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# taz.de -- Neue Satellitenaufnahmen: Arbeiten an stillgelegter Raketenbasis
> Nordkorea soll laut aktuellen US-Satellitenbildern wieder einen
> Raketentest vorbereiten. Doch ganz so einfach ist es nicht.
Bild: Ein nordkoreanischer Soldat vor einer Raketenabschussanlage im Jahr 2012
SEOUL taz | Nach dem geplatzten Gipfel in Hanoi folgt nun eine weitere
frustrierende Nordkorea-Nachricht: Aktuelle Satellitenaufnahmen zeigen,
dass das Regime derzeit an seiner Raketenanlage Sohae neue Stahlstrukturen
auf der Startrampe aufbaut.
Dies legte die Denkfabrik „Center for Strategic and International Studies“
in Washington offen. Demnach wurden die Bauarbeiten ab der zweiten
Februarhälfte begonnen – kurz vor dem zweiten Gipfelreffen zwischen
US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Von dem
Treffen hatten viele einen Durchbruch bei den Denuklearisierungsgesprächen
erwartet – vergeblich.
Doch jetzt titelten US-Sender wie NBC: „Nordkorea baut
Langstreckenraketen-Anlage wieder auf“. Wird Trump jetzt also seinen
Sicherheitsberater John Bolton – einem Hardliner unter Hardlinern – zur
Änderung der Nordkorea-Politik auffordern?
Bolton hatte kurz vor Veröffentlichung des Berichts ohnehin weitere
Sanktionen gegen Pjöngjang angedroht, wenn das Regime nicht sein
„Atomwaffenprogramm und alles, was damit verbunden ist“ aufgibt.
## Anlage diente Satelliten- und nicht Raketentests
Doch zur Eskalation gibt es eigentlich keinen Grund: Von der Anlage Sohae
wurde bisher noch keine einzige Interkontinentalrakete getestet, sondern
nur Satelliten.
„Die Aktivitäten in Sohae – so bedauerlich sie sein mögen – zeigen zun�…
einmal nur, dass Bauarbeiten im Gange sind. Nichts deutet auf
Vorbereitungen zu einem Test hin“, tweetet Jenny Town, leitende Redakteurin
beim Nordkorea-Fachmedium 38 North.
Es steht unter der Ägide des John Hopkins Institute. Dessen Gründer Joel
Witt geht noch einen Schritt weiter: „Ein Raketenstart würde Aktivitäten
erfordern, die wir in den Satellitenbildern nicht beobachtet haben.“
Doch sind dies natürlich keine ermunternden Signale aus Nordkorea. Dessen
Vize-Außenministerin Choe Son Hui hatte schon nach dem geplatzten Gipfel in
Hanoi ihren Eindruck geäußert, dass Kim Jong Un seine Annäherung an die USA
allmählich zu überdenken scheine. Schon vorher hatte Kim selbst gesagt,
dass man auch einen anderen Weg einschlagen könne.
## Mahnender Fingerzeig?
So könnten die Aktivitäten in Sohae auch ein mahnender Fingerzeig an
Washington sein. Ein Betrug an Trump sind sie jedenfalls – noch – nicht. In
Hanoi versicherte Kim Jong Un zwar dem US-Präsidenten nach eigenen Angaben,
weder Raketen- noch Atomtests zu planen. Von Satellitenstarts aber war
keine Rede.
Südkoreas Regierung hat sich bisher noch nicht zu den Satellitenbildern und
möglichen Konsequenzen geäußert.
Derweil warnt ein UN-Bericht vor drastischem Lebensmittelmangel: Nordkoreas
Gesamterntemenge ging demnach 2018 um 500.000 Tonnen auf 4,95 Millionen
Tonnen zurück. Mehr als jeder Vierte in Nordkorea sei auf humanitäre Hilfe
angewiesen.
6 Mar 2019
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Nordkorea
Satellit
Donald Trump
Kim Jong Un
Raketentest
Russland
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