# taz.de -- TV-Spots wegen Sexismus verboten: Aufstrich mit miesem Beigeschmack | |
> Großbritannien verbietet zwei TV-Spots wegen der sexistischen Stereotype, | |
> die sie vermitteln. Da kann man neidisch werden. | |
Bild: Wenn Werbung für Brotaufstrich nicht ohne Sexismus kann… | |
Wer glaubt, es brauche keine sexistischen Klischees, um einen Brotaufstrich | |
zu bewerben, liegt leider falsch. Bei der [1][TV-Werbung für den | |
Frischkäse] des Konsumgüterkonzerns Mondelez verrutschte der Fokus vom | |
Produkt zum Vorurteil. | |
Die Szene: ein Schnellrestaurant. Frau drückt Mann das Kind in die Hand und | |
verschwindet mit einem Luftküsschen aus dem Bild. Dem Gesichtsausdruck des | |
Mannes nach zu urteilen, ist der davon nicht gerade begeistert. Ein zweiter | |
Mann betritt das Bild, eine Babyschale in der Hand. Der unbegeisterte Mann | |
fragt: „So, du bist also auch Vater?“ Mann B antwortet mit einem kurzen | |
„Mhm“ und widmet sich dann, wo das geklärt wäre, den schöneren Dingen des | |
Lebens: Brot mit Frischkäse. | |
Diese Delikatesse wird variationsreich auf einem Fließband präsentiert. Da | |
vergisst Mann natürlich schnell das eigene Kind und setzt es kurzerhand auf | |
dem Band ab. Während die Kinder aus dem Bild fahren, machen sich die Väter | |
über die Brote her. Dann der Moment des Schreckens: Wo ist das Kind? | |
Entdeckt und kurzerhand vom Fließband zurück auf den Arm genommen, klärt | |
der Vater schnell: „Das erzählen wir aber nicht der Mama.“ | |
Während er in puncto Werbung versagt, zeigt der Spot umso besser, dass die | |
Vermittlung sexistischer Stereotype auch in die andere Richtung | |
funktioniert: Väter und Kinder – das ist gefährlich für den Nachwuchs! Die | |
Werbung darf wegen dieser stereotypen Propagierung von Risikovaterschaft in | |
England nicht länger ausgestrahlt werden, entschied die Werbeaufsicht | |
[2][Advertising Standarts Authority]. Auch ein [3][Werbespot der Firma | |
Volkswagen] erhielt ein Verbot. Beide Unternehmen wiesen die | |
Sexismusvorwürfe von sich. | |
In Deutschland ist man weniger konsequent fortschrittlich. Nur eine | |
überschaubare Anzahl deutscher Städte, darunter München und Bremen, | |
stellten ein Verbot für Werbung mit sexistischem Inhalt auf. Dies können | |
sie jedoch nur auf den städtischen Werbeflächen durchsetzen. Der Rest | |
unterliegt dem [4][deutschen Werberat], der Selbstkontrollinstanz der | |
Werbewirtschaft. Bei ihm kann jeder Beschwerde einreichen. Ein 15-köpfiges | |
Gremium entscheidet über den konkreten Fall – mehr oder weniger neutral, | |
denn bei den Gremium-Mitgliedern handelt es sich um Vertreter der Werbe- | |
und Medienbranche. | |
15 Aug 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=avtzdOTbzbo | |
[2] https://www.theguardian.com/media/2018/dec/14/uk-advertising-watchdog-to-cr… | |
[3] https://www.youtube.com/watch?v=JeN77EHdpIw | |
[4] https://www.werberat.de/werbekodex/herabwuerdigung-diskriminierung | |
## AUTOREN | |
Charlotte Köhler | |
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