Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Umweltbelastung sinkt: Tschüss, Plastiktüte
> Seit die Plastiktaschen etwas kosten, greifen die Deutschen seltener zu.
> Gute Nachricht, finden Umweltschützer. Reicht aber noch lange nicht.
Bild: Bei Plastiktüten geht es „im Grunde genommen um Peanuts“, findet das…
Berlin dpa | Kleine Gebühr, beachtliche Wirkung: Die Plastiktüte an der
Ladenkasse wird immer mehr zum Auslaufmodell. Pro Kopf verbrauchten die
Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr noch 24 Tüten – das waren 5
weniger als im Jahr zuvor, wie die [1][Gesellschaft für
Verpackungsmarktforschung] ermittelt hat. Die Gesamtzahl der verbrauchten
Plastiktüten ging um etwa 400 Millionen auf zwei Milliarden zurück.
2016 lag der Verbrauch noch bei 45 Tüten pro Kopf, 2015 sogar bei 68.
Hintergrund ist, dass viele Händler die Tragetaschen nicht mehr umsonst an
Kunden ausgeben, sondern freiwillig Geld verlangen.
Umweltschützer und Bundesregierung begrüßten die neuen Zahlen – mahnten
aber auch, dass das noch lange nicht reiche im Kampf gegen Müllberge und
den Verbrauch wertvoller Ressourcen. Experten sind sich zudem einig, dass
Alternativen wie Papiertüten der Umwelt nicht unbedingt weiterhelfen.
Die mit dem Handel vereinbarte Bezahlpflicht wirke, könne aber nur der
Anfang sein, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze. „Mein Ziel ist,
dass wir den Plastikverbrauch insgesamt auf ein sinnvolles Maß reduzieren.“
Die SPD-Politikerin will im Herbst eine weitere Vereinbarung schließen, die
insbesondere bei Obst und Gemüse für weniger Verpackungen sorgen soll.
## Eingeschweißte Gurken, Tomaten in Plastikschalen
In Geschäften liegen nicht nur eingeschweißte Gurken, Tomaten und Möhren in
Plastikschalen und Orangen in Netzen in der Auslage. Kunden packen die
Früchte auch oft in kleine, besonders leichte Tütchen – wegen ihrer Form
heißen sie bei Fachleuten auch Hemdchenbeutel. Die sind nicht Teil der
Vereinbarung zwischen Handel und Regierung, es gibt sie weiter umsonst. Und
sie bleiben beliebt: 2017 griffen die Deutschen im Schnitt 39 Mal pro Kopf
zu.
Zahlen für 2018 gab es zu diesen Tüten am Freitag nicht, denn es ging nur
um das Monitoring der Vereinbarung zwischen Handel und Regierung. Der
Handel habe Wort gehalten, sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des
Handelsverbands Deutschland (HDE), – und nutzte die Gelegenheit, die
Forderung nach einem Verbot der Tüten zurückzuweisen: „Die Wirtschaft muss
sich auf Vereinbarungen mit der Bundesregierung verlassen können“, sagte
er. Da die Tragetaschen aus Kunststoff über den Gelben Sack entsorgt
würden, landeten Tüten aus Deutschland auch nicht in den Weltmeeren.
So ein Verbot hatte zuletzt Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU)
gefordert – und dafür Unterstützung von Umweltverbänden erhalten. Die
Einweg-Plastiktüte sei ein „Symbol für unsere umweltschädliche Wegwerf- und
Konsumkultur“, heißt es etwa beim Naturschutzbund BUND.
[2][Es bringe aber nichts, Plastiktüten einfach durch Papiertüten zu
ersetzen], weil die in der Herstellung die Umwelt genau so belasteten.
BUND-Experte Rolf Buschmann betonte, nötig sei ein echter Richtungswechsel
hin zu Mehrweg-Lösungen. Und dafür brauche es nicht nur freiwillige
Vereinbarungen, sondern feste Ziele und Quoten – inklusive Sanktionen,
falls sie nicht erreicht werden.
## Unter 1 Prozent der Verpackungen aus Kunststoff
Selbst ein Sprecher des Bundesumweltministeriums hatte kürzlich gesagt, bei
den Plastiktüten gehe es „im Grunde genommen um Peanuts“: Sie machten
weniger als ein Prozent des Verpackungsaufkommens aus Kunststoff aus.
Es gibt inzwischen Läden, die komplett auf Verpackungen verzichten, da
können sich Bürger die Waren selbst abfüllen. Aber auch große Handelsketten
haben Initiativen gestartet, Obst- und Gemüsetüten etwa durch mehrfach
verwendbare Netze zu ersetzen oder indem die wichtigsten Angaben per Laser
auf die Früchte geschrieben werden.
