| # taz.de -- Entscheidung vor Bremer Landgericht: AfD bleibt antidemokratisch | |
| > Die Partei wollte eine einstweilige Verfügung gegen Ex-AfD'ler Hinrich | |
| > Lührssen erwirken. Der warf der Partei „antidemokratisches“ Verhalten | |
| > vor. | |
| Bild: Antidemokratisch? Bremens AfD-Chef applaudiert „Flügel“-Führer Bjö… | |
| Bremen taz | Als Hinrich Lührssen, Journalist und ehemaliges AfD-Mitglied, | |
| nach dem Ende des Prozesses Saal 117 im Landgericht Bremen verlässt, grinst | |
| er und sagt: „Ich kann weiter sagen, dass die AfD antidemokratisch ist.“ | |
| Eine Stunde vorher sitzt er im vollbesetzten Gerichtssaal. Drei Stühle | |
| neben ihm nimmt Thomas Jürgewitz Platz. Er ist stellvertretender | |
| Vorsitzender der Bremer AfD. Vor einigen Wochen waren die beiden noch | |
| Parteifreunde, doch nun würdigen sich Lührssen und Jürgewitz während der | |
| Verhandlung keines Blickes. Die AfD war gegen Lührssen vor Gericht gezogen, | |
| um eine einstweilige Verfügung zu erwirken. | |
| Lührssen, der als Spitzenkandidat für die ebenfalls rechtspopulistische | |
| Partei Bürger in Wut (BIW) zur Landtagswahl in Bremen antritt, hatte der | |
| AfD am 11. Februar in einem Interview mit seinen früheren Kollegen von der | |
| lokalen Fernsehsendung „buten un binnen“ „antidemokratisches Verhalten“ | |
| vorgeworfen. Außerdem hatte er gesagt, die AfD bediene sich bei der | |
| Kandidatenaufstellung zur Bürgerschaftswahl „übler Tricks“. | |
| Die Rede war von Kandidaten, die nur Scheinadressen in Bremen hätten und | |
| tatsächlich außerhalb wohnten und davon, dass mehrere Personen abgestimmt | |
| hätten, die dazu nicht berechtigt gewesen seien. Außerdem hatte Lührssen | |
| behauptet, in der Bremer AfD gebe es zurzeit 32 Ausschlusserfahren bei 120 | |
| Parteimitgliedern. Gegen all diese Äußerungen ging der AfD-Landesverband | |
| Bremen nun juristisch vor. | |
| AfD zieht vier von fünf Anträgen zurück | |
| Doch am Ende zog die AfD vier ihrer fünf Anträge zurück. Das Gericht | |
| urteilte, die entsprechenden Äußerungen Lührssens seien im Sinne der | |
| Meinungsfreiheit zulässig. Ebenso darf der Ex-AfDler weiterhin behaupten, | |
| es gebe innerhalb der AfD keine Demokratie und man sei dort nur solange | |
| Spitzenkandidat, wie es der Parteiführung in den Kram passt. Einzig die | |
| Zahl von 32 Ausschlussverfahren darf Lührssen nicht wiederholen. | |
| Parteichef Frank Magnitz hatte eine eidesstattliche Versicherung abgegeben, | |
| nach der die Zahl der Verfahren etwas niedriger lag. Einige sind demnach | |
| inzwischen eingestellt. Es geht um deutlich weniger Parteimitglieder, da | |
| gegen einzelne Mitglieder mehrere Ausschlussverfahren angestrengt wurden. | |
| Parteivize Jürgewitz bezeichnete es nach der Verhandlung als „Gewinn für | |
| die Demokratie“, dass Lührssen die Zahl 32 nicht mehr sagen dürfe. Dass der | |
| Wahlkampf nun noch härter geführt werde, wollte Jürgewitz nicht | |
| ausschließen. „Jetzt weiß ich ja, was gesagt werden darf.“ | |
| Lührssens Vorwurf, die Partei sei antidemokratisch, ist nicht weit | |
| hergeholt. Denn Landeschef Frank Magnitz hat die Macht innerhalb der Partei | |
| allein auf sich konzentriert. Auf dem Parteitag im Januar hatte er Lührssen | |
| als Spitzenkandidat verhindert, indem er sich kurzfristig selbst zur Wahl | |
| aufstellte. Magnitz setzte sich mit 32 zu 19 Stimmen gegen Lührssen durch | |
| und ist nun Parteivorsitzender, Bundestagsabgeordneter und Spitzenkandidat | |
| zur Bürgerschaftswahl in Personalunion. | |
| Magnitz’ Machtanspruch war in den letzten Monaten immer wieder Thema | |
| parteiinterner Querelen. Ganze Kreisverbände wurden im Zuge des Streits | |
| aufgelöst. | |
| Mehrfacher Verstoß gegen das Grundgesetz | |
| Im November vergangenen Jahres hatten Magnitz und Jürgewitz versucht, | |
| [1][zwei Mitglieder per Gerichtsbeschluss mit sofortiger Wirkung aller | |
| Ämter zu entheben] und ihnen die Mitgliedsrechte zu entziehen. Dabei hatten | |
| sie gegen eine Reihe von rechtsstaatlichen Grundsätzen verstoßen, wie das | |
| Landgericht damals urteilte. Der Grund für das Verfahren: Den beiden | |
| klagenden Mitgliedern war die Bremer AfD zu weit nach rechtsaußen gerückt. | |
| [2][Die AfD liegt auch mit ihrem letzten verbliebenen | |
| Bürgerschaftsabgeordneten Alexander Tassis] im Clinch. Die Parteiführung | |
| wollte ihm verbieten, sich überhaupt noch öffentlich zu äußern und wieder | |
| zu kandidieren. Der Landesvorstand hatte erst im Januar erneut versucht, | |
| Tassis aus der Partei zu werfen. | |
| Die Vorwürfe, die Landesliste für die Bürgerschaftswahl sei manipuliert, | |
| hat Magnitz zurückgewiesen. Keine der „Unterstellungen“ treffe zu und er | |
| habe dies alles auch längst persönlich mit dem Wahlamt geklärt, sagte er | |
| dem Weser-Kurier. Die endgültige Entscheidung über die Wahlvorschläge und | |
| damit die Zulassung von Parteien und Kandidaten fällt am 29. März im | |
| Wahlausschuss. | |
| NaN NaN | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Simon | |
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