# taz.de -- Kommission für das Einheits-Jubiläum: 80 Prozent aus dem Osten | |
> Horst Seehofer hat ein Gremium zusammengestellt, das die Feierlichkeiten | |
> zum 30. Jahrestag der Einheit begleiten soll. Die Ostlerquote ist hoch. | |
Bild: Die Feierlichkeiten sollen aber „kein DDR-Museum“ werden, betont Plat… | |
BERLIN taz | Die Feierlichkeiten zum [1][30. Jahrestag der friedlichen | |
Revolution] sollen diesmal etwas anders laufen. Das zumindest verspricht | |
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Am Montag stellte er in einer | |
Pressekonferenz in Berlin die beiden Vorsitzenden der frisch konstituierten | |
Regierungskommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ | |
vor. | |
Dem Gremium gehören 22 Personen aus Politik, Kultur und Wissenschaft an, | |
die inhaltlich die exakt ein Jahr andauernden Feierlichkeiten zwischen dem | |
3. Oktober 2019 und dem 3. Oktober 2020 begleiten werden. Unter ihnen sind | |
SchauspielerInnen wie Jan-Josef Liefers und Anna-Maria Mühe, aber auch die | |
ehemalige Thüringer CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht oder der | |
Sozialwissenschaftler Raj Kollmorgen. Die Ostlerquote beträgt ausnahmsweise | |
80 Prozent. | |
Die beiden Vorsitzenden Matthias Platzeck und Christian Hirte, die neben | |
Minister Seehofer sitzen, sind ebenfalls beide Ostdeutsche. Sie gehören | |
aber verschiedenen Generationen an und verfügen damit über unterschiedliche | |
Erfahrungshorizonte. Platzeck, 65, war lange Jahre äußerst beliebter und | |
erfolgreicher SPD-Ministerpräsident von Brandenburg. Hirte, 42, gehört der | |
Nachwendegeneration an. Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Thüringen ist | |
seit 2018 „Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer“. | |
Schon bei dieser Wortwahl fängt das Problem an. Wäre es nicht angebracht, | |
nach drei Jahrzehnten politikseitig auf die Bezeichnung „neue Länder“ zu | |
verzichten? Platzeck findet, man sollte da „nach neuen Begrifflichkeiten | |
suchen“. Überhaupt solle es diesmal zusätzlich zur regierungsamtlichen | |
Jubelroutine mehr um Dialog und Mitmachen gehen. | |
## Konzept soll bis Mitte August stehen | |
61 Millionen Euro hat das Innenministerium von Finanzminister Olaf Scholz | |
(SPD) zugesagt bekommen. Was damit auf die Beine gestellt wird, hängt nun | |
von der Kommission ab. Bis Mitte August 2019 sollen die Mitglieder | |
Handlungsempfehlungen zur Ausgestaltung der Bausteine des Jubiläumskonzepts | |
unterbreiten. Verdammt knapp für zündende Ideen, die über das übliche | |
„Begrüßung – Festrede – Nationalhymne“-Schema hinausgehen sollten, wie | |
Minister Seehofer betont. | |
So ist denn bei dieser Pressekonferenz entsprechend viel von „Dialog“ und | |
„Optimismus“ und „Selbstvergewisserung“ die Rede. Horst Seehofer, selbst | |
nicht Mitglied der Kommission, unterstützt die Idee von SPD-Mann Platzeck, | |
ein Zentrum zur Geschichte und zum Transformationsprozess Ostdeutschlands | |
seit der Wiedervereinigung zu errichten. Was genau dort stattfinden soll | |
und wie eine Konkurrenz zum Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig vermieden | |
werden könnte, bleibt offen. | |
Platzeck betont aber, es solle „kein DDR-Museum“ werden, sondern ein Ort, | |
an den alle BundesbürgerInnen ihre Kinder und Enkel führen könnten, um | |
ihnen zu zeigen: So war das nach dem Mauerfall in Ostdeutschland. Als | |
Standort steht Cottbus zur Debatte. Über die Kosten von 200 Millionen Euro | |
wird spekuliert. | |
6 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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