Die umweltpolitischen Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Judith
Skudelny, forderte ein systematisches Monitoring auch für Papiertüten und
„Hemdchenbeutel“ – der rückgängige Verbrauch von Plastiktüten sei „n…
halbe Wahrheit“, sagte sie.
Auch die Europäische Union macht Vorgaben zu Plastiktüten, die beziehen
sich aber nur auf relativ leichte mit einer Wandstärke unter 50
Mikrometern. 2025 darf der Verbrauch in den EU-Staaten pro Kopf nur noch
bei 40 pro Kopf und Jahr betragen, in Deutschland lag er schon im
vergangenen Jahr nur noch bei 20. Bei anderen Plastik-Artikeln wie etwa
Besteck, Teller und Strohhalme setzt die EU auf Verbote: Solche Artikel,
die besonders oft an Stränden gefunden werden, sollen von 2021 an nicht
mehr verkauft werden.
Das Problembewusstsein mit Blick auf Plastikmüll ist in den vergangenen
Jahren stark gewachsen – vor allem, weil er tonnenweise in den Weltmeeren
landet und dort Fische, Vögel und andere Tiere tötet oder gefährdet.
Deutsche Plastikabfälle tragen dazu zwar wenig bei. Umweltschützer betonen
aber, dass Industriestaaten eine Vorbildfunktion hätten und Lösungen
entwickeln müssten.
17 May 2019
## LINKS
[1] https://gvmonline.de/
[2] /Der-Kampf-gegen-Plastikmuell/!5591532&s=holdinghausen/
## TAGS
Plastiktüten
Müll
Plastikmüll
Plastik
Plastik
Plastik
Freiräume
Plastikmüll
Aldi
Umwelt
Plastik
Plastikmüll
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Gesetzentwurf der Umweltministerin: Schulze will Plastiktüten verbieten
Das Bundesumweltministerium möchte Plastiktüten aus Supermärkten verbannen.
Das reicht nicht, finden Grüne und Umweltverbände.
Plastiktüten-Verbot: AKK kritisiert Plan von Schulze
Umweltministerin Svenja Schulze will Plastiktüten verbieten. CDU-Chefin
Kramp-Karrenbauer fordert, Konsumenten die Entscheidung zu überlassen.
Müllvermeidung als Wettbewerb: Verzicht auf Plastik üben
Die Deutschen produzieren pro Kopf mehr Plastikmüll als im EU-Durchschnitt.
Die Jugendgruppe des Nabu Hamburg ruft einen Vermeide-Wettbewerb aus.
Debatte Politik und Verbote: Wir brauchen eine Verbotspartei
Was ist an Verboten so schlimm? Sie sind in einigen Fällen absolut sinnvoll
und schaffen sogar Freiräume. Deshalb: her mit der Verbotspartei!
Kolumne Geht’s noch?: Zu viel Müll im Beutel
Plastiktüten vermeiden ist der neue Volkssport der Ökos. Wer nachhaltig
handeln will, muss sein Konsumverhalten aber radikaler umstellen.
Aldi macht Plastikbeutel kostenpflichtig: Symbolischer Preis für Obsttüten
Die dünnen Knotenbeutel an der Gemüsetheke waren bisher kostenlos. Ihr
Verbrauch geht daher kaum zurück. Bei Aldi sollen sie bald was kosten.
Neues Gesetz für Umweltschutz: Kanada will Einwegplastik verbieten
In zwei Jahren könnten Wasserflaschen, Plastiktüten und Trinkhalme passé
sein. Zu dem neuen Gesetz ließ sich Kanadas Regierung von der EU
inspirieren.
Dünne Plastiktüten für Obst und Gemüse: Plastikverbrauch sinkt kaum
Die Nutzung von Plastiktüten geht deutlich zurück. Doch die Deutschen
greifen noch immer zu den dünnen Kunststoffbeuteln für Obst und Gemüse.
Verbot von Plastiktüten in Indien: Krieg den Tüten
Chefinspektorin Sunita Joshi und ihre Männer suchen hinter jeder Ladentheke
nach Tüten. Wie man in Mumbai dem Plastik zu Leibe rückt.
Verbraucherzentralen-Chef über Ökologie: „Die Leute sind ja nicht blöd“
Die Umwelt- und Klimaprobleme sind drängend, die Politik geht sie aber
nicht ehrlich an. Das meint der Chef der Verbraucherzentralen, Klaus
Müller.
Türkei schafft Gratisplastiktüte ab: Ein Land auf Plastikdiät
Bisher gab es beim Einkauf in der Türkei Plastiktüten im Überfluss. Seit
Jahresbeginn kosten sie Geld. Klappt die Umstellung? Eine Reportage.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.