| # taz.de -- Kommentar Ibizagate und die Folgen: Ein möglicher Strache-Moment | |
| > Ob sich die Enthüllung auf die Europawahl auswirken wird, bleibt | |
| > abzuwarten. Doch ein Ausruhen auf dem Abgang der FPÖ wäre naiv. | |
| Bild: Was in Österreich gegen Migranten oder Arbeitnehmer getan wurde, ist das… | |
| Für die Europawahl könnte der Skandal um die österreichischen | |
| Rechtsextremen ein Moment der Erkenntnis sein: der Strache-Moment. Ob sich | |
| dessen Enthüllung aber auf die Wahlergebnisse auswirken wird, bleibt | |
| abzuwarten. | |
| Ob in Deutschland, in Frankreich oder in Italien: rechtsextreme Parteien | |
| haben ihre Kernwählerschaft. Diese werden wieder ihre rechten Parteien | |
| wählen, trotz oder gerade wegen [1][der Vorgänge um Heinz-Christian | |
| Strache]. Denn der Opfermythos, wie ihn der ehemalige österreichische | |
| Vizekanzler bei seiner Rücktrittsrede bemüht hat, funktioniert für die | |
| Entschiedenen. Für sie bleibt die Erzählung einer feindlichen Verschwörung | |
| attraktiv. | |
| „Ibizagate“ eignet sich hervorragend für die Selbstvergewisserung dieser | |
| Wähler, die sich nun umso leidenschaftlicher in ihrem abgeschlossenen | |
| Weltbild suhlen werden. | |
| Dann gibt es aber noch die anderen, die diese Parteien in der Vergangenheit | |
| gewählt haben – und wieder wählen würden. Sie sind nicht entschlossen, eher | |
| affin, auf der Suche nach Alternativen, aber geneigt zu falschen Antworten | |
| auf echte Probleme. Für sie könnte die Causa Strache ein Moment der | |
| Aufklärung sein. Denn sie zeigt, dass in der Politik Form und Inhalt | |
| zusammengehören. | |
| ## Das gemeinsame Werk von FPÖ und ÖVP | |
| Es wundert nicht, dass Antidemokraten, die die Prozesse demokratischen | |
| Ausgleichs verwerfen, auf eine freie Presse spucken und den Rechtsstaat vor | |
| allem dann anrufen, wenn sie schneller abschieben wollen, auch zum | |
| schnellen, wenn auch nicht ganz legalen Griff zur Macht neigen. Wieso soll | |
| sich jemand, der die Regeln eines Spiels verabscheut, an Spielregeln | |
| halten? | |
| Die Erkenntnis darf sich aber nicht auf die dezidierten extremen Rechten | |
| beschränken, sondern muss auch diejenigen umfassen, die mit ihnen | |
| zusammenarbeiten, politische Ideen und Projekte teilen. Denn was in | |
| Österreich in den vergangenen 17 Monaten gegen Migranten, Arbeitnehmer und | |
| Arbeitslose unternommen wurde, ist das gemeinsame Werk von FPÖ und ÖVP. | |
| [2][Während Sebastian Kurz seine gute Miene zum bösen Spiel wahren konnte], | |
| scheiterte die FPÖ letztlich an der zeitgenössischen Herausforderung, den | |
| Balanceakt zwischen radikalen Gesten und bürgerlichem Anschein zu halten. | |
| Für Österreich heißt das, dass ein Ausruhen auf dem Abgang der FPÖ naiv | |
| wäre. Ein nach den Neuwahlen möglicherweise noch stärkerer Bundeskanzler | |
| Sebastian Kurz müsste vielmehr misstrauisch stimmen. Für den Ausgang der | |
| Europawahl wird dagegen entscheidend sein, ob die Rechtsaffinen dies | |
| erkennen – und davon absehen, offensichtliche und weniger offensichtliche | |
| Antidemokraten zu wählen. | |
| 21 May 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /FPOe-Korruptionsaffaere-in-Oesterreich/!5593655 | |
| [2] /Regierungskrise-in-Oesterreich/!5593362 | |
| ## AUTOREN | |
| Volkan Ağar | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Europawahl | |
| europawahl Politik | |
| Heinz-Christian Strache | |
| Video | |
| Österreich | |
| FPÖ | |
| Österreich | |
| Herbert Kickl | |
| Strache-Video | |
| Strache-Video | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Österreich nach dem Bruch der Koalition: Das Prinzip Kickl | |
| In Wien kann man beobachten, welchen Schaden rechtsextreme Politiker | |
| verursachen, wenn sie an die Macht kommen. Eine Rekonstruktion. | |
| Regierungskrise in Österreich: Kurz steht vor Misstrauensvotum | |
| Nur einen Tag nach der Europawahl soll das Parlament in Wien über einen | |
| Misstrauensantrag gegen Kanzler Sebastian Kurz abstimmen. Es geht um Rache. | |
| FPÖ-Minister treten zurück: Österreichische Regierung zerbricht | |
| Die Minister der österreichischen Partei FPÖ haben am Montag ihre Ämter | |
| niedergelegt. Grund ist das Skandalvideo um Heinz-Christian Strache. | |
| Kommentar Strache und die Folgen: Nur ein mittelmäßiger Gangster | |
| Das Strache-Video durchkreuzt das bürgerliche Bild der Rechten. So schaffen | |
| sie selbst die Öffentlichkeit, die sie nie wollten. | |
| Regierungskrise in Österreich: Kick den Kickl | |
| Nach Strache muss nun wohl auch Innenminister Kickl wegen der | |
| FPÖ-Korruptionsaffäre gehen. Kanzler Kurz forderte seine Entlassung. |