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# taz.de -- Neue Wendung im Jemenkrieg: Separatisten erobern Aden
> Das von Saudi-Arabien unterstützte Bündnis von Präsident Hadi ist
> auseinandergebrochen. Kämpfe fordern mindestens 40 Tote und 260
> Verletzte.
Bild: Separatisten in Aden
Berlin taz | Im Jemen tritt eine alte, lange Zeit wenig beachtete
Konfliktlinie erneut offen zutage: jene zwischen der jemenitischen
Regierung und den Separatisten im Süden des Landes. Heftige Kämpfe haben zu
mindestens 40 Toten und 260 Verletzten geführt. Am Samstag eroberten
Kämpfer der Separatisten die Hafenstadt Aden. Sie nahmen mehrere Stellungen
der Präsidentengarde sowie den Präsidentenpalast ein.
Aden ist Sitz der international anerkannten Regierung von Präsident
Abd-Rabbu Mansur Hadi, seit diese 2014 von einer dritten Partei, den
schiitischen Huthi-Rebellen, [1][aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben
wurde]. Bislang waren die Regierung und die Separatisten, die vom
„Südlichen Übergangsrat“ (STC) vertreten werden, Verbündete gegen die
Huthis.
Damit zeigt sich auch ein Riss in der außenpolitischen Zusammenarbeit von
Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Beide sind
[2][Teil einer Militärkoalition gegen die Huthis], wobei Riad vor allem
enge Beziehungen zur Hadi-Regierung pflegt, während Abu Dhabi in erster
Linie mit der Unabhängigkeitsbewegung verbundene Milizen im Süden als
Verbündete aufgebaut hat. Dass die VAE damit eine mächtige Truppe schufen,
die den Separatisten nahesteht und nicht von der jemenitischen Regierung
kontrolliert wird, schien die Führung in Abu Dhabi nicht zu stören.
Die Einnahme Adens ist auch von symbolischer Bedeutung. Aden war Hauptstadt
eines eigenständigen südjemenitischen Staates, der 23 Jahre lang bis zur
Vereinigung mit dem Nordjemen 1990 bestand. Viele beklagen, dass der
Südjemen nach der Vereinigung vernachlässigt wurde. Wertvolle Ressourcen
unterstanden der Kontrolle Sanaas, Beamte und Soldaten aus den Reihen der
ehemaligen Regierung wurden entlassen. Das Ressentiment gegen den Norden
wuchs.
## Saudis drohten mit weiteren Angriffen
Die Hadi-Regierung warf dem STC am Samstag einen Putsch vor. Saudi-Arabien
rief zu Einheit im Kampf gegen die Huthis auf und schlug einen Krisengipfel
vor. Die saudisch geführte Militärkoalition flog nach eigenen Angaben
Luftangriffe gegen eine „direkte Bedrohung“ für Jemens Regierung und
forderte, dass sich die Separatisten zurückziehen. Sie drohte mit weiteren
Angriffen, sollte eine Feuerpause, auf die sich beide Seiten in der Nacht
auf Sonntag einigten, nicht eingehalten werden. Der STC rief
Regierungsinstitutionen in Aden auf, ihrer Arbeit nachzukommen und das
Funktionieren staatlicher Dienstleistungen zu gewährleisten.
Nun stellt sich die Frage, ob der STC die Abspaltung vom Norden militärisch
vorantreibt oder seine Macht nutzt, um Gewicht in den
UN-Friedensverhandlungen zu erzielen. Aus dem Friedensprozess waren
Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung ausgeschlossen. Man konzentrierte
sich auf den Konflikt zwischen Regierung und Huthis.
Was Saudi-Arabien und die VAE angeht, ist es unwahrscheinlich, dass ihr
Verhältnis langfristig beschädigt ist. Doch klar ist: Im Jemen verfolgen
sie nur begrenzt dieselben Interessen. Die VAE hatten ihren Militäreinsatz
zuletzt zurückgefahren, da sie ihre Ziele – Vertreibung der Huthis aus dem
Süden und Übergabe der Macht an lokale Verbündete – als erfüllt ansahen.
Die Saudis dagegen sind an der Wiederherstellung der Macht der
Hadi-Regierung und der Zurückdrängung der Huthis aus ganz Jemen
interessiert, da diese auch die saudisch-jemenitische Grenze unsicher
machen.
11 Aug 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
Jemen Bürgerkrieg
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