# taz.de -- Die AfD und der FPÖ-Korruptionsskandal: Schweigen, dann heruntersp… | |
> Zum FPÖ-Skandal in Österreich reagiert die AfD verhalten. Wenn sich | |
> AfDler melden, dann abwiegelnd und verschwörungstheoretisch. | |
Bild: Hat zum FPÖ-Korruptionsskandal nichts zu sagen: Alice Weidel | |
BERLIN taz | Es ist schon eine sehr besondere Wahrnehmung, die da am | |
Montagmorgen aus einer neuen Presserklärung der AfD spricht. „Endspurt mit | |
Rückenwind“ heißt die Überschrift, die für die wichtigsten AfD-Termine in | |
der Woche vor der Europawahl wirbt. Parteichef Jörg Meuthen, der auch | |
Spitzenkandidat ist, weist auf die Großkundgebung der europäischen Rechten | |
am vergangenem Samstag in Mailand hin. | |
Von dem Thema, das seit Freitagabend die Öffentlichkeit wirklich bewegt, | |
kein Wort: [1][das Ibiza-Video, der Rücktritt von FPÖ-Chef Heinz-Christian | |
Strache] und Fraktionschef Johann Gudenus, das Ende der Koalition in Wien. | |
Überraschend ist das nicht: Denn dann müsste wohl eher von Gegenwind die | |
Rede sein. | |
Das ganze Wochenende über hatte die AfD-Spitze zunächst vor allem mit | |
Schweigen auf den FPÖ-Skandal reagiert – mit Ausnahme von Fraktionssprecher | |
Christian Lüth. Der war am Freitagabend mit einem Tweet vorgeprescht, in | |
dem er vor allem den Spiegel ankofferte, der unter anderem den Skandal | |
öffentlich gemacht hatte. „Aus nichts versuchen, einen Pseudoskandal zu | |
kreieren“, schrieb Lüth. | |
Unterdessen rang die Partei um das richtige Wording. Lüths war es nicht, | |
der löschte später seinen Tweet. Allen war wohl klar: Der FPÖ-Skandal kann | |
auch für die AfD zum Problem werden. Intensive Russland-Kontakte, dubiose | |
Spenden, ein schwieriges Verständnis von Pressefreiheit – all das gibt es | |
auch bei der AfD. | |
Und: Die FPÖ war für die deutschen Rechten von Beginn an ein Vorbild. Die | |
Kontakte mit den Österreichern sind besonders eng, man lässt man sich | |
beraten – und sonnte sich auch ihrem Glanz, schließlich hatte es Strache | |
bis zum Vizekanzler gebracht. Ein „Erinnerungsfoto“, das die heutigen | |
AfD-Fraktionschefs Alexander Gauland und Alice Weidel im Sommer 2017 | |
gemeinsam mit Strache in Wien zeigt, macht in den sozialen Netzwerken | |
gerade hämisch die Runde. Meuthen hat den Ex-Vizekanzler, der nun so tief | |
stürzt, bislang gern einen „natürlichen Verbündeten“ genannt. | |
## Reaktionen nach dem üblichem Muster | |
Nach der ersten Schockstarre reagierte die AfD nach einem üblichen Muster: | |
herunterspielen, Gegenattacke auf die Medien, Verbreitung von | |
Verschwörungstheorien. Meuthen, der am Abend bei der Talkshow „Anne Will“ | |
zu Gast war, bediente vor allen das erste. Die Fehltritte der beiden | |
FPÖ-Spitzenpolitiker auf Ibiza nannte er eine „singuläre Angelegenheit“, | |
der Rücktritt sei richtig – doch mit der FPÖ habe das Ganze wenig zu tun. | |
Und mit der AfD natürlich noch weniger. | |
Die beiden FraktionschefInnen, Alexander Gauland und Alice Weidel, | |
kommentierten den FPÖ-Skandal erst einmal nicht. Weidel twitterte am | |
Samstagnachmittag zwar über die österreichische Regierung – ein Lob, dass | |
diese ein Kopftuchverbot für Grundschülerinnen auf den Weg gebracht hatte. | |
Sonst nichts. | |
Andere griffen die Medien an. Der Bundestagsabgeordnete Petr Bystron, zum | |
Beispiel, der unter anderem jüngst für die Konferenz parteinaher Medien im | |
Bundestag verantwortlich war. „Politprop statt Journalismus“, twitterte | |
Bystron über Spiegel und Süddeutsche, die das Video veröffentlicht hatten. | |
Und: „Widerlich, mit welchen illegalen Methoden gegen unsere Freunde von | |
der @fpoe gekämpft wird.“ Kein Wort zu dem, was die österreichischen | |
Verbündeten auf Ibiza so alles als möglich und wünschenswert geäußert | |
hatten. | |
Noch weiter ging Björn Höcke. Der AfD-Rechtsaußen, der Spitzenkandidat für | |
die Thüringer Landtagswahl im Oktober ist, veröffentlichte auf Facebook | |
einen Screenshot aus dem Ibiza-Video, in den eine ZDF-Kamera hineinmontiert | |
ist. Dazu heißt es: „Die Strache Falle: Wie viel ZDF steckt hinter dem | |
Staatsstreich in Österreich?“ Das nun ist eine wirklich perfide Umdeutung | |
dessen, was sich 2017 auf Ibiza und am Wochenende in Wien abgespielt hat. | |
20 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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