# taz.de -- Kommentar Rüstungsgüter für Jemenkrieg: Das reine Gewissen | |
> Statt infantiler Vereinfachung bräuchte es tatsächliche negative Folgen | |
> für Saudi-Arabien, um dessen erbarmungslosen Krieg in Jemen zu stoppen. | |
Bild: Härterer Druck auf Saudi-Arabien wäre wirkungsvoller als ein Stopp von … | |
Was sind die Sozialdemokraten stolz gewesen, als sie im vergangenen Jahr | |
im Koalitionsvertrag ein totales [1][Waffenembargo] gegen die am | |
Jemenkonflikt beteiligte Allianz durchgesetzt hatten. Gefühlt war der Krieg | |
damit praktisch fast schon beendet – ein großer Sieg für die deutsche | |
Friedenspolitik. | |
So schien es. Und nun zeigt eine Kleine Anfrage der Grünen: Es wurde doch | |
wieder geliefert an Saudi-Arabien und seine Verbündeten, die im Jemen eine | |
der schlimmsten humanitären Katastrophen verursacht haben. Ein weiterer | |
schwerer Rückschlag für die Glaubwürdigkeit der Regierungskoalition. | |
Doch bevor die Grünen den Zeigefinger erheben und sich womöglich gar | |
einbilden, dass mit ihrer Regierungsbeteiligung alles besser wäre, sei | |
daran erinnert, dass Waffenexporte in Krisengebiete auch unter Rot-Grün an | |
der Tagesordnung waren und sogar Spitzenwerte erreichten. Claudia Roth, | |
teilweise Parteichefin in jener Zeit, sind die Lieferungen bis heute | |
peinlich. | |
Für linke Parteien bedeutet Friedenspolitik, keine Waffen in instabile | |
Weltregionen zu liefern und sich möglichst überhaupt nicht an kriegerischen | |
Auseinandersetzungen zu beteiligen. Und natürlich sind diese Überlegungen | |
nicht falsch, gerade in einem Land, von dem schlimmste Kriegsverbrechen und | |
ein Völkermord ausgegangen sind. Aber es ist auch eine fast schon infantile | |
Vereinfachung internationaler Konflikte. | |
## Ein Druck- und Drohszenario wäre nötig | |
Was wäre denn, wenn Deutschland keine „sondergeschützten Geländewagen“ f… | |
831.003 Euro an Saudi-Arabien lieferte? Sicher, man hätte ein reines | |
Gewissen (das Equipment bekämen die Saudis woandersher). An dem Krieg im | |
Jemen und [2][der ungeheuren Notlage] aber änderte sich nichts. Denn zur | |
Wahrheit gehört auch, dass es nicht einmal annähernd reicht, | |
Waffenlieferungen zu stoppen und mehr Geld für humanitäre Hilfe auszugeben. | |
Wer ernsthaft Krisen und Konflikte beenden will, braucht außenpolitische | |
Konzepte und eine ganze Armada von Mediatoren und auf Krisenmanagement | |
spezialisierte Diplomat*innen. Es ist ein Druck- und Drohszenario nötig, | |
das viel mehr umfasst als nur ein Waffenembargo. Saudi-Arabien müsste auf | |
allen Ebenen mit den negativen Folgen seines erbarmungslosen Krieges im | |
Nachbarland konfrontiert werden. | |
All das ist kompliziert, teuer und auch nicht immer erfolgreich. Es macht | |
Mühe und bedeutet politische und wirtschaftliche Risiken. Aber es ist der | |
ehrlichere und zugleich realistischere Umgang mit internationalen Krisen | |
und Konflikten. | |
16 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Silke Mertins | |
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