# taz.de -- Linken-Vorsitzende über Europawahl: „Ein Warnsignal an uns“ | |
> Katja Kipping analysiert das maue Abschneiden ihrer Partei. Sie strebt | |
> eine Urwahl für Rot-Rot-Grün an und wirbt für eine Neuausrichtung. | |
Bild: „Diese EU-Wahlen sind ein Warnsignal an uns“, sagt Katja Kipping | |
taz: Frau Kipping, sind Sie grün vor Neid? | |
Katja Kipping: Es geht doch nichts über ein gutes Wortspiel. In der Tat | |
muss man sagen: Diese EU-Wahlen sind ein Warnsignal an uns. | |
[1][Für die Grünen ist es das beste], für die Linke das schlechteste | |
bundesweite Wahlergebnis seit Parteigründung. Woran lag das? | |
Wenn unsere Funktion nicht klar ist, stagnieren oder verlieren wir. Bei der | |
Bremer Landtagswahl haben wir ausgestrahlt, dass wir bereit sind, unser | |
Programm auch in einer Landesregierung umzusetzen. Und konnten zulegen. | |
Regierungsparteien haben bei dieser Wahl aber verloren. Die Opposition | |
konnte zulegen, außer eben die Linke, die 100.000 Wähler verlor. Lag es am | |
Personal oder an den Themen? | |
Unsere Spitzenleute haben einen tollen Job gemacht. | |
Wirklich? | |
Ja. Diese Wahl war eine Klimawahl. Wir sind da eigentlich gut aufgestellt | |
und machen immer wieder klar: Klimaschutz heißt auch Konzernkritik. Aber | |
das prägt eben noch nicht unser Image. Da müssen wir liefern. | |
Der Wahlkampf der Linken war so uninspiriert. Es fehlte auch ein klares | |
Bekenntnis zur Seenotrettung oder zu unteilbarer Solidarität. War die Linke | |
zu feige, weil man die Debatten der Vergangenheit fürchtete? | |
Nein. Wir haben das Thema Seenotrettung gesetzt und sogar einen eigenen | |
Konvent dazu organisiert. Aber vielleicht ist unser Image noch zu sehr | |
geprägt von den Auseinandersetzungen der Vergangenheit. | |
Sie meinen die von Sahra Wagenknecht angestoßenen Debatten zur | |
Migrationspolitik. Soll Frau Wagenknecht jetzt schuld sein am miesen | |
Wahlergebnis der Linken? | |
Es geht überhaupt nicht um Schuldfragen. | |
Sondern? | |
Darum, wie wir uns für künftige Wahlen aufstellen. Ich werbe für eine | |
Neuausrichtung. Wir müssen Klima und soziale Gerechtigkeit noch stärker | |
zusammendenken. Ich habe im Parteivorstand heute einen Fahrplan und eine | |
Demokratisierungsoffensive vorgeschlagen. Denn die Entscheidung, ob die | |
Linke Teil einer Linksregierung werden soll, muss von unserer Partei in | |
ihrer Breite und letztlich auch durch eine Urwahl beschlossen werden. | |
Der Außenpolitiker Stefan Liebich meint, das Wahlergebnis sei die Quittung | |
für die machtpolitischen Auseinandersetzungen. Es sei Zeit für einen | |
Neustart. Ziehen Sie persönliche Konsequenzen? | |
Ich finde, alle sollten in sich gehen. Ich konzentriere mich jetzt auf die | |
Aufgabe, für neue linke Mehrheiten zu kämpfen, und zwar in meiner Funktion | |
als Parteivorsitzende. | |
Sie möchten also nicht [2][Wagenknechts Nachfolgerin] werden? | |
Jetzt im Sommer kandidiere ich nicht für den Fraktionsvorsitz. Ich wünsche | |
mir, dass sich die Fraktion auf eine Doppelspitze und ein Verfahren einigt, | |
welche von allen Beteiligten breit getragen werden. | |
2020 wird auch die Parteispitze neu gewählt. Treten Sie an? | |
Ich habe noch viel in dieser Partei vor. In welcher Funktion auch immer. | |
27 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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