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# taz.de -- Sexistisches Ski-Werbeplakat: Schnell und mutig? Nee, lieber nackt
> Der Österreichische Skiverband bewirbt den Damen-Ski-Weltcup mit einer
> nackten Frau. Die sexualisierte Darstellung wird kritisiert.
Bild: Schnell und mutig: So sehen Skifahrerinnen aus
Skirennläuferinnen müssen schnell und mutig sein, willensstark und
konzentriert. Was sie nicht sein müssen: Nackt und sexy. Der
Österreichische Skiverband (OSV) sieht das offenbar anders. So bewirbt der
Verband den Damen-Ski-Weltcup Ende Dezember in Semmering mit einem
Kunstwerk, das eine halb liegende nackte Frau zeigt, [1][der ein Mond
zwischen die Beine starrt].
Der Künstler Christian Ludwig Attersee will damit „in einer Welt, die von
Pornografie in der Öffentlichkeit besetzt ist, eine dem entgegengestellte
Sicht der Darstellung der Frauenwelt anbieten“, teilt er mit. Die gezeigte
Frau wird allerdings selbst eindeutig sexualisiert dargestellt, die Beine
sind leicht angewinkelt, der Mund ist offen, der Blick lasziv.
Warum er ein Skirennen mit einer nackten Frau verbindet, erklärt der
Künstler nicht. „Die Nacktheit schenkt ihr Vertrauen in ihre Umwelt“, so
Attersee weiter. „Künstler sollen machen, was sie wollen, jeder sich die
Kunst aufhängen, die gefällt. Hier geht es nicht um Kunst, sondern um ein
Werbeplakat, beauftragt vom Verband und dem Land Niederösterreich, das ist
das Problem“, [2][kritisiert die Journalistin Corinna Milborn treffend.]
Viele kritisieren zudem, dass die Werbung gerade im Kontext [3][der seit
einem Jahr bekannt werdenden Fälle von sexuellem Missbrauch] im
österreichischen Skiverband besonders deplatziert sei. Ex-Rennläuferin
Nicola Werdenigg, die die Debatte über sexuelle Gewalt im österreichischen
Sport mit Berichten über eine Vergewaltigung angestoßen hatte, kritisierte
die Darstellung im Kurier als „sexistisch“, da die Sportlerin als
„patschertes Skihaserl“ dargestellt werde. „Athletinnen sind nicht
verknüpft mit solchen Motiven darstellbar“, so Werdenigg weiter.
## Inszenierung als schön oder süß
[4][Auch Spiegel Online krititisierte das Plakatmotiv:] „Wir schreiben das
Jahr 2018.“ Ausgerechnet neben dieser Kritik [5][war zeitweise eine Werbung
für die neue Ausgabe von Spiegel Wissen zu sehen] – das Titelthema Rücken-
und Gelenkschmerzen wird dort ebenfalls mit einer nackten Frau bebildert.
[6][Es ist also nicht neu, dass etwas mit nackten Frauen beworben wird,]
das mit nackten Frauen nichts zu tun hat.
Auch im Sportbereich werden Athleten häufig als stark oder mächtig,
Athletinnen als schön oder süß inszeniert. Dass man sich an diese
Absurdität schon fast gewöhnt hat, zeigt die Belustigung über einen
[7][ironischen Entwurf des Autors Gregor Barcal für die Herrenabfahrt]. Ein
nackter Mann auf Skiern, der Blick verwirrt – und wieder ein Mond zwischen
den Beiden. Damit würde der OSV wohl kaum werben. Für die Nordische Ski-WM
1999 hatte Attersee zwar tatsächlich [8][einmal einen nackten Skifahrer
gemalt] – allerdings nicht in sexualisierter Pose.
18 Dec 2018
## LINKS
[1] https://www.facebook.com/elnagashi/photos/a.622180291283192/116721960344592…
[2] https://twitter.com/corinnamilborn/status/1073881738076667905
[3] /Sexualisierte-Gewalt-im-Skisport/!5462532
[4] http://www.spiegel.de/panorama/oesterreich-semmering-wirbel-um-ski-plakat-m…
[5] https://twitter.com/Freddy2805/status/1075005491238133761
[6] /Sexistische-Werbung-in-Berlin/!5448091
[7] https://www.facebook.com/elnagashi/posts/1168764586624757
[8] https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Briefmarken/1999/Nordische_S…
## AUTOREN
Frederik Schindler
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