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# taz.de -- Nach dem Rücktritt von Wagenknecht: Die Bewegung ist nicht tot
> Sahra Wagenknecht tritt nach ihrem Rücktritt wieder auf die Bühne. Das
> gerät zu einer Selbstvergewisserung der linken Bewegung Aufstehen.
Bild: Sahra Wagenknecht am Donnerstag in Hamburg
HAMBURG taz | Der Linken-Bundestagsabgeordnete Fabio de Masi bringt es auf
den Punkt: Sahra Wagenknecht steht immer noch sehr gerade. Auf der Bühne
des Hamburger Kulturzentrums Fabrik nimmt sie stehende Ovationen entgegen.
Mindestens 800 Anhänger*innen der linken Sammlungsbewegung Aufstehen sind
im Saal und für die, die draußen bleiben mussten, gibt es ein Public
Viewing in einer Sportsbar.
Seit Wagenknecht ankündigte, [1][nicht mehr für den Fraktionsvorsitz der
Linken im Bundestag zu kandidieren] und sich [2][aus dem Vorstand von
Aufstehen zurückgezogen hat], ist es ihr erster öffentlicher Auftritt.
Davon, dass ihr jemand diesen Rückzug übel nehmen würde, ist im Saal nichts
zu spüren. Das liegt auch daran, dass sie nicht den Eindruck erweckt, sich
von dem Projekt zurückgezogen zu haben.
„Ich hatte immer die Vorstellung, wir müssen eigentlich die erreichen, die
sich von den Parteien nicht angsprochen fühlen“, sagt Wagenknecht. Dabei
geht sie davon aus, dass es „in der Bevölkerung eine Mehrheit für eine
soziale Politik“ gibt, also für den höheren Mindestlohn, Renten über dem
Sozialhilfesatz und für den sozialen Ausgleich. Trotzdem gebe es
erstaunlicherweise keine Mehrheit für die linken Parteien. „Aufstehen ist
das Projekt, hier neuen Schwung herein zu bringen“, sagt Wagenknecht.
Aufstehen hat neben de Masi und Wagenknecht den Hamburger
Bürgerschaftsabgeordneten und ehemaligen SPD-Bürgermeisterkandidaten
Mathias Petersen auf die Bühne gebracht, weil es am Ende nicht ohne ein
parlamentarisches Bündnis gehen wird. Doch die Anhänger*innen von Aufstehen
im Saal scheinen Wagenknechts und de Masis Botschaft so verstanden zu
haben, dass der Druck von unten und aus der Gesellschaft kommen muss.
## Erfrischende Unterhaltungen
„Wir brauchen eine Frau Wagenknecht nicht“, sagt Wolfgang Radtke von der
Aufstehen-Gruppe Uelzen-Wendland. [3][Wie die Medien den Rückzug
Wagenknechts kommentiert hätten], findet er unterirdisch. „Diejenigen, die
glauben, dass die Bewegung tot ist, werden sich noch wundern“, sagt Radtke.
Jetzt sei die Basis gefordert.Ohnehin gebe es an der Spitze der Bewegung zu
viele Berufspolitiker*innen, sagt sein Mitstreiter, der Unternehmer Gero
Hoffmann. „Es ist sicher gut, wenn sich die linken Parteien verständigen,
um etwas durchzusetzen“, sagt Hoffmann. „Es gibt aber ein viel breiteres
Spektrum, das zusammengeführt werden kann“.
Eine Bewegung wie Aufstehen habe den Vorteil, so der Unternehmer, dass sie
nicht das Spiel der Parteipolitiker*innen spielen und sich nicht nach der
Presse ausrichten müssten: „Wir können uns erfrischend darüber unterhalten,
wie wir das System verändern.“ Hoffmann plädiert zudem für einen „Reset�…
und meint damit, dass jedem Neugeborenen ein Startkapital gutgeschrieben
wird, das aus der Erbschaftssteuer finanziert werden soll.
Wie die Mieten bezahlbar werden und wie die Einkommensungleichheit zu
bekämpfen wäre, hatte zuvor das Podium diskutiert. Bei der Publikumsrunde
kamen die Gesundheitsversorgung, die Schüler-Klimaschutzaktion Fridays for
Future und die Kitaplätze aufs Tapet. Am Ende brauche es parlamentarische
Mehrheiten, um etwas verändern zu können, mahnte der Sozialdemokrat Mathias
Petersen und warb dafür, in die SPD-Ortsvereine einzutreten, um sie auf
einen neuen Kurs zu bringen.
„Ich glaube nicht, dass sich die SPD und Die Linke gegenseitig schwächen
würden, wenn die SPD nach links rücken würde“, sagte Wagenknecht. Eine
linke Perspektive, argumentierte sie, würde die Wähler*innen mobilisieren.
Bisher sei es leider so: „Die, die unter der Politik leiden, gehen nicht
zur Wahl – oder sie wählen rechts.“
15 Mar 2019
## LINKS
[1] /Kommentar-Wagenknechts-Rueckzug/!5580290
[2] /Reaktionen-auf-Wagenknechts-Rueckzug/!5576384
[3] /Kommentar-Die-Linke-nach-Wagenknecht/!5578033
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Linke Sammlungsbewegung
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SPD
Aufstehen
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