# taz.de -- Tod des Patienten Tonou-Mbobda am UKE: Mordkommission ermittelt | |
> Tonou-Mbobda verstarb laut Staatsanwaltschaft an Herzversagen. Das UKE | |
> verspricht „vorbehaltlose Aufklärung“. | |
Bild: Vor dem UKE gedachte man Tonou Mbobdas | |
Hamburg taz Der aus Kamerun stammende Psychiatriepatient Tonou-Mbobda ist | |
„in Folge eines Herzversagens“ [1][gestorben]. Das gab die Pressesprecherin | |
der Staatsanwaltschaft Hamburg am Montag bekannt. | |
Tonou-Mbobda war laut Augenzeugenberichten am Ostersonntag im | |
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) von drei | |
Sicherheitsmitarbeitern [2][zusammengeschlagen worden]. Er verstarb am | |
vergangenen Freitag in der Uniklinik. „Es laufen weitere Untersuchungen zur | |
Frage, ob eine Herzvorerkrankung vorlag“, so die Staatsanwaltschaft weiter. | |
Bis die endgültigen Ergebnisse der Untersuchungen zur Todesursache | |
vorliegen, könnten aber mehrere Wochen vergehen. | |
Der taz liegen nun Informationen über interne Dienstanordnungen des UKE | |
vor, die in Verbindung mit dem Tod des Patienten stehen. Diese wurden dem | |
Sicherheitsdienst per Mail mitgeteilt – und der soll nun keinerlei | |
Zwangsmaßnahmen mehr durchführen. | |
„Im Zusammenhang mit den Vorfällen des vergangenen Wochenendes“, heißt es | |
in dem Schreiben, „muss ich ein paar Änderungen bezüglich des zukünftigen | |
Arbeitsablaufes bekanntgeben.“ Der Brief wurde mutmaßlich vom Leiter des | |
Sicherheitsdienstes verfasst, wie zwei anonyme UKE-Mitarbeiter bestätigen. | |
Das Sicherheitsunternehmen ist Teil der Tochtergesellschaft „Klinik | |
Logistik & Engineering“ (KLE) des Universitätsklinikums. | |
In der Mail heißt es weiter: „Von Mitarbeitern des UKE-Sicherheitsdienstes | |
werden ab sofort und bis auf schriftlichen Widerruf keinerlei | |
Interventionseinsätze im Zusammenhang mit ärztlich angeordneten | |
Zwangsmaßnahmen (bzw. Unterstützung bei Zwangsmedikationen, Fixierungen | |
etc.) mehr umgesetzt. Sollte sich die Notwenigkeit einer Zwangsmaßnahme | |
abzeichnen, ist immer die Polizei hinzuzuziehen (egal wie oft und wie lange | |
es dauert). | |
Selbstverständlich können alle Sicherheitskräfte auch weiterhin zu | |
Noteinsätzen gerufen werden, um vor Ort Präsenz zu zeigen. Patienten dürfen | |
ab sofort nicht mehr körperlich angefasst werden. Die einzige Ausnahme ist | |
Notwehr und Nothilfe – diese darf, soll und muss in einer realen | |
Bedrohungs- und/oder Verteidigungssituation auch weiterhin geleistet | |
werden, allerdings auch nur dann, wenn die Lage durch kein anderes Mittel | |
abgewehrt werden kann.“ Dass es so eine Anweisung noch nie zuvor gab, | |
bestätigen beide anonymen UKE-Mitarbeiter. | |
Weiter heißt es in dem Schreiben: „Das Mitführen von privat beschafften | |
Einsatzmitteln wie Handschließen oder Ähnlichem ist im Dienst für jeden | |
Mitarbeiter untersagt.“ Auf Nachfrage beim UKE, ob private Ausrüstung | |
bisher erlaubt war, wollte die Pressesprecherin keine Auskunft über das | |
„interne Sicherheitskonzept“ geben. | |
## „Zutiefst bestürzt“ | |
Weiterhin steht in der Mail: „Mitarbeiter, welche ihren Dienst abgesetzt | |
und alleine versehen, versehen den Dienst bis auf weiteres in Zivil. | |
Mitarbeiter, welche sich im Rahmen ihres Auftrags in Uniform auf dem | |
Gelände bewegen, tun dies weiterhin und ohne Ausnahme zu zweit.“ Dass der | |
Sicherheitsdienst Anweisungen hatte, in Zivil zu arbeiten, wurde in der | |
Vergangenheit bei Diebstahldelikten praktiziert, um den Täter zu ermitteln, | |
bestätigen beide Quellen. Doch in diesem Ausmaß und Zusammenhang sei das | |
noch nie vorgekommen. | |
Auch die Pressesprecherin des UKE äußerte sich erstmals ausführlicher zum | |
Todesfall in der Uniklinik: „Wir sind zutiefst bestürzt über den Tod | |
unseres Patienten Herrn Tonou-Mbobda. Unser Mitgefühl gilt den | |
Hinterbliebenen. Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst und unterstützen die | |
vorbehaltlose Aufklärung der Ereignisse mit allen Kräften. Rassismus hat im | |
UKE keinen Platz. Wir stehen im UKE konsequent für Toleranz und eine | |
weltoffene Gesellschaft.“ | |
Ein Polizeisprecher bestätigt, dass die Mordkommission wegen | |
Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. | |
29 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Philipp Effenberger | |
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