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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Aus Fehlern der Vergangenheit lernen
> Ein früherer Trainer des Deutschen Kanu-Verbands wurde vom Vorwurf der
> Vergewaltigung freigesprochen. Prävention im Sport bleibt nötig.
Bild: Die Chance, eine vor Jahren begangene Vergewaltigung vor Gericht zu bewei…
Eine Vergewaltigung vor Gericht zu beweisen, die über vier Jahre
zurückliegt, ist, schon juristisch gesehen, eine schwierige Angelegenheit –
zumal wenn Aussage gegen Aussage steht. Für die Klägerinnen und Kläger ist
es aber vor allem deshalb schwierig, weil sie sich einer psychischen
Extrembelastung auszusetzen haben. Sie müssen sich vor Gericht noch einmal
ausziehen lassen, müssen fremden, zweifelnden Menschen Fragen zu intimsten
Verletzungen beantworten.
[1][Die Gefahr von Retraumatisierungen, wissen Experten,] ist nicht gering.
Einer solchen Situation setzt sich freiwillig niemand gern aus. Sprich, die
Hemmschwelle, sich so etwas auszudenken, ist extrem hoch.
Auch deshalb sagt es wenig aus, wenn nun ein früherer Bundestrainer des
Deutschen Kanu-Verbands vom Vorwurf der Vergewaltigung wegen
widersprüchlicher Aussagen der Klägerin freigesprochen wurde. Wie viele
andere Fälle ist dieser offenbar auf juristischer Ebene nicht zu klären
gewesen. Aus rechtsstaatlicher Sicht mag das Urteil richtig sein, die
abschreckende Wirkung, die es auf Betroffene sexualisierter Gewalt hat, ist
aber zu bedauern. Denn viele scheuen sich davor, Verbrechen öffentlich zu
machen, weil sie leider zu Recht fürchten, in der schwächeren Position zu
sein.
Das Beispiel zeigt umso mehr die Dringlichkeit von Prävention im Sport. Es
braucht Aufmerksamkeit und Ansprechpartner für die Gefahr sexualisierter
Gewalt in jedem noch so kleinen Verein. Dass im Falle des angeklagten
Kanutrainers mehrere Athletinnen erst einmal einen anonymen Brief an den
Verband schickten, in dem sie von Übergriffen berichteten, zeigt recht
illustrativ den Mangel an Vertrauen.
## Weiter nachforschen
Unter dem Dach der Deutschen Sportjugend ist man zwar in den letzten Jahren
eifrig bemüht, Präventionskonzepte an die Basis weiterzugeben, das
Interesse daran ist jedoch an vielen Orten gering ausgeprägt.
Was im Sinne der Prävention ebenso wichtig ist, wäre die Aufarbeitung von
Missbrauchsfällen im Sport. [2][Den Athletinnen und Athleten muss
signalisiert werden,] dass der organisierte Sport bereit ist, [3][aus den
Fehlern der Vergangenheit zu lernen.] Dafür bedarf es systematischer
Studien, wie sie jüngst auch die katholische Kirche präsentiert hat. Und
wenn die Fälle bei den Gerichten zu den Akten gelegt werden, sind die
Vertreter des Sports nicht aus der Verantwortung entlassen. Sie müssen
weiter nachforschen und entsprechende Konsequenzen ziehen.
22 Dec 2018
## LINKS
[1] /Vergewaltigung-an-US-Universitaet/!5308556
[2] /Sexistisches-Ski-Werbeplakat/!5556890
[3] /Sexualisierte-Gewalt-im-Fussball/!5514251
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Schwerpunkt Sport trotz Corona
taz-Serie Sexuelle Gewalt
Gewalt gegen Frauen
Sexuelle Gewalt
Vergewaltigung
Darts
Sexismus
Cristiano Ronaldo
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