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# taz.de -- Bremen nach der Landtagswahl: Alles fürs gute Klima
> Die CDU geht als Sieger aus der Bürgerschaftswahl hervor und lädt zu
> Sondierungsgesprächen ein. Doch die Grünen bilden das Zünglein an der
> Waage.
Bild: Die Bremer Grünen um Spitzenkandidatin Maike Schaefer (links) sind beste…
Bremen taz | Na, was hat er denn nun gewollt, der Bremer Wähler? Während
sich die Wahlergebnisse immer noch weiter zurechtruckeln und dabei der
historische Vorsprung von CDU auf SPD auf zwischenzeitlich mickerige 0,25
Prozent schrumpft, rätselraten die Parteivorsitzenden munter, was hinter
diesen blanken Zahlen nun für ein Wille steckt.
Die Zahlen erlauben eine Menge Spekulation – und so verweisen die
Vermutungen vor allem auf die Wünsche der Vermutenden. Aufgrund ihres
„klaren Regierungsauftrags“ – die Partei führt in aktuellen Hochrechnung…
mit 0,25 Prozent – hat die CDU, anders als die SPD, schon einmal
Einladungen für Sondierungsgespräche ausgesprochen und herausgeschickt: Am
Mittwoch trifft man sich mit den Grünen, am Freitag folgt ein Gespräch mit
der FDP, die für das anvisierte Jamaika-Bündnis auch noch gebraucht würde.
Mit den Grünen wollen sich auch alle anderen noch treffen. Mit ihrer
maximalen Offenheit für alle möglichen Partner sind sie in der
Regierungsbildung der Dreh- und Angelpunkt, der von allen Seiten ordentlich
geschmiert wird. Plötzlich wird der Klimaschutz auch in Bremen wie bei der
Europawahl noch vor der Bildung von allen als wichtiges, geradezu
wichtigstes Thema erkoren. „Die Bundesregierung war im Klimaschutz
handlungsunfähig“, krittelte denn auch CDU-Landesvize Jens Eckhoff. „Wir
haben das als Bremer CDU bemängelt.“ Eckhoff verwies noch auf die
Arbeitsplätze Offshore und Onshore und verbreitete insgesamt die Botschaft:
Wir Bremer Schwarze, wir waren immer schon grün.
Sascha Aulepp, Landesvorsitzende der SPD, betonte als vierte Kernbotschaft
der Sozialdemokraten neben sozial, tolerant und weltoffen natürlich auch
klimafreundlich. Ohnehin: Klimafreundlich sei ja sozial. Auch die Linken
hoben dabei den kostenfreien ÖPNV auf ihre eigene Prioritätenliste.
Und die FDP, die im Wahlkampf sicher die größten inhaltlichen Abweichungen
zu den Grünen hatte, rudert schon mal zurück: „Die Grünen haben gerade
wegen ihrer Verkehrspolitik viele Stimmen bekommen. Wir brauchen Bremen als
klimafreundliche und wirtschaftsfreundliche Stadt.“
Dass die Grünen so viel Aufmerksamkeit von allen bekommen, ist keine
Selbstverständlichkeit. Denn man kann das grüne Wahlergebnis von aktuell
17,5 Prozent auch als Niederlage lesen: In Hannover haben die Grünen 30
Prozent der Stimmen bekommen – trotz Regierungsbeteiligung. Und bei der
Europawahl stimmten die Bremer mit gut 5 Prozentpunkten mehr für die
Grünen.
Ein möglicher Grund: Nicht allen Grünen-Anhängern schmeckt die Idee von
Jamaika so gut wie ihrem Landesvorstand Hermann Kuhn. Der gab einer
ebenfalls möglichen rot-rot-grünen Koalition keine Absage. Doch er machte
klar: Das Wahlergebnis ist auch ein Signal für einen Neuanfang. „Da reicht
es nicht, so weiterzumachen und den ein oder anderen zusätzlich ins Boot zu
holen.“ Ohnehin zählten auch die Personen, mit denen man zusammenarbeite.
Zuletzt hatten Beobachter Abnutzungserscheinungen in der rot-grünen
Koalition festgestellt. Dass die Koalitionsfrage den ein oder anderen
Wähler abgeschreckt haben möge, gab auch Kuhn zu.
Bei allen Spekulationen, Gewinner der Wahl ist auf jeden Fall auch die AfD,
die erstmals in Fraktionsstärke mit insgesamt 7 Prozent in den Landtag
eingezogen ist. Vor allem in Bremerhaven waren die Rechten stark: Dort gab
es neben den 9,2 Prozent für die AfD noch etwa 7 Prozent für die Bürger in
Wut.
27 May 2019
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
## TAGS
Schwerpunkt Bürgerschaftswahl Bremen 2023
Grüne
Fundamentalismus
Rechtsruck
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