| # taz.de -- Fall des Psychiatrie-Patienten Mbobda: Er wollte Hilfe, und er fand… | |
| > Tonou Mbobda stirbt im Hamburger Uni-Krankenhaus. Zuvor soll ihn das | |
| > Sicherheitspersonal rassistisch beleidigt und brutal geschlagen haben. | |
| Bild: Zur Gedenkveranstaltung für Tonou Mbobda kamen mehr als hundert Menschen | |
| Hamburg taz | Fünf Tage haben Familie und Freunde von Tonou Mbobda gehofft | |
| und gebangt. [1][Freitag kam die Nachricht: Er ist tot]. Nach einem [2][von | |
| Augenzeugen als äußerst brutal beschriebenen Übergriff] im Hamburger | |
| Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) durch drei Sicherheitsangestellte | |
| starb der 34-jährige gebürtige Kameruner. Und nicht nur das unmittelbare | |
| Umfeld des Toten sagt: Mbobda ist ein Opfer einer rassistisch motivierten | |
| Tat. „Wir wollen Gerechtigkeit, denn es hätte jede*n von uns als Schwarze | |
| Menschen treffen können“, sagte ein Sprecher der Aktivist*innengruppe Black | |
| Community Hamburg am Sonntag bei einer Gedenkkundgebung vor dem UKE. | |
| Am Ostersonntag befand sich der 34-Jährige auf freiwilliger Basis zur | |
| Behandlung in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses. Sein Zustand | |
| soll sich im Verlauf der Behandlung verschlechtert haben, sodass die | |
| diensthabende Ärztin einen vorläufigen Unterbringungsbeschluss beantragte, | |
| wie die Hamburger Polizei mitteilte. | |
| Bevor der Beschluss vorlag, saß der Mann vor dem Gebäude und rauchte eine | |
| Zigarette. Drei Sicherheitsmitarbeiter des UKE sollten ihn auf die Station | |
| zurückführen. Da er sich weigerte, fixierten ihn die Männer gegen seinen | |
| Willen, eine Ärztin verabreichte ihm Beruhigungsmittel. Dabei verlor der | |
| Mann das Bewusstsein. Er musste wiederbelebt werden und wurde ins | |
| künstliche Koma versetzt – aus dem er nicht wieder aufwachte. | |
| Laut der Hamburger Polizei sei die Todesursache momentan noch unbekannt. | |
| Allerdings ermittle das Landeskriminalamt (LKA) wegen Verdachts auf | |
| Körperverletzung mit Todesfolge. Mehrere Augenzeugen berichten von Schlägen | |
| und Tritten gegen den wehrlos am Boden liegenden Mann. | |
| ## Bei Trauerfeier sprechen auch Augenzeugen | |
| Während der gestrigen Gedenkveranstaltung schilderten zwei Personen, wie | |
| sie den Vorfall gesehen haben. „Sie haben ihn gepackt und, ohne ein Wort zu | |
| sagen, auf dem Boden fixiert“, sagt der eine. „Dann haben sie geschlagen | |
| und getreten, immer wieder mit dem Knie in die Nieren“, sagt der andere. | |
| Eine dritte Person berichtete, wie ihre Mutter den Vorfall gesehen habe. Es | |
| waren diese Augenzeugen, die nach dem Übergriff die Polizei riefen. Ob ohne | |
| sie jemand vom Vorfall erfahren hätte, ist eine Frage, die bei der | |
| Gedenkveranstaltung die Trauer mit Wut mischt. | |
| Zur Gedenkveranstaltung waren mehr als hundert Menschen gekommen, um Blumen | |
| und Kerzen an vor Ort niederzulegen. Immer wieder riefen sie: „Wir wollen | |
| Gerechtigkeit!“ Und immer wieder fielen während der Redebeiträge die Namen | |
| von Oury Jalloh und Achidi John. [3][Jalloh war 2005 im Dessauer | |
| Polizeigewahrsam verstorben], John 2001 nach einem [4][Brechmitteleinsatz | |
| der Polizei in Hamburg]. | |
| Der Cousin von Tonou Mbobda beschrieb ihn als friedlichen Menschen. 2009 | |
| kam er nach Deutschland und begann ein Ingenieurstudium. Besonders schlimm | |
| sei es für die Familie, dass bisher niemand vom Krankenhaus bei ihnen ihr | |
| Beileid ausgedrückt habe. Das UKE äußert sich mit Verweis auf den | |
| Datenschutz sowie die laufenden Ermittlungen nur sehr vage, bestätigte | |
| bisher lediglich, dass der 34-Jährige nach der Fixierung durch den | |
| Sicherheitsdienst „aus bisher ungeklärten Umständen zusätzliche | |
| medizinische Hilfe benötigte“. | |
| Der Vorfall beschäftigt bereits die Hamburger Bürgerschaft. Verantwortliche | |
| des UKE sollen sich in der kommenden Sitzung des parlamentarischen | |
| Gesundheitsausschusses zu dem Vorfall äußern, fordert die Linksfraktion. | |
| Bereits geäußert hat sich ein Mitarbeiter des UKE gegenüber der taz, der | |
| anonym bleiben will. Es gebe rassistische Ressentiments beim | |
| Sicherheitsdienst, Witze über Schwarze seien an der Tagesordnung: „Wenn es | |
| kein Schwarzer gewesen wäre, wären sie nicht so hart rangegangen“, sagte | |
| er. | |
| 28 Apr 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| André Zuschlag | |
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