# taz.de -- Norwegischer Pensionsfonds: Weg vom Öl | |
> Norwegen will Pensionsgeld nicht mehr in reine Öl- und Gas-Konzerne | |
> investieren. Das könnte US-Firmen treffen, die bald die größten | |
> Exporteure sind. | |
Bild: Kein Geld mehr aus Norwegen: Arbeiter auf einem US-Bohrturm von Anadarko … | |
Der norwegische Pensionsfonds wird als größter Staatsfonds der Welt auch | |
„Öl-Fonds“ genannt, weil in ihn die Gelder fließen, die Norwegen mit der | |
Förderung von Öl und Gas verdient. Doch nun mag der Öl-Fonds Öl-Aktien | |
nicht mehr – jedenfalls einen Teil von ihnen: Am Freitag entschied die | |
Regierung in Oslo, dass sich der Fonds von den Beteiligungen an allen | |
Unternehmen trennen soll, die sich ausschließlich mit Exploration und | |
Produktion von Öl und Gas befassen. | |
Insgesamt stecken vom Anlagekapital von 880 Milliarden Euro etwa 32 | |
Milliarden Euro im Öl- und Gassektor. Doch nur rund ein Fünftel davon muss | |
jetzt abgezogen werden, weil es in reinen Öl- und Gasfirmen steckt. Oslo | |
möchte ausdrücklich nicht, dass sich der Fonds von seinen Anteilen an den | |
großen integrierten Konzernen wie BP, Exxon oder Shell trennt. Gerade von | |
diesen etablierten Konzernen seien in Zukunft die größten Investitionen in | |
erneuerbare Energie zu erwarten, sagte Finanzministerin Siv Jensen zur | |
Begründung. | |
Offiziell stützt die Mitte-rechts-Regierung ihre Entscheidung allerdings | |
gar nicht auf klima-, sondern auf finanzpolitische Argumente. Mit den | |
Einnahmen aus der Öl- und Gasproduktion einerseits und den Beteiligungen an | |
Öl-Unternehmen andererseits sei Norwegen zu stark von diesem Sektor | |
abhängig. Daraus ergebe sich eine potenzielle „Verwundbarkeit für das | |
Staatsvermögen“. Oslo folgt damit teilweise einer Empfehlung, die Norwegens | |
Zentralbank schon 2017 [1][gegeben] hatte. | |
## Signalwirkung auf andere Investoren | |
Vermutlich sieht sich die Regierung aber auch gezwungen, auf eine wachsende | |
Kritik an der norwegischen Ölpolitik zu reagieren. Nach einer aktuellen | |
Umfrage wollen 34 Prozent der NorwegerInnen, dass das Land keine neuen Öl- | |
und Gasvorkommen mehr erschließen soll. Die Umweltschutzorganisation | |
„Framtiden i våra hender“ sieht jedenfalls „einen gewaltigen Sieg für d… | |
Klima“. Wichtig sei vor allem die Signalwirkung auf andere Investoren. | |
Außerdem gehörten zu den 134 Explorationsgesellschaften, von denen sich der | |
Ölfonds nun trenne, viele, die im Bereich der „speziell klimaschädlichen | |
Ölproduktion“ aus Schieferöl und Teersand aktiv seien. | |
Nach einer am Montag veröffentlichten [2][Prognose] der Internationalen | |
Energieagentur (IEA) könnten die USA in den nächsten Jahren gerade aufgrund | |
des massiven Ausbaus der Schieferöl-Produktion zum weltweit größten | |
Ölexportland aufsteigen. Wichtige Akteure in diesem Sektor wie Continental | |
Resources, Anadarko Petroleum oder Chesapeake Energy werden das nun ohne | |
die Ölfonds-Millionen aus Norwegen tun müssen. Exxon und Chevron erhalten | |
die trotz Schieferöl-Engagement aber weiterhin. | |
12 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Norwegens-Staatsfonds-plant-Oel-Ausstieg/!5464404 | |
[2] http://www.iea.org/oil2019/ | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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