# taz.de -- Gastkommentar Weltverbrauchertag: Nicht hinter die Fichte führen l… | |
> Verbraucher brauchen keine Almosen, die Große Koalition muss sie | |
> stattdessen endlich als Rechtssubjekte betrachten, die sich wehren | |
> können. | |
Bild: Als Verbraucher muss man nicht auf den Weihnachtsmann warten, man muss kl… | |
Alle reden ständig über Verbraucherrechte, hier und da werden auch Angebote | |
gemacht. Aber werden [1][die Verbraucher tatsächlich als Rechtssubjekte | |
gesehen] oder nur Potemkinsche Dörfer gebaut? Schauen wir auf aktuelle | |
Fälle, ist der halbherzige Ansatz der Bundesregierung deutlich zu erkennen. | |
Beim Dieselskandal wurde drei Jahre lang vermieden, die Automobilindustrie | |
zum Nachrüsten zu verpflichten. Obwohl jedem klar sein musste, dass das | |
Bundesimmissionsschutzgesetz am Ende die Gerichