeiterwerbstätige Männer nur 3,5
Stunden.
Die Ungleichheit besteht übrigens auch weiter, wenn man Erwerbs- und
Haushaltsarbeit zusammenrechnet – dann arbeiteten Frauen in
Doppelverdienerhaushalten noch immer rund zwei Stunden mehr – und auch, wie
aus einer [3][Studie des DIW] von 2019 hervorgeht, an arbeitsfreien
Sonntagen.
## Es nervt
Und ich nehme mich da nicht aus. Auch meine Freundin betreut unsere Töchter
öfter als ich. Ist so. Ich bin nicht besser als viele andere Väter. Nur
eines versuche ich nicht: Ausreden zu finden. Schon gar nicht diesen
Maternal-Gatekeeping-Quatsch: also dass die Mütter die Väter nicht
ranließen an die Hausarbeit oder die Kinder.
Erstaunlich finde ich einiges an diesem zumeist von Vätern vorgetragenen
Argument: a) kann ich mir kaum vorstellen, dass tatsächlich so viele
berufstätige Frauen nicht bei der Haus- und Erziehungsarbeit entlastet
werden wollen; b) beinhaltet dieses Argument ja, dass Männer bei der
Care-Arbeit plötzlich nicht mehr in der Lage wären, sich in einem
zugegebenermaßen häufig von Frauen dominierten und etablierten System
durchzusetzen; und c) ist erstaunlich, dass von Frauen auch immer wieder
erwartet wird, dass sie sich in den von Männern implementierten und
bewahrten Berufsstrukturen durchzusetzen hätten. Und wenn nicht: selber
schuld. (Männliches) Gatekeeping zählt da plötzlich nicht mehr als
Argument.
Frauen dürfen Männer nicht mehr damit durchkommen lassen – auch nicht die
„guten“. Auch nicht mich. Meine Freundin hat sich das jetzt vorgenommen.
Sie hat die Times-Kolumne auch gelesen. Sie hat sie mir sogar geschickt.
Sie fordert ihre Zeit ohne Kinder mittlerweile noch aktiver ein.
Und was soll ich sagen? Es nervt.
Aber: Genau so muss es sein.
4 Jul 2019
## LINKS
[1] https://www.nytimes.com/2019/05/04/opinion/sunday/men-parenting.html
[2] https://www.diw.de/de/diw_01.c.528162.de/themen_nachrichten/auch_in_doppelv…
[3] https://www.diw.de/de/diw_01.c.616012.de/themen_nachrichten/internationaler…
## AUTOREN
Jürn Kruse
## TAGS
Gleichberechtigung
Haushalt
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Familie
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