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# taz.de -- Kommentar Reisen und Klimaschutz: Bahnfahren muss billiger werden
> Die Deutsche Bahn will Deutschland beim Klimaschutz voranbringen. Besser
> spät als nie – aber dann muss sie als Erstes ihre Preise anpassen.
Bild: Endlich! Bahnchef Lutz entdeckt sein Unternehmen als tragende Säule der …
Es klingt durchaus ermutigend: Die Deutsche Bahn will schneller als geplant
[1][klimafreundlich werden] und schon bis zum Jahr 2038 – statt erst bis
2050 – nur noch mit Ökostrom fahren. Die ManagerInnen möchten, dass der
Konzern die Bundesrepublik beim Klimaschutz „entscheidend voranbringt“. Sie
sehen offenbar ein, dass die Bahn eine tragende Säule der Verkehrswende hin
zu einer klimafreundlichen Mobilität ist. Eine verspätete Einsicht ist
besser als keine.
Die Bahn bekenne sich zu ihrer Verantwortung für die Gesellschaft, sagte
Bahnchef Richard Lutz, nachdem der Aufsichtsrat seine neue Strategie
„Starke Schiene“gebilligt hatte. Es mutet dabei seltsam an, dass der
Vorstandsvorsitzende eines zu 100 Prozent in Staatsbesitz befindlichen
Konzerns so etwas betont. Die Bahn ist Teil der Daseinsvorsorge.
Selbstverständlich hat sie als Rückgrat des Verkehrsnetzes
gesellschaftliche Verantwortung.
Leider ist Lutz’ Bekenntnis eben alles andere als selbstverständlich – und
deshalb umso wichtiger. Es zeigt: Anders als alle seine Vorgänger seit der
großen Reform mit dem Zusammenschluss von Bundes- und DDR-Bahn im Jahr 1994
sieht der heutige Bahnchef in dem Großunternehmen nicht nur einen Konzern,
der auf Kosten gesellschaftlich nötiger Aufgaben unbedingt Profit
erwirtschaften soll.
Das ist eine [2][überfällige Kurskorrektur]. Sie weckt Hoffnungen auf die
neue Bahn der Zukunft – mit guten Verbindungen, pünktlichen Zügen und
unbeschwertem Reisekomfort.
## Rückendeckung von Scheuer
Nur: Es ist ungewiss, ob es die Wohlfühlbahn als Alternative zum Auto in
Deutschland in absehbarer Zeit wirklich geben wird. Denn für all die
schönen Ankündigungen wie den Kauf von 120 weiteren Fernzügen oder die
Einstellung von 100.000 neuen Leuten fehlt der Finanzierungsplan.
Zwar erfolgt Lutz’ Kurskorrektur mit der Rückendeckung von Verkehrsminister
Andreas Scheuer (CSU). Aber dass der Minister die nötige Durchsetzungskraft
in der Bundesregierung hat, um die erforderlichen vielen, vielen Milliarden
Euro im Bundeshaushalt lockerzumachen, darf bezweifelt werden. Falls er das
überhaupt will.
Vor allem fehlt eines: Die Bahn hat keine Pläne, ihre Tickets billiger und
das komplexe Preissystem einfacher zu machen. Das ist fatal. Solange es
billiger ist, das Flugzeug zu nehmen, werden viele Menschen trotz besseren
Wissens nicht auf die Bahn umsteigen – die einen können, die anderen wollen
es sich nicht leisten.
Wenn Bahnchef Lutz und seine KollegInnen den Klimaschutz wirklich
voranbringen wollen, dann müssen sie für günstige Fahrkarten sorgen. Und
zwar schnell.
20 Jun 2019
## LINKS
[1] /Deutsche-Bahn-will-kraeftig-investieren/!5601743
[2] /Die-Deutsche-Bahn-und-die-Mobilitaetskrise/!5538042
## AUTOREN
Anja Krüger
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