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# taz.de -- Handelsstreit zwischen USA und China: Mit Metall gegen den Betonkopf
> Peking will die Ausfuhr von Seltenen Erden beschränken und
> US-Staatsanleihen verkaufen. Doch wie sich das auswirkt, ist unklar.
Bild: Seltene Erden bald noch seltener? China droht mit einer Verknappung
Berlin taz | Wer in den USA eine neue Matratze kaufen möchte, erlebt in
diesen Tagen einen Preisschock. Rund 200 Dollar kostete noch vor einer
Woche eine Kaltschaummatratze, von denen die meisten in China hergestellt
sind. Nun ist der Preis auf rund 3.400 Dollar nach oben geschnellt.
Der Grund: Das US-Handelsministerium hat vergangenen Mittwoch Strafzölle
von bis zu 1.731,75 Prozent auf chinesische Matratzen erhoben. Und auch
Bier dürfte teurer werden. Denn parallel zu den Matratzen hat das
Handelsministerium Stahl-Bierfässer mit einem Strafzoll von bis zu 79,71
Prozent belegt. Beide Produkte seien von chinesischen Anbietern zu
Dumpingpreisen angeboten worden, lautet die Begründung.
Und auch das ist [1][nur ein vorläufiger Höhepunkt] in dem seit nunmehr
anderthalb Jahre andauernden Streit zwischen den beiden größten
Volkswirtschaften der Welt. Zu den bereits erhobenen Strafzöllen auf fast
die Hälfte aller chinesischen Importe in die USA droht US-Präsident Donald
Trump mit einer Ausweitung der Zölle auf sämtliche Einfuhren aus der
Volksrepublik. Es geht um Waren im Wert von über einer halben Billion
Dollar.
Die chinesische Führung, die bis vor zwei Wochen noch fest mit einer
Einigung gerechnet hatte, holt nun zum Gegenschlag aus: Sie hat zum 1. Juni
Sonderabgaben erhoben in Höhe von bis zu 25 Prozent auf Waren aus den USA
im Wert von 60 Milliarden Dollar.
Das Problem: China importiert bei Weitem nicht so viel aus den USA wie
umgekehrt. 2018 führten die Chinesen Waren aus den USA im Wert von gerade
einmal rund 120 Milliarden Dollar ein. Diese extrem ungleiche Handelsbilanz
ist Teil des Konflikts. Den USA geht es zudem darum, [2][Chinas Aufstieg
zum weltweiten Technologieführer zu stoppen], sie fordern von der Führung
in Peking, ihre Subventionspolitik im Hochtechnologiesektor zu stoppen.
Offiziell war die chinesische Führung darum bemüht, Trumps Attacken nicht
allzu aggressiv zu kontern. „China will keinen Handelskrieg“, erklärt ein
Positionspapier des chinesischen Staatsrats. Das Land sei weiter
gesprächsbereit. In den Staatsmedien verschärft sich der Ton in Peking
aber: Die USA wandelten sich von einem „Gründer zu einem Saboteur der
globalen Ordnung“, heißt es im Leitartikel des KP-Organs Global Times. Ein
Kommentator der etwas moderateren China Daily schreibt von „Unterdrückung
der Entwicklung Chinas“. Darauf könne und dürfe Peking sich nicht
einlassen.
Inzwischen geht die chinesische Führung von einem lange andauernden
Konflikt aus, weitere Verhandlungen sind zunächst nicht mehr angesetzt.
Vergangene Woche gab der Staatsrat ein sogenanntes Weißbuch bekannt, in dem
„unzuverlässige“ ausländische Firmen aufgelistet werden, die „den
Interessen chinesischer Unternehmen schaden“. Den US-Paketdienst FedEx hat
es bereits getroffen: Chinas Behörden ermitteln gegen das Unternehmen, weil
es mehrere Pakete des chinesischen Telekom-Riesen Huawei in die USA
umgeleitet hatte. FedEx sprach von einem Versehen und entschuldigte sich.
Trump wiederum hatte den Handelskrieg in den vergangenen Wochen verschärft,
indem er Huawei aus Sicherheitsgründen auf eine „schwarze Liste“ gesetzt
hatte. Geschäfte mit dem chinesischen Technologie-Riesen, der weltweit
dabei ist, die Mobilfunknetze 5G-tauglich zu machen, müssen seitdem
gesondert von der US-Regierung genehmigt werden. Trump wirft Huawei vor, im
Auftrag der chinesischen Regierung Spionage zu betreiben. Beweise für diese
Vorwürfe hat die US-Regierung, zumindest öffentlich, bislang keine
geliefert.
Trumps Dekret zeigte umgehend Wirkung. Nicht nur Chiplieferanten wie
Qualcomm und Intel haben ihre Zusammenarbeit mit dem chinesischen
Tech-Riesen gestoppt. Auch Google kündigte an, Huawei das Betriebssystem
Android und andere Google-Angebote bis auf weiteres nicht mehr zur
Verfügung zu stellen.
Zwar ist Huawei darum bemüht, möglichst rasch ein eigenes Betriebssystem
für seine Geräte zu entwickeln. Doch ob die Zeit ausreichen wird? Vodafone
in Großbritannien und Amazon in Japan haben Huawei-Geräte bereits aus dem
Handel genommen. Und auch in deutschen Elektromärkten fallen die Preise für
Huawei-Smartphones bereits.
In Peking baut die kommunistische Führung derweil weitere Drohkulissen auf.
Sie erwägt, die Ausfuhr Seltener Erden in die USA zu beschränken. Diese
begehrten Rohstoffe sind zentral für die Fertigung so ziemlich sämtlicher
moderner Elektronikgeräte.
## Globale Auswirkungen
Die USA haben zuletzt rund 80 Prozent ihres Bedarfs aus China gedeckt. Der
Ausfuhrstopp könnte sich auch auf den Rest der Welt auswirken. Denn die USA
könnten auf Bestände anderer Länder zurückgreifen. Es droht weltweit eine
Preisexplosion von Seltenen Erden.
Und noch eine weitere Drohung steht im Raum: Theoretisch könnte China
seinen gewaltigen Bestand an Währungsreserven als Waffe im Handelskrieg
einsetzen. Auf gigantische 3 Billionen Dollar beläuft sich dieser
Devisenschatz. Der liquideste Teil von derzeit rund 1,12 Billionen Dollar
steckt in US-Staatsanleihen. China ist damit der größte ausländische
Gläubiger der US-Regierung.
China hat in den letzten Monaten bereits so viele US-Staatsanleihen
abgestoßen wie seit zwei Jahren nicht. Das sollte eigentlich die Zinskosten
für die US-Regierung in die Höhe treiben – passierte aber nicht. Washington
hat auch weiter ausreichend Abnehmer für seine Schuldpapiere gefunden. Das
ist das Privileg, die Stellung als Leitwährung zu halten. China hingegen
stehen harte Zeiten bevor.
3 Jun 2019
## LINKS
[1] /Handelskrieg-zwischen-USA-und-China/!5592662
[2] /US-Konzern-kappt-Dienste-fuer-Huawei/!5596835
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
USA
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