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# taz.de -- Warum scheiterte der Gipfel in Vietnam?: Nordkorea widerspricht
> Die Erwartungen an den zweiten Gipfel von Trump und Kim in Hanoi wurden
> krachend enttäuscht. Jetzt schieben sich beide Seiten die Schuld in die
> Schuhe.
Bild: Sieht die Dinge anders als Trump: Nordkoreas Außenminister Ri Yong Ho
Washington/Hanoi dpa | Nach [1][dem Scheitern des Gipfels] von US-Präsident
Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un schieben sich beide
Seiten die Schuld für den Misserfolg zu. Trump sagte kurz vor seiner
Abreise aus Vietnam, Nordkorea habe die vollständige Aufhebung der
Sanktionen verlangt. Auch seien die geplanten Abrüstungsschritte nicht weit
genug gegangen.
In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Hanoi in der Nacht zu
Freitag entgegnete Nordkoreas Außenminister Ri Yong Ho, sein Land habe nur
eine teilweise und nicht die völlige Aufhebung der Sanktionen gefordert.
Die angebotene atomare Abrüstung sei die weitreichendste Maßnahme, die für
sein Land derzeit machbar sei.
Der Gipfel von Trump und Kim in Hanoi – nach Singapur vor acht Monaten das
zweite persönliche Treffen der beiden – war zuvor überraschend abgebrochen
worden. Mit dem abrupten Ende haben sich die Chancen auf eine
Friedenslösung für die koreanische Halbinsel wieder deutlich verringert.
Der Konflikt gehört zu den gefährlichsten der Welt.
Für Trump, der in der Heimat unter anderem durch belastende Aussagen seines
Ex-Anwalts Michael Cohen unter Druck steht, bedeutet dies eine große
Enttäuschung. Mit einem Erfolg auf internationaler Bühne hätte er von
Negativ-Schlagzeilen zu Hause ablenken können.
## Trump lindnert
Die USA wollten nach den Worten von US-Außenminister Mike Pompeo
weiterreichende Zugeständnisse für den Abbau von Atomwaffen als von Kim
angeboten. Die Amerikaner verlangten von Nordkorea, außer dem wichtigsten
Atomkomplex Yongbyon eine weitere Stätte zu schließen. „Ich denke, er war
überrascht, dass wir darüber Bescheid wussten“, sagte Trump vor seiner
Abreise aus Hanoi mit Blick auf Kim. „Ich hätte etwas unterschreiben
können. Aber es ist besser, etwas richtig zu tun als schnell.“
In Yongbyon in Nordkorea gibt es einen Reaktor sowie Anlagen zur
Herstellung von Plutonium und zur Anreicherung von Uran, was beides der
Atombombenherstellung dient. Nordkoreas Außenminister sagte, bei einer
Aufhebung jener Sanktionen, die besonders die zivile Wirtschaft und das
Leben der Menschen gefährdeten, wolle Nordkorea „permanent und vollständig
alle nuklearen Produktionsstätten“ im Bereich des Komplexes Yongbyon
beseitigen. Dazu sollten auch US-Inspekteure zugelassen werden. Er betonte,
das Abrüstungsangebot seines Landes stehe und werde sich auch in Zukunft
nicht ändern.
Den Amerikanern geht dies aber nicht weit genug. Aus dem Weißen Haus hieß
es zunächst nur, man habe die Äußerungen der nordkoreanischen Seite nach
dem Gipfel zur Kenntnis genommen. Auf dem Rückweg von Vietnam landete Trump
für einen Tankstopp in Alaska zwischen und sprach dort auf einer
Luftwaffenbasis vor US-Soldaten. Der US-Präsident äußerte sich bei diesem
Auftritt aber nicht zu dem Gipfel mit Kim und zu den Aussagen von
Nordkoreas Außenminister.
## Kein dritter Gipfel geplant
Die nordkoreanische Staatsagentur KCNA meldete am Freitagmorgen, Kim und
Trump hätten produktive Gespräche abgehalten. Der Austausch zwischen beiden
Seiten sei aufrichtig gewesen und habe zum gegenseitigen Vertrauen
beigetragen. Der Dialog mit den USA solle fortgesetzt werden.
Wie es nun weitergeht, ist offen. Pläne für einen dritten Gipfel gibt es
nach jetzigem Stand nicht. Das Weiße Haus erklärte nur, die „jeweiligen
Teams“ wollten die Gespräche fortsetzen.
China und Südkorea reagierten enttäuscht und drängten die USA und
Nordkorea, im Gespräch zu bleiben. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD)
sprach von einer „schlechten Nachricht für die Welt“. Japans
Ministerpräsident Shinzo Abe hingegen lobte Trump dafür, dass er hart
geblieben sei und keine Konzessionen gemacht habe.
Auch in der Heimat bekam Trump trotz des gescheiterten Gipfels vorsichtiges
Lob selbst aus den Reihen der Demokraten. Deren Frontfrau – die Vorsitzende
des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi – sagte, es sei gut, dass Trump
angesichts der unbefriedigenden Angebote Kims nichts eingewilligt habe,
sondern die Gespräche in Hanoi vorerst beendet habe. Der Gewinner des
Gipfels sei jedoch Kim, der eine große internationale Bühne bekommen habe.
Trump hat derweil mit seiner Verteidigung des nordkoreanischen Machthabers
Kim Jong Un im Fall des verstorbenen US-Studenten Otto Warmbier Empörung
ausgelöst. Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Abgeordnetenhaus,
der Demokrat Adam Schiff, nannte die Äußerungen des republikanischen
Präsidenten am Donnerstagabend (Ortszeit) „abscheulich“. Trump hatte nach
seinem Gipfel mit Kim in Hanoi gesagt, er gehe davon aus, dass der
nordkoreanische Machthaber nichts von der Inhaftierung Warmbiers in dem
Land gewusst habe.
Warmbier war nach knapp eineinhalb Jahren Haft in Nordkorea schwer
gezeichnet in die USA zurückgekehrt und bald darauf gestorben. „Er sagt
mir, dass er nichts davon wusste, und ich werde ihn beim Wort nehmen“,
sagte Trump über Kim. „Was geschehen ist, ist furchbar. Ich glaube
wirklich, dass ihm (Warmbier) etwas Furchtbares geschehen ist, und ich
glaube wirklich nicht, dass die oberste Führung davon etwas wusste.“ Trump
deutete an, dass Kim nicht über alle Gefangenen in seinem Land Bescheid
wissen könne. „Großes Land, viele Leute. Und in diesen Gefängnissen und
diesen Lagern hat man viele Leute.“
1 Mar 2019
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