# taz.de -- Kommentar 1. Aktion von Extinction Rebellion: Good Cops: Friedliche… | |
> Erstaunlich konfliktfrei verlief die Räumung der von Extinction | |
> Rebellion-Aktivst*innen besetzten Oberbaumbrücke am Montag. Manchen war's | |
> zu freundlich. | |
Bild: Oberbaumbrücke: lachende Demonstrantin, zufriedene Ordnungshüter | |
Nein, mit den Massenprotesten von London war die erste Aktion von | |
„Extinction Rebellion“ in Berlin nicht wirklich zu vergleichen. In der | |
britischen Hauptstadt blockierten viele tausend Menschen zentrale | |
Verkehrsverbindungen wie die Waterloo Bridge und den Piccadilly Circus – | |
und zwar teilweise mehrere Tage lang in Zelten. Mehr als 300 wurden am Ende | |
von Scotland Yard festgenommen. | |
Ungefähr so viele beteiligten sich in Berlin insgesamt an der Blockade der | |
Oberbaumbrücke, der einzigen, die am Montag zustande kam – für knapp drei | |
Stunden. Doch hier war es ja auch die erste Aktion von Extinction | |
Rebellion, und immerhin ist der Plan, den massenhaften zivilen Ungehorsam | |
für mehr Klimaschutz auch nach Berlin zu holen, damit überhaupt | |
aufgegangen. Vor der Brückenblockade hatten bereits mehrere hundert | |
Menschen vor dem Bundestag und später bei einem Fest an der Jannowitzbrücke | |
ihre Forderungen vorgestellt, zu denen vor allem eine schnelle Reduktion | |
der Treibhausgase und mehr Mitsprache der BürgerInnen gehören. | |
Deutlich anders als in London – und auch als sonst in Deutschland oft | |
üblich – verlief auch die Räumung der Blockade. VermittlerInnen von | |
Extinction Rebellion, die blaue Friedenstauben auf ihren Westen trugen, | |
schlugen den AktivistInnen vor, der Polizei die Arbeit möglichst leicht zu | |
machen und sich nur ein Stück weit tragen zu lassen – worauf sich die | |
Mehrheit der TeilnehmerInnen auch einließ. Die Polizei revanchierte sich, | |
indem sie auf die bei Räumungen sonst oft üblichen Tritte und Schmerzgriffe | |
verzichtete. „Möchten Sie laufen oder getragen werden?“, fragten die Beamte | |
alle, die auf der Straße sitzen. „Och, von Ihnen würde ich mich schon gern | |
ein Stück tragen lassen“, antwortet eine Demonstrantin. „Na, Sie sind ja | |
zum Glück nicht so schwer“, flirtet der bärtige Polizist zurück. | |
„Ohne Helm und ohne Knüppel seid ihr schön“, sangen die AktivistInnen | |
während der Räumung. Und die Polizei verzichtete tatsächlich auf den | |
Einsatz dieser Gerätschaften. Einigen Beteiligten ging die | |
Kooperationsbereitschaft dann aber doch noch weit. „Es heißt nicht ziviler | |
Gehorsam, sondern ziviler Ungehorsam“, rief ein Teilnehmer genervt. | |
Doch die morgendliche Ankündigung, für die eigene Überzeugung notfalls auch | |
ins Gefängnis zu gehen, wurde in Berlin für keineN der Beteiligten | |
Realität. Nur fünf, denen die Polizei Beleidigung, Widerstand und | |
Gefährdung des Straßenverkehrs vorwirft, wurden kurzzeitig festgenommen. | |
Die Allermeisten, die sich wegtragen ließen, wurden ohne | |
Personalienfeststellung am Ende der Brücke sofort wieder entlassen. | |
20 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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