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# taz.de -- Scheuers Fahrradhelm-Werbung: „Peinlich, altbacken und sexistisch…
> Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) startet eine Kampagne für
> Fahrradhelme, die auf heftige Kritik stößt. Die Models sind nur leicht
> bekleidet.
Bild: Sehen auch ohne halbnackte Menschen gut aus: Fahrradhelme
Berlin dpa/taz | Die Fahrradhelm-Kampagne von Bundesverkehrsminister
Andreas Scheuer (CSU) mit leicht bekleideten Models stößt auf heftige
Kritik. Vor allem SPD-Politikerinnen fühlen sich von der Werbeaktion
abgestoßen – und fordern nun sogar ihren Stopp.
„Es ist peinlich, dumm und sexistisch, wenn der Verkehrsminister seine
Politik mit nackter Haut verkauft“, sagte die Vorsitzende der
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, Maria Noichl, [1][der Bild
am Sonntag (kostenpflichtiger Inhalt)]. Frauen fühlten sich dadurch
beleidigt. „Deshalb: Runter mit den Plakaten.“ Diese sollen den Angaben
zufolge ab Dienstag entlang von Straßen aufgestellt werden.
Das Verkehrsministerium will mit der Kampagne, die auch Videos umfasst, vor
allem junge Menschen zum Tragen eines Helms animieren. Sie trägt den Titel:
„Looks like shit. But saves my life“ Auf Deutsch: „Sieht scheiße aus –…
rettet mein Leben.“ Dabei ist unter anderem „Germany's Next
Topmodel“-Kandidatin Alicija.
Auch Familienministerin Franziska Giffey (SPD) findet die Aktion ihres
Kabinettskollegen wenig amüsant. [2][Auf Facebook postete sie ein Foto von
sich und ihrem Fahrrad.] Sie ist darauf vollständig bekleidet, trägt einen
Helm und schreibt dazu: „Lieber Andreas Scheuer: Mit Helm geht auch
angezogen!“
## „Sex-sells-Kampagne“
SPD-Fraktionsvize Katja Mast äußerte ähnliche Kritik: Zwar spreche die
Kampagne das richtige Thema an, [3][sagte sie der Passauer Neuen Presse
(Samstag).] Doch sei die Umsetzung „peinlich, altbacken und sexistisch“.
Halbnackte Frauen und Männer sollten nicht mit Steuergeldern auf Plakate
gebannt werden.
Die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Josephine
Ortleb, reagierte ebenfalls empört: „Es braucht weder Frauen als Objekte,
nackte Haut noch Sexismus, um junge Menschen auf Sicherheit im Radverkehr
aufmerksam zu machen“, sagte sie der Zeitung. Das Beispiel von Scheuers
„Sex-sells-Kampagne“ zeige, dass die Bundesregierung dringend eine
Gleichstellungsstrategie benötige. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Manja
Schüle bezeichnete die Kampagne ebenfalls als „zutiefst sexistisch“.
Kritik kam auch von den Grünen. Grünen-Verkehrspolitiker Stefan Gelbhaar
sagte der Bild am Sonntag: „Statt auf sexistische Werbung ohne Wirkung zu
setzen, sollte Scheuer endlich ernsthaft für die Verkehrssicherheit auf
unseren Straßen sorgen.“
[4][Das Ministerium rechtfertigte sich via Twitter.] Hauptzielgruppe seien
junge Frauen und Männer, die aus ästhetischen Gründen keine Helme trügen.
Die erste Auswertung der Einschaltquoten – mit 1,78 Millionen Zuschauern
zwischen 14 und 49 Jahren – bestätigten, „dass wir diese Zielgruppe sehr
gut erreicht haben“. Zwar könne man die Einwände von verschiedenen Seiten
nachvollziehen, stehe aber hinter den Motiven. Bereits am Freitag hatte die
Kampagne im Netz jede Menge ironischer Anmerkungen ausgelöst – neben
Verständnis gab es auch viel Kritik.
## „Gefährliche Radverkehrspolitik“
„Freue mich schon auf die Kampagne mit LKW-Fahrern in Feinripp-Unterwäsche,
die für Abbiegeassistenten werben“, [5][schrieb @Philip_Meinhold.] Der
baden-württembergische Landesverband [6][des Allgemeinen Deutschen
Fahrrad-Clubs meint:] „Wir finden Sexismus in der Werbung genau so doof wie
den Versuch, Fahrradhelme als Feigenblatt für eine mangelhafte und für
viele gefährliche Radverkehrspolitik zu verwenden“.
[7][@FrauHoegemann fragt sich:] „Bei solch einer Kampagne gibt es einen
Pitch und mehrere Abstimmungsrunden. Hat da niemand gesagt: Können wir
nicht machen, ist sexistischer Kack!“ [8][Und @Lokoschat schreibt:]
„Sexismus in Werbung gibt's oft genug, bei #HelmerettenLeben ist es m.E.
aber mindestens ein Grenzfall: Frauen und Männer posieren erotisch mit
‚hässlichem‘ Helm. Es geht um den Kontrast. Muss man nicht gut finden, aber
auch nicht sexistisch.“
Viele andere Nutzer*innen ergänzen die Werbekampagne des
Verkehrsministeriums mit ihren eigenen Fahrradhelm-Porträts – und zwar
angezogen.
In einer früheren Version des Texts wurde der Chef der Jungen Union, Tilman
Kuban, aus der Bild am Sonntag zitiert. Das Zitat war falsch.
24 Mar 2019
## LINKS
[1] https://www.bild.de/bild-plus/geld/wirtschaft/wirtschaft/sexismus-vorwurf-s…
[2] https://www.facebook.com/franziska.giffey/photos/a.615415458595333/16172438…
[3] https://www.pnn.de/verkehr-spd-frauen-scheuers-radlerhelm-werbung-sexistisc…
[4] https://twitter.com/BMVI/status/1109146512712499200
[5] https://twitter.com/Philip_Meinhold/status/1109423389557563392
[6] https://twitter.com/ADFC_BW/status/1109115264963100672
[7] https://twitter.com/FrauHoegemann/status/1109375011041787904
[8] https://twitter.com/Lokoschat/status/1109688777050595328
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