| # taz.de -- Urteil lebensverlängernde Maßnahmen: Leben ist trotz Leid kein �… | |
| > Ärzte haften nicht, wenn sie Patient*innen durch künstliche Ernährung | |
| > länger als medizinisch sinnvoll am Leben halten. Das entschied der | |
| > Bundesgerichtshof. | |
| Bild: Wollte Schadensersatz für die künstliche Lebensverlängerung seines Vat… | |
| Karlsruhe dpa | Ärzte haften grundsätzlich nicht mit Geld, wenn sie einen | |
| Patienten zum Beispiel durch künstliche Ernährung länger als medizinisch | |
| sinnvoll am Leben erhalten und damit sein Leiden verlängern. Es verbiete | |
| sich generell, ein Weiterleben als Schaden anzusehen, entschieden die | |
| obersten Zivilrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe am | |
| Dienstag. [1][Eine Klage auf Schmerzensgeld und materiellen Schadenersatz] | |
| im Namen eines 2011 gestorbenen Demenzkranken wiesen sie deshalb ab. | |
| Den Prozess führte der in den USA lebende Sohn des Mannes aus Bayern als | |
| alleiniger Erbe. Er hält es für einen Behandlungsfehler, dass sein | |
| kommunikations- und bewegungsunfähiger Vater ohne jede Aussicht auf | |
| Besserung jahrelang weiter per Magensonde ernährt wurde. Die Klage richtete | |
| sich gegen den behandelnden Hausarzt. Dieser sollte mindestens 100 000 Euro | |
| Schmerzensgeld zahlen und Behandlungs- und Pflegekosten von mehr als 52 000 | |
| Euro erstatten. | |
| Vorsorglich können Menschen [2][in einer sogenannten Patientenverfügung] | |
| aufschreiben, in welchen Situationen sie wie behandelt werden möchten und | |
| wann sie keine Behandlung mehr wünschen. In dem Fall hatte der Vater nichts | |
| hinterlassen und konnte sich selbst nicht mehr äußern. Ob er die Magensonde | |
| noch gewollt hätte, war deshalb unklar. | |
| Das Oberlandesgericht (OLG) München war 2017 der Ansicht gewesen, dass der | |
| Arzt die Sondenernährung trotzdem nicht einfach hätte weiterlaufen lassen | |
| dürfen, ohne die Situation mit dem bestellten Betreuer gründlich zu | |
| erörtern. Wegen verletzter Aufklärungspflichten sprachen die Richter dem | |
| Sohn damals 40 000 Euro Schmerzensgeld zu. | |
| ## Urteil über den Wert eines Lebens | |
| Dagegen legte der Arzt mit Erfolg Revision ein. Auch der Sohn und dessen | |
| Anwalt hatten die OLG-Entscheidung angefochten, um ein Grundsatzurteil | |
| herbeizuführen. Aus ihrer Sicht werden medizinische Standards nur | |
| eingehalten, wenn Ärzte für Verstöße haftbar gemacht werden. Das müsse auch | |
| für die Behandlung am Lebensende gelten. | |
| Dem wollten sich die BGH-Richter aber nicht anschließen. Die Vorsitzende | |
| Richterin Vera von Pentz sagte, es könne dahinstehen, ob der Arzt Pflichten | |
| verletzt habe. „Das Urteil über den Wert eines Lebens steht keinem Dritten | |
| zu.“ Es fehle deshalb schon an einem immateriellen Schaden, der | |
| Schmerzensgeld-Ansprüche auslösen könnte. (AZ: VI ZR 13/18) | |
| 2 Apr 2019 | |
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