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# taz.de -- Neue SPD-Landeschefin über ihre Pläne: „Mehr Teamwork, mehr Deb…
> Serpil Midyatli, erste Frau und Muslima als Landesvorsitzende der SPD in
> Schleswig-Holstein, möchte verstärkt Kompetenzen zusammenbringen.
Bild: Nach der Wahl: Serpil Midyatli umarmt Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpf…
taz: Glückwunsch, Frau Midyatli. 90,1 Prozent ist für Sie …?
Serpil Midyatli: … ein großartiges Ergebnis. Das gibt mir Kraft, das gibt
mir Mut.
Warum ist jetzt aus Ihrer Sicht der richtige Zeitpunkt, den langjährigen
Landesvorsitzenden Ralf Stegner abzulösen?
Wir haben in der SPD Schleswig-Holstein vor eineinhalb Jahren nach der
Niederlage bei der Landtagswahl einen Reformprozess eingeleitet, der jetzt
auf diesem Parteitag abgeschlossen wurde. Deshalb ist es auch Zeit für eine
Veränderung an der Parteispitze.
Um einen glaubwürdigen personellen Neuanfang zu demonstrieren?
Genau.
Aber Ralf Stegner hätte doch wohl gerne weitergemacht?
Es geht nicht in erster Linie um die Person Ralf Stegner. Ich habe für mich
entschieden, dass es der richtige Weg ist, mich zur Wahl zu stellen, um ein
sichtbares Zeichen für die Veränderungen in der Partei zu setzen.
Auf welche Änderungen muss sich die SPD unter ihrer neuen Vorsitzenden
einstellen?
Wir werden definitiv viel mehr als Team agieren – Landesvorstand,
Landtagsfraktion, unsere Bundestagsabgeordneten oder Kommunalpolitiker. Da
gibt es viele Kompetenzen, die wir zusammenbringen müssen, um das Profil
der Partei zu schärfen. Das schafft nicht eine Person alleine, das schafft
man besser gemeinsam.
Also kein Einzelkämpfertum mehr?
Als Landesvorsitzende will ich dafür sorgen, dass mehr Menschen in der
Partei sich profilieren können. Wir müssen uns da breiter aufstellen und
mit vielen guten Leuten möglichst viele Menschen von unserer Politik
überzeugen.
Das klingt so, als ob es künftig mehr Diskussionen geben wird als unter der
eher robusten Führung von Ralf Stegner?
Diskussionen sind gut.
Gab es davon bislang zu wenige?
Man darf notwendige Debatten nie unterdrücken. Es ist immer besser, in
Diskussionen zu guten Ergebnissen zu kommen. Das stärkt auch das Engagement
der vielen Genossinnen und Genossen, die sich einbringen wollen. Menschen
wollen an Entscheidungen beteiligt sein, das ist auch gut so.
Und wenn die nächste Landtagswahl schiefgeht, wirft man Ihnen
Führungsschwäche vor?
Ich bin ein positiv denkender Mensch und davon überzeugt, dass dieser Weg
erfolgreich sein wird. Ich bekomme dafür auch viel Zustimmung aus der
Partei signalisiert.
Der Reformprozess hat zu einer Reihe inhaltlicher Anträge geführt, die auf
dem Parteitag beschlossen wurden …
Ja. Klima, Mobilität und Energiewende zum Beispiel. Und im Sozialbereich
Grundrente und ein Mindestlohn von 12,63 Euro.
Wird die SPD in Schleswig-Holstein doch noch zu einer sozialen und
ökologischen Partei?
Das waren wir schon immer. Aber dieses Profil – links, dickschädelig und
frei – wird in Zukunft noch deutlicher und für alle sichtbarer vertreten
werden.
Sie sind die erste Muslima als Vorsitzende des Landesverbandes einer
deutschen Partei. Hat das heute noch etwas Exotisches?
Das Großartige ist, dass es in der SPD überhaupt kein Thema ist. Ich bin
darauf noch kein einziges Mal angesprochen worden. Niemand hat damit ein
Problem. Das zeigt, wie selbstverständlich meine Kandidatur ist.
Wollen Sie jetzt auch anstelle von Ralf Stegner SPD-Fraktionsvorsitzende
und Oppositionsführerin im Landtag werden?
Ich bin gerade als Landesvorsitzende gewählt worden, da schiele ich nicht
sofort auf weitere Ämter.
Warum nicht?
Ich meine das sehr ernst, was ich vorhin über die Teambildung sagte. Wir
werden Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. Alle, die daran
konstruktiv mitwirken, sind willkommen.
Wollen Sie Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl 2022 werden?
Das ist jetzt viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen.
Landesvorsitzende haben üblicherweise den ersten Zugriff auf diese
Kandidatur.
Das ist richtig. Aber soweit sind wir noch lange nicht. Wenn es mehrere
Kandidaturen geben sollte, werden wir wie 2011 einen Mitgliederentscheid
durchführen. Das ist bereits klar.
Dürfen wir davon ausgehen, dass die SPD gerne wieder regieren möchte?
Richtig.
Bloß mit wem?
Wir als SPD haben viele Schnittmengen mit den Grünen, das ist bekannt. Das
gilt auch für den SSW. Und auch mit der FDP, die hier im Land eher
sozialliberal ist, gibt es Übereinstimmungen. Da sehe ich schon mögliche
Konstellationen.
Die CDU haben Sie jetzt nicht erwähnt.
Ich bin keine Freundin von Großen Koalitionen.
Dabei ist es doch fraglich, ob nach der nächsten Landtagswahl die SPD noch
eine der beiden größten Parteien sein wird?
Das wird sie definitiv sein.
Sie sind wirklich ein optimistischer Mensch.
Unbedingt.
31 Mar 2019
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
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