# taz.de -- US-Konzern kappt Dienste für Huawei: Google beugt sich Trumps Vorg… | |
> Der Huawei-Bann des US-Präsidenten zeigt Wirkung: Google schränkt seine | |
> Geschäftsbeziehungen mit dem chinesischen Technologie-Konzern ein. | |
Bild: Daumenschrauben von Trump: Chinesischer Huawei-Konzern | |
BERLIN taz | Offiziell betonen China und die USA, sie würden im bereits | |
länger brodelnden Handelsstreit weiter auf Gespräche setzen. Tatsächlich | |
aber schießen die USA nun aus vollen Rohren. | |
Vergangene Woche hat US-Präsident Donald Trump den „nationalen Notstand“ | |
gegen Huawei erklärt und sämtlichen Unternehmen aus den USA die | |
Zusammenarbeit mit dem chinesischen Smartphone- und Netzwerkausrüster | |
untersagt. Trump wirft Huawei vor, im Auftrag der chinesischen Regierung | |
Spionage zu betreiben. Beweise für diese Vorwürfe ist die US-Regierung | |
Peking bis heute schuldig geblieben. Dennoch darf Huawei keine | |
US-Technologie mehr erwerben. Nun beugt sich auch Google Trumps Dekret. | |
Google-Mutterkonzern Alphabet kündigte an, [1][seine Geschäftsbeziehungen | |
mit Huawei einzuschränken]. Ein Google-Sprecher erklärte, man halte sich an | |
die Anordnungen der US-Regierung und prüfe die Folgen. | |
Für den chinesischen Tech-Riesen ist das ein herber Schlag. Da das | |
Android-Betriebssystem grundsätzlich Open Source ist, könnte Huawei es auch | |
weiterhin verwenden. Bei Google-eigenen Apps, etwa Google Maps oder dem | |
Play Store, ginge das aber nicht. Für Kund:innen in Europa und den USA, | |
die daran gewöhnt sind, Android-Telefone mit genau diesen Google-Diensten | |
zu nutzen und sogar schon ausgeliefert zu bekommen, wäre das eine | |
Komforteinschränkung. | |
## „Ähnliches Ausmaß“ | |
Auch andere Tech-Konzerne stellen ihre Geschäftsbeziehungen zu Huawei nun | |
in Frage. Qualcomm, Broadcom und Xilinx haben nach Angaben des | |
Finanzdienstleisters Bloomberg ihre Mitarbeiter:innen bereits angewiesen, | |
Huawei keine Komponenten für seine Smartphone-Produktion anzubieten. Bei | |
seiner Netzwerktechnik ist Huawei sogar noch viel stärker auf Chips aus den | |
USA angewiesen. Zwar entwickelt Huawei auch eigene Prozessoren, soll aber | |
allein im vergangenen Jahr Komponenten aus den USA in Höhe von 11 | |
Milliarden Dollar erworben haben. Qualcomm beispielsweise macht mit Huawei | |
etwa 5 Prozent seines Umsatzes. | |
Ein Sprecher des chinesischen Konzerns verwies darauf, Huawei sei längst | |
dabei, auf andere Halbleiterhersteller ausweichen, etwa auf den | |
taiwanischen Halbleiterhersteller HiSilicon. Tech-Unternehmen aus anderen | |
Ländern könnten dem Druck der US-Regierung jedoch ebenfalls nachgeben. | |
Einem Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei zufolge hat auch | |
der deutsche Halbleiterkonzern Infineon seine Chip-Lieferungen an den | |
chinesischen Netzwerkausrüster ausgesetzt. Das Unternehmen aus dem | |
bayerischen Neubiberg dementierte diesen Bericht jedoch. Unter Hochdruck | |
arbeitet Huawei an der Entwicklung eigener Halbleiter. Diese sind | |
allerdings noch nicht serienreif. | |
Im vergangenen Jahr belegte die US-Regierung den ebenfalls chinesischen | |
Netzausrüster ZTE mit einem Zulieferstopp wegen angeblicher Verletzung der | |
Sanktionen gegen den Iran und Nordkorea. Das setze ZTE so schwer zu, dass | |
die Firma zeitweise ihr Geschäft stoppen musste. | |
Doch auch für die chinesische Regierung ist Trumps jüngstes Dekret ein | |
herber Schlag. Bisher hat die kommunistische Führung stets behauptet, sie | |
sei auf einen Handelskrieg mit den USA ausreichend gewappnet. | |
Strafmaßnahmen der USA könne sie mit Gegenmaßnahmen in „ähnlichem Ausmaß… | |
begegnen. Doch inzwischen geht China die Munition aus. Schon bei der | |
letzten Erhöhung der US-Strafzölle von 10 auf 25 Prozent auf Importe aus | |
China im Wert von 200 Milliarden US-Dollar hat Peking im Gegenzug eine | |
Erhöhung chinesischer Sonderzölle auf US-Waren nur noch im Wert von 60 | |
Milliarden Dollar angekündigt. Teil des Konflikts ist das extreme | |
Handelsungleichgewicht. Allein im vergangenen Jahr übertrafen die Verkäufe | |
chinesischer Unternehmen an US-Kunden die Nachfrage in umgekehrter Richtung | |
um 375 Milliarden Dollar. China kann kaum mehr Strafzölle auf noch mehr | |
US-Waren verhängen, weil die Chinesen den USA gar nicht so viel abkaufen. | |
## Googlefreies Fairphone OS | |
Was heißt Googles Einfrieren der Zusammenarbeit mit Huawei nun für alle, | |
die derzeit ein Huawei-Gerät verwenden? Google-Sprecher Kay Oberbeck teilte | |
dazu mit: „Nutzerinnen und Nutzer unserer Dienste können mit ihren | |
Huawei-Geräten weiterhin auf den Google Play Store und die | |
Sicherheitsvorkehrungen von Google Play Protect zurückgreifen.“ Das heißt, | |
dass zumindest die auf den Geräten installierten Apps auch weiterhin | |
Updates erhalten. Ob es für das System weiterhin Sicherheitsupdates geben | |
wird, ist allerdings noch unklar, Nachfragen dazu beantwortete das | |
Unternehmen nicht. | |
Die Frage ist auch: Wie geht Huawei mit künftigen Smartphone-Generationen | |
um, falls Google die Zulieferung von Software weiterhin aussetzt oder | |
endgültig einstellt? | |
Huawei könnte darauf setzen, Google-Dienste auf seinen Geräten überflüssig | |
zu machen. Schon jetzt lässt sich ein Android-Telefon auch ohne | |
Google-Dienste nutzen. So setzt beispielsweise das Fairphone II auf ein | |
eigenes googlefreies Betriebssystem, Fairphone OS. Apps vom E-Mail-Programm | |
bis zum Videoplayer lassen etwa von dem Open-Source-Portal f-droid.org | |
beziehen. Auch um an Apps aus dem Play-Store zu kommen, gibt es Wege, etwa | |
über den Dienst Yalp, auch Updates für die installierten Apps gibt es bei | |
beiden. Dies erfordert jedoch deutlich mehr Aufwand als das Nutzen eines | |
vorinstallierten Google-Stores. | |
20 May 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Huawei-auf-schwarzer-Liste-in-den-USA/!5596461 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
Felix Lee | |
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