| # taz.de -- Polizeikosten bei Fußball-Bundesliga: Private oder öffentliche Si… | |
| > Die Deutsche Fußball Liga will nicht für die Zusatzkosten bei | |
| > Hochrisikospielen bezahlen. Darüber verhandelte das | |
| > Bundesverwaltungsgericht. | |
| Bild: Erster Anwendungsfall: Das Heimspiel von Werder Bremen gegen den Hamburge… | |
| Leipzig taz | Es geht nicht nur um eine Bremer Besonderheit, es geht auch | |
| nicht nur um Fußball. Das machte Wolfgang Ewer, der Anwalt der Deutschen | |
| Fußball Liga (DFL), am Dienstag vor dem Bundesverwaltungsgericht klar: „Es | |
| geht um die Frage, ob wir eine Privatisierung von Sicherheit wollen.“ | |
| Bremen hatte 2014 sein Gebührenrecht verschärft. Seither können die | |
| Zusatzkosten für Hochrisikospiele der Bundesliga dem Veranstalter in | |
| Rechnung gestellt werden. Für ein Spiel von Werder Bremen gegen den HSV im | |
| April 2015 verlangte das Land von der DFL 425.000 Euro. [1][Die DFL klagte | |
| gegen den Gebührenbescheid. Inzwischen ist der Streit in der letzten | |
| Instanz]. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelte an diesem | |
| Dienstag sechs Stunden lang. | |
| DFL-Anwalt Ewer warnte: „Wenn dieses Beispiel Schule macht, müssen bald | |
| Juweliere dafür bezahlen, dass die Polizei in ihrer Straße häufiger Streife | |
| fährt.“ Die Gewährung von Sicherheit müsse eine öffentliche Aufgabe | |
| bleiben, die allein aus Steuergeldern finanziert wird. | |
| Daran will Ulrich Mäurer, Bremens SPD-Innensenator, auch nichts | |
| Wesentliches ändern. Ihm geht es um Gerechtigkeit. „Eine so erfolgreiche | |
| Profiliga wie die Bundesliga sollte einen kleinen Beitrag zu den | |
| Sicherheitskosten leisten.“ Bei 4,5 Milliarden Euro Jahresumsatz seien die | |
| zusätzlichen Polizeikosten keine Härte. | |
| ## „Reiche DFL gegen das arme Land Bremen“? | |
| Jürgen Paepke, Rechts-Direktor der DFL, wehrte sich gegen das Bild, hier | |
| klage „die reiche DFL gegen das arme Land Bremen“. Auf 4,5 Milliarden | |
| Umsatz komme man nur, wenn man den Umsatz aller Vereine der ersten und | |
| zweiten Liga zusammenzähle. Die DLF selbst habe in der Saison 2017/2018 | |
| gerade mal 46 Millionen Euro Umsatz gemacht. | |
| Juristisch geht es im Kern darum, wann für eine staatliche Leistung | |
| spezielle Gebühren verlangt werden können. Der Vorsitzende Richter Wolfgang | |
| Bier sagte, bei den Bremer Polizeikosten komme vor allem ein | |
| Vorteilsausgleich in Betracht. Denn die Veranstalter profitierten davon, | |
| wenn die Polizei einen einigermaßen ruhigen Verlauf der Abläufe rund um die | |
| Bundesliga-Spiele sichere. Für die allgemeine Gefahrenabwehr werde zwar die | |
| Polizei aus Steuergeldern bezahlt, aber möglicherweise handele es sich um | |
| eine „abtrennbare“ Zusatzaufgabe. | |
| Innensenator Mäurer geht von einem Regel-Ausnahme-Verhältnis aus. „Seit der | |
| Neufassung des Gesetzes hatte Werder Bremen 60 Bundesliga-Heimspiele. In 53 | |
| Spielen trug Bremen wie üblich die Kosten der Sicherheit allein.“ Nur | |
| sieben Partien seien Hochrisiko-Spiele gewesen. | |
| Der zweite DFL-Anwalt Bernd Hoefer glaubt, dass es auch bei | |
| Hochrisikospielen um normale Polizeiaufgaben im öffentlichen Raum gehe. „Da | |
| muss die Polizei verhindern, dass sogenannte Fans auf dem Weg zum Stadion | |
| bei Geschäften die Scheiben einschlagen oder in Wohngebieten die Vorgärten | |
| verwüsten.“ Sein Kollege Ewer spitzte es zu: „Das sind keine Zusatzaufgaben | |
| der Polizei, es geht nur um Zusatzkosten.“ | |
| ## Umstritten, wer eigentlich Veranstalter ist | |
| Umstritten war auch, wer eigentlich Veranstalter der Bundesliga-Spiele ist. | |
| Bremen hatte seinen Gebührenbescheid an die DFL geschickt. DFL-Anwalt Ewer | |
| hielt dies für völlig falsch. „Ausschließlicher Veranstalter“ der Spiele | |
| seien die örtlichen Vereine. „Für die Sicherheitsprobleme rund um die | |
| Bremer Heimspiele ist Werder Bremen Ansprechpartner der Polizei, nicht die | |
| DFL.“ Auch die Einnahmen aus dem Ticketverkauf flössen vor allem Werder | |
| Bremen zu. Wenn sich dank guter Polizeiarbeit mehr Leute ins Stadion | |
| trauen, komme dies Werder Bremen zugute, nicht der DFL. Die DFL erhalte nur | |
| 3,15 Prozent der Bundesliga-Einnahmen. | |
| „Die DFL ist als Organisator der Bundesliga zumindest Mitveranstalter“, | |
| betonte Bremens Rechtsvertreter Joachim Wieland. Bei mehreren Veranstaltern | |
| könne der Staat frei wählen, wen er zur Kasse bitte. „Die DFL kann intern | |
| ja einen Ausgleich von Werder Bremen fordern“, so Wieland. Das wollte Eser | |
| nicht akzeptieren: „Es ist doch bekannt, dass Bremen einfach nur den | |
| örtlichen Verein schonen wollte“, so der DFL-Anwalt. „Das ist aber kein | |
| zulässiges Kriterium, das ist Willkür.“ | |
| Der Vorsitzende Richter Wolfgang Bier äußerte Verständnis für die | |
| grundsätzlichen Sorgen der DFL: „Es wäre eine gefährliche Entwicklung, wenn | |
| peu à peu immer mehr Kosten der Gefahrenabwehr auf einzelne Bevorteilte | |
| übertragen werden.“ Er deutete aber an, dass der fünfköpfige Senat nach | |
| einer Vorberatung das Bremer Gesetz wohl noch für akzeptabel hält und nur | |
| in Details Korrekturen fordern wird. Das Urteil wird am Freitag verkündet. | |
| 27 Mar 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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