Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Verschärfung des Prostitutionsrechts: Sexarbeit „nur noch im Wal…
> SPD-Politikerinnen fordern, den Kauf von Sex zu verbieten und Freier zu
> bestrafen. Nachdem die taz berichtete, folgt jetzt Widerstand gegen die
> Pläne.
Bild: Prostituierte in Frankfurt. Die SPD-Forderung: Prostitution verbieten, ab…
Berlin taz | Widerstand gegen Pläne aus der SPD: Oppositionspolitikerinnen,
Expertinnen und Sexarbeiterinnen sprechen sich gegen ein Sexkaufverbot aus.
Sie reagieren damit [1][auf einen Bericht der taz], in dem hochrangige
Sozialdemokratinnen das sogenannte nordische Modell gefordert haben. Unter
anderem forderte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
sozialdemokratischer Frauen, Maria Noichl, den Kauf von Sex vollständig zu
verbieten und Freier zu bestrafen.
„Für SexarbeiterInnen wäre die Einführung des nordischen Modells eine
Katastrophe“, sagt Cornelia Möhring, frauenpolitische Sprecherin der
Linksfraktion. Sie selbst habe in Schweden mehrere Gespräche zur Auswertung
des dort geltenden nordischen Modells geführt. Es verhindere Prostitution
nicht, sondern verlagere sie in den illegalen Raum. „Betroffene finden noch
weniger Schutz als zuvor und werden stigmatisiert.“
Sollte die SPD beschließen, das Modell einzuführen, habe sich „in der
Partei ein Frauenbild durchgesetzt, das fernab jeden feministischen
Denkansatzes ist“, sagt Möhring. Offenbar gingen einige in der Partei davon
aus, „dass Frauen nicht selbstbestimmt handeln können und von der SPD
gerettet werden müssen“. Mit dem nordischen Modell allerdings werde niemand
gerettet.
Auch die frauenpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, Ulle Schauws,
sagt: „Die SPD kann sich nicht das Selbstbestimmungsrecht von Frauen auf
die Fahnen schreiben und ihnen zugleich prinzipiell absprechen, dass die
Entscheidung darüber, was sie mit ihren Körpern machen, selbstbestimmt sein
kann.“ Man brauche nicht das nordische Modell, sondern einen Ausbau und
Mittel für freiwillige Beratung. Nur so könne Prostitution entstigmatisiert
werden.
## „Alle Bordelle geschlossen“
Die Historikerin Sonja Dolinsek, die zu Prostitutionspolitik forscht, sagt,
mit Einführung des nordischen Modells müssten „alle Bordelle in Deutschland
geschlossen werden“. Was mit den Sexarbeiterinnen passierte, wäre unklar.
„Sie könnten nur noch in Einzelwohnungen, im Wald oder auf der Straße
arbeiten – das trägt auf keinen Fall zur Sicherheit bei.“ Zudem würde
überhaupt nicht mehr bekannt, unter welchen Bedingungen gearbeitet würde.
„Es hat sich bisher jenseits unserer Vorstellungskraft bewegt, was
innerhalb der SPD im Gespräch ist“, sagt Johanna Weber vom Berufsverband
erotische und sexuelle Dienstleistungen. Das nordische Modell werde von
Sexarbeiterinnen weltweit abgelehnt. Im Hinblick auf die Evaluation des
sogenannten Prostituiertenschutzgesetzes, das in Deutschland 2018 in Kraft
getreten ist und ab Juli 2022 evaluiert werden soll, sagte sie: „Schon
jetzt wird die Musik gemacht für neue Gesetze.“ Die Debatte in der SPD
halte sie insofern für „sehr gefährlich“.
22 Jun 2019
## LINKS
[1] /Forderung-nach-nordischem-Modell/!5601153
## AUTOREN
Patricia Hecht
## TAGS
Prostitution
Feminismus
SPD
Freier
sexuelle Selbstbestimmung
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Prostituiertenschutzgesetz
SPD
Prostituierte
Prostitution
## ARTIKEL ZUM THEMA
„Nordisches Modell“: Allianzen für ein Sexkaufverbot
Am Dienstag trifft sich zum ersten Mal ein fraktionsübergreifender
Parlamentskreis zum Thema Prostitution. Dagegen formiert sich Protest.
Hurenkongress in Berlin: Gegen die Kriminalisierung
BDSM-Praktiken, Mythos Menschenhandel oder die Bedürfnisse von trans
Sexarbeiter_innen: Die Themen beim diesjährigen Hurenkongress waren
vielfältig.
SexarbeiterInnen erklären ihre Arbeit: Lovemobil mit Rotlichtalarm
Ein politisches Kunstprojekt will über die Situation von SexarbeiterInnen
aufklären. Gefordert werden mehr Rechte für Prostituierte.
Forderung nach „nordischem Modell“: SPD-Frauen wollen Sexkaufverbot
Die Koalition unter Schröder hat Prostitution in Deutschland liberalisiert.
Jetzt drängen führende Sozialdemokratinnen auf eine Kehrtwende.
Sexarbeiterin über Prostitutionsgesetz: „Wir arbeiten lieber unabhängig“
Das Prostitutionsgesetz wirkt nicht, sagt die Bundesregierung. Wirkt doch,
entgegnet Johanna Weber vom Bundesverband für sexuelle Dienstleistungen.
Nur wenige Prostituierte sozialversichert: Gesetze ohne Wirkung
Gesetze zum Schutz von Prostituierten vor Gewalt und Ausbeutung zeigen kaum
Wirkung. Beratungsstellen kritisieren Stigmatisierung von Sexarbeit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.