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# taz.de -- Prozess zur Messerattacke in Chemnitz: Blick aus dem Imbiss
> Auf den Messerangriff folgten rassistische Hetzjagden und bundesweite
> Debatten. Um die Tat aufzuklären, fand der 13. Verhandlungstag in einem
> Döner-Laden statt.
Bild: Kann der damalige Koch aus dem Ausgabefenster das gesehen haben, was er a…
Chemnitz dpa | Dominik Schulz ist seit 22 Jahren Richter. Eine
Gerichtsverhandlung wie diese aber hat der Vizepräsident des Landgerichts
Chemnitz noch nicht erlebt. Der 13. Verhandlungstag im Prozess zur
tödlichen Messerattacke von Chemnitz im vorigen August ist eine
Tatortbesichtigung und findet in der Nacht zum Donnerstag in einem
Döner-Laden statt. „Das ist schon etwas Außergewöhnliches“, kommentierte
Schulz.
Der Prozess soll ein Verbrechen mit weitreichenden Folgen juristisch
aufarbeiten: den Tod eines 35-Jährigen in den frühen Morgenstunden des 26.
August 2018, auf den Rechtsextreme mit Aufmärschen und [1][rassistischen
Hetzjagden] in Chemnitz reagierten.
Die Schwurgerichtskammer hat den Ortstermin im Imbiss anberaumt. Dabei geht
es für die Prozessbeteiligten darum, die Angaben des Hauptbelastungszeugen
besser bewerten zu können. Ein Zeuge hatte ausgesagt, aus einem Fenster des
Döner-Ladens das Tatgeschehen beobachtet und den Angeklagten dabei erkannt
zu haben. Kann der 30-Jährige, der damals als Koch dort gearbeitet hat, aus
dem Ausgabefenster das gesehen haben, was er ausgesagt hat?
## Lichtverhältnisse wie zur Tatzeit
Im Beisein des Angeklagten und unter Beobachtung zahlreicher Zuschauer
verschaffen sich die Prozessparteien einen Eindruck über die
Sichtverhältnisse, wie sie am Tattag in der Innenstadt von Chemnitz
geherrscht haben könnten. „Es ist zu dieser Nachtzeit dieser Termin, weil
ungefähr die Lichtverhältnisse so sind wie sie damals zur Tatzeit waren“,
sagt Gerichtssprecherin Marika Lang. Pünktlich mit Verhandlungsbeginn um
0.20 Uhr setzt – anders als in der fraglichen August-Nacht – beharrlicher
Regen ein.
Anwesend sind auch die Vorsitzende Richterin Simone Herberger, die
Mitglieder der Kammer, Staatsanwalt und Nebenklagevertreter sowie die
Verteidiger, um einen prüfenden Blick aus dem Fenster zu werfen. Der Tatort
liegt etwa 40 bis 50 Meter entfernt. Weil eine moderne und helle
Straßenlaterne genau diese Stelle gut beleuchtet, sind die fünf Komparsen
dort gut zu sehen.
Inmitten der Zuschauer verfolgt auch die damalige Lebensgefährtin des
getöteten Daniel H. gemeinsam mit Freunden die Tatortbesichtigung. Für die
Tatortbesichtigung ist das Areal weiträumig abgesperrt worden. Zuschauer
und Medienvertreter müssen sich strengen Kontrollen unterziehen. Insgesamt
sind rund 20 Justizwachtmeister und etwa 100 Polizeibeamte im Einsatz. Die
Besichtigung dauert etwa eine halbe Stunde. „Inwieweit das Ganze
urteilsrelevant ist, kann man heute noch nicht sagen. Der Termin dient
dazu, um die Beweiswürdigung später gut vornehmen zu können“, sagt
Gerichtssprecherin Lang.
13 Jun 2019
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