# taz.de -- Kommentar Berateraffäre der Bahn: Feine Sache für Minister Scheuer | |
> Der Aufsichtsrat schont im Skandal um viel Geld für Ex-Topmanager den | |
> Bahnvorstand. Dem Verkehrsminister nützt ein angeschlagener Bahnchef. | |
Bild: Hat trotz Berateraffäre Rückendeckung von Verkehrsminister Scheuer: Bah… | |
Die Deutsche Bahn macht es sich mal wieder leicht: Nachdem publik geworden | |
ist, dass die Bahn fragwürdige Beraterverträge mit exorbitanten Honoraren | |
für ehemalige Top-Manager des Unternehmens abgeschlossen hat, hat der | |
Aufsichtsrat am Donnerstag bei einer Sondersitzung dem Vorstand den Rücken | |
gestärkt. | |
Um sich aus der Affäre zu ziehen, hatten die [1][Vorstandsmitglieder um | |
Bahnchef Richard Lutz vorgeschlagen], dass künftig Beraterverträge mit | |
ehemaligen Vorständen nur noch mit Zustimmung des Aufsichtsrats vergeben | |
werden sollen. Der hat das jetzt abgenickt und lapidar mitgeteilt, die | |
Aufklärung laufe auf Hochtouren, statt klar und deutlich zu machen, dass | |
der Staatskonzern solch windige Geschäfte nicht durchgehen lässt. | |
Untersucht werden 26 Verträge, von denen drei mit ehemaligen | |
Konzernvorständen – also eigentlich: Kollegen – geschlossen wurden. | |
Darunter sind Vergütungen in sechsstelliger Höhe. Diese Verträge gingen | |
über den Schreibtisch des heutigen Bahnchefs Richard Lutz, der damals | |
Finanzvorstand war. | |
Trotzdem hat die Affäre allem Anschein nach keine Folgen für ihn. Offenbar | |
hat er nach wie vor die Rückendeckung von CSU-Bundesverkehrsminister | |
Andreas Scheuer. Und der hat gute Gründe, den Bahnchef – zumindest vorerst | |
– nicht auszutauschen. | |
## Woher soll das Geld für Investitionen kommen? | |
Am kommenden Dienstag wird der Aufsichtsrat wieder zusammentreten, diesmal | |
zu einer lange geplanten Sitzung. Lutz und seine Vorstandskollegen (sowie | |
eine Kollegin) wollen dann von dem Gremium ihre Strategie „Deutschland | |
braucht eine starke Schiene“ absegnen lassen. Damit wollen sie aus der | |
[2][maroden, herunter gewirtschafteten Bahn] einen modernen | |
Mobilitätsanbieter machen. | |
Das ist ein enormer Kraftakt. Denn die Bahn wird sich neu erfinden müssen, | |
wenn sie die von der Bundesregierung gesteckten Ziele erreichen soll. Bis | |
2030 sollen die Fahrgastzahlen – im Vergleich zu 2015 – auf 260 Millionen | |
im Jahr verdoppelt werden. Mehr als 30 deutsche Großstädte sollen dann im | |
Halbstundentakt miteinander verbunden sein, das ist [3][der so genannte | |
Deutschlandtakt]. | |
Mit der heutigen Infrastruktur und der heutigen Zugflotte sind diese Ziele | |
nie und nimmer zu erreichen – auch nicht mit dem heutigen Management, weil | |
es zu sehr in den Kategorien der profitorientierten Bahn gefangen ist. Die | |
Bahnmanager werden bei der Umsetzung ihrer Pläne auf große Schwierigkeiten | |
stoßen, etwa der offenen Frage, woher denn das viele Geld für die | |
unausweichlichen Investitionen kommen soll. | |
Für den Bundesverkehrsminister ist ein angeschlagener Bahnchef jedenfalls | |
eine feine Sache. Denn der wird ihm bestimmt nicht mit Forderungen nach | |
Zuschüssen von vielen, vielen Milliarden Euro kommen – genau die wären aber | |
nötig. Wenn auch nicht für anrüchige Beraterverträge oder absurde Projekte | |
wie Stuttgart 21. | |
14 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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