# taz.de -- Chrome-Erweiterung „Tune“ gegen Hass: Google lässt Trolle vers… | |
> Der Google-Browser Chrome kann jetzt automatisch Hasskommentare auf | |
> Plattformen ausblenden. Dahinter steckt künstliche Intelligenz. | |
Bild: Weniger Hass-Explosionen im Netz dank Künstlicher Intelligenz: Eine Chro… | |
Sich durchs Netz bewegen ohne dabei dauernd auf hirnlose, beleidigende | |
Kommentare zu stoßen. Das ist unmöglich für diejenigen, die Youtube, | |
Facebook oder Twitter benutzen – also für so ziemlich alle. Niemand konnte | |
das Problem der mit Hass überlaufenden Kommentarspalten bisher lösen: nicht | |
Social-Media-Redaktionen, [1][nicht die Schwarmintelligenz der User, und | |
auch nicht all die Feuilleton-Appelle, doch bitte zu einer zivilen | |
Gesprächskultur zurückzufinden]. | |
Was Menschen alleine nicht konnten, verspricht jetzt eine neue Erweiterung | |
für den Google-Browser Chrome, und zwar mittels künstlicher Intelligenz. | |
„Tune“ heißt die Software, [2][die der Google-Mutterkonzern Alphabet am | |
Dienstag vorgestellt hat,] entwickelt wurde sie von dessen | |
Tochterunternehmen „Jigsaw“. | |
„Tune“ ist verknüpft mit „Perspective“, einer künstlichen Intelligenz… | |
Jigsaw 2017 entwickelt hat. Perspective erkennt die Art Kommentare, die | |
gemeinhin als „toxisch“ bezeichnet werden: beleidigend, gewaltvoll und | |
wenig hilfreich für eine produktive Diskussion. | |
Möglich wird das durch maschinelles Lernen: Die Software ist mit einem | |
großen Datensatz aus Kommentaren „gefüttert“ worden, die irgendwann einmal | |
Menschen als „toxisch“ eingestuft haben. Dadurch „lernt“ die Maschine, | |
Texten einen Wert zuzuweisen, wie wahrscheinlich sie „toxisch“ sind. Als | |
Nutzer*in, die „Tune“ installiert hat, kann man dann selbst regeln, ab | |
welchem Schwellenwert die Kommentare ausgeblendet werden. Allerdings | |
funktioniert das Tool bisher nur für Kommentare auf Englisch, denn | |
deutschsprachige „Trainingssätze“ hat bei Google noch niemand | |
zusammengestellt. | |
## Die Maschine kann irren | |
In den Kommentarspalten der New York Times ist „Perspective“ schon seit | |
Sommer 2017 im Einsatz, weswegen dort das Kommentieren überhaupt erst | |
wieder möglich wurde. Vorher war es für die Social-Media-Redaktion der | |
Zeitung kaum noch möglich, die vielen Kommentare zu kontroversen Themen zu | |
moderieren. | |
Allerdings liegt hier auch der entscheidende Unterschied: Bei der New York | |
Times trifft die Software eine Vorauswahl, am Ende entscheiden weiter | |
Menschen, ob die Kommentare gesperrt werden. Das ist wichtig, weil die | |
Maschine durchaus irrt. Bei der Chrome-Erweiterung sind die Kommentare dann | |
einfach weg, auch wenn sie vielleicht zu unrecht als „toxisch“ eingestuft | |
worden sind. | |
Außerdem könnte es sein, dass die lernende Maschine nicht immer mit | |
aktuellen Debatten Schritt hält. Wenn die Trainingsdatensätze noch | |
größtenteils aus der Obama-Zeit stammen, erkennt die Software nicht | |
unbedingt die neuesten Beleidigungs-Moden der Trump-Ära. | |
13 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Debatte-Hass-im-Netz/!5485857 | |
[2] https://chrome.google.com/webstore/detail/tune-experimental/gdfknffdmmjakml… | |
## AUTOREN | |
Peter Weissenburger | |
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