# taz.de -- Ostdeutsche in Spitzenpositionen: Manuela Schwesigs Eigentor | |
> Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin will mehr Ostdeutsche in | |
> Spitzenpositionen – und tut selbst genau das Gegenteil. | |
Bild: Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und (westlich) Reinhard Meyer | |
BERLIN taz | Innerhalb der SPD gilt Manuela Schwesig als Sprachrohr | |
ostdeutscher Interessen. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern | |
wurde in Frankfurt (Oder) geboren. Bei jeder Gelegenheit spricht sich die | |
stellvertretende SPD-Chefin für mehr Ostdeutsche in Spitzenpositionen aus. | |
Doch nun bekommt ihr Ruf als Stimme des Ostens Kratzer. Der Grund: | |
Umstrittene Personalentscheidungen. | |
Worum geht es? Schwesig, seit knapp zwei Jahren Regierungschefin in | |
Schwerin, hat mehrere Führungspositionen neu zu besetzen. Dies ist nötig, | |
nachdem ihr bisheriger Finanzminister Mathias Brodkorb das Handtuch | |
geworfen hat, und die langjährige Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider | |
gestorben ist. Das Personalkarussell dreht sich also, was an sich nicht | |
weiter erwähnenswert wäre. | |
Das Problem: Wie dieser Tage bekannt wurde, will Schwesig vier zentrale | |
Posten – eine Staatssekretärsstelle, zwei Ministerämter und die | |
Landtagspräsidentschaft – ausschließlich mit gebürtigen Westdeutschen | |
besetzen. So soll auf die gebürtige Ostdeutsche Bretschneider die bisherige | |
Bildungsministerin und Westdeutsche Birgit Hesse folgen. | |
Nachfolger des ausgeschiedenen Finanzministers Brodkorb, der gebürtiger | |
Mecklenburger ist, soll zudem der in Bonn geborene Reinhard Meyer werden. | |
Er war bislang Chef der Staatskanzlei. Unterm Strich heißt das: Ostdeutsche | |
gehen bei der Verteilung neuer Spitzenpositionen leer aus. Zuvor waren zwei | |
der vier Posten ostdeutsch besetzt. | |
Für Schwesig ist das gewissermaßen ein Eigentor. Erst Anfang April hatte | |
die frühere Bundesfamilienministerin auf einem SPD-Konvent in Erfurt das | |
„Zukunftsprogramm Ost“ mit verabschiedet, in dem unter anderem eine | |
„Repräsentationslücke“ beklagt wird, und mehr Ostdeutsche in | |
Führungspositionen verlangt werden. Auch wenn Schwesig selbst eine | |
Ost-Quote ablehnt, spricht sie sich stets für eine stärkere Ost-Förderung | |
aus. | |
## Ungleichgewicht bei den Neuen | |
So drängt sich der Eindruck auf, dass bei Schwesig zwischen Reden und | |
Handeln eine Kluft besteht. Entsprechend harsch fällt die Reaktion der | |
Opposition im Schweriner Landtag aus. So wirft Linken-Fraktionschefin | |
Simone Oldenburg Schwesig Wortbruch vor. „Sie hat die Ost-Förderung selbst | |
zum Thema gemacht und tut genau das Gegenteil.“ Sie wolle Schwesig nicht | |
unterstellen, dass sie Ostdeutschen die Kompetenz abspricht. „Aber die | |
Vermutung liegt nahe“, sagte die Linken-Politikerin der taz. | |
Schwesig selbst verteidigt ihr Handeln. Über ihren Sprecher ließ sie | |
mitteilen, dass ihr rot-schwarzes Landeskabinett sehr wohl ausgewogen | |
zusammengesetzt sei. Die Mehrheit der MinisterInnen sei ostdeutscher | |
Herkunft. Ferner verwies der Sprecher darauf, dass zwei weitere | |
Staatssekretärsposten noch zu vergeben sind. Aber selbst wenn diese | |
ostdeutsch besetzt würden, bliebe das Ungleichgewicht bei den Neuen. | |
Auch die SPD selbst könnte das Signal, das Schwesig aussendet, belasten. | |
Neben der Europawahl finden am 26. Mai in Mecklenburg-Vorpommern | |
Kommunalwahlen statt. Auch den SPD-WahlkämpferInnen in Brandenburg, Sachsen | |
und Thüringen dürfte Schwesig angesichts der anstehenden Landtagswahlen | |
alles andere als helfen. | |
10 May 2019 | |
## AUTOREN | |
Daniel Godeck | |
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