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# taz.de -- Kolumne Nach Geburt: Der Saugroboter als Freund
> Ich bin eher so der norddeutsche Typ, zurückhaltend und in der
> Öffentlichkeit besser nicht auffallend. Blöd, dass Tochter zwei ganz
> anders ist.
Bild: Der Staubsaugerroboter würgt jeden Tierwunsch ab
Wir haben einen neuen Mitbewohner, der von meinen Töchtern mit Liebe
überschüttet wird. Sie freuen sich auf ihn, wenn sie aus der Kita nach
Hause kommen, sie streicheln ihn, sie reden mit ihm, manchmal jagen sie ihn
durch die Wohnung, manchmal jagt er sie. Unser neuer Mitbewohner hat –
natürlich – auch einen Namen. Aber da alle Tiernamen aus „Bibi & Tina“
schon an Fahr- oder Laufräder vergeben waren, musste ein anderer her. Hmm,
schwierig. Ich schlug „Orang-Utan-Klaus“ vor. „Den Namen hab ich auch auf
meiner Liste“, sagte Tochter eins. So war es entschieden. [1][Beste Grüße
an Helge Schneider.]
Orang-Utan-Klaus, das ist doch kein Name für eine Katze, werden Sie
einwenden, weil Sie entweder auch zu viel Helge Schneider gehört haben oder
einfach zu Recht darauf hinweisen, dass Orang-Utan-Klaus kein passender
Name für eine Katze sei. Nur gut, dass unser neues Haustier keine Katze
ist, sondern ein: Hund.
Nein, Quatsch, das ist das Letzte, was wir aktuell brauchen. Es ist ein:
Staubsaugerroboter.
Ist süß, blinkt, macht keinen Dreck (im Gegenteil), fährt rum, ist ein
bisschen tollpatschig, wenn er den Weg zurück zur Station nicht findet –
und wird dann liebevoll von meinen Töchtern in den Flur getragen. Der
Staubsaugerroboter würgt jeden Tierwunsch ab. Kann ich allen Eltern nur
empfehlen.
## Vom „ich“ zum „man“
Nur eine Sache ist unangenehm: Wenn Tochter zwei bei Aldi in der Vitrine
noch so ein Ding entdeckt. „Da ist noch ein Orang-Utan-Klaus!!“, brüllt sie
dann durch den Laden. Und ich: Hihi, Orang-Utan-Klaus, jaja, Kinder, so
sind sie, Sie kennen das, die Fantasie, hüstel hüstel, lass uns
weitergehen, hier Frischkäse, den brauchen wir noch. Ich bin eher so der
norddeutsche Typ, ruhig, zurückhaltend, in der Öffentlichkeit besser nicht
auffallend. Man mogelt sich halt so durch. Und man wechselt vom „ich“ zum
„man“, wenn man über sich selbst redet. Blöd, dass Tochter zwei ganz ande…
ist. Und noch blöder, dass sie an jeder Ecke etwas entdeckt, was sich
rauszubrüllen lohnt: „Papa, da ist ja dein Lieblingsessen!“ Kunstpause,
damit auch wirklich alle im Laden zuhören. „Knoppers!!!“
Okay, einfach weiter einkaufen, nicht irritieren lassen.
„Papa!! Guck mal!! ‚Paw Patrol‘!! Das gucken wir doch immer im Fernsehen
bei Netflix und Amazon Prime!!“ (ausgesprochen: „Amazon Pueim“)
Nicht meine Tochter, nicht meine Tochter, einfach weitergehen, ja, hast du
gut erkannt, so, jetzt spielen wir mal Schweigen.
„Papa!! Das Eis isst Mama doch immer in der Badewanne!!“
Jaja, toll, was du alles siehst, nicken, jeder Einkauf geht vorbei, schnell
noch das Eis und die Knoppers eingepackt und dann ab nach Hause. Tür auf.
„Orang-Utan-Klaus, da bist du ja, mein Süßer, du wirst es nicht glauben ……
ruft Tochter zwei: „Wir haben bei Aldi deine Schwester getroffen!“
13 Jun 2019
## LINKS
[1] /Helge-Schneider-wird-60/!5225950
## AUTOREN
Jürn Kruse
## TAGS
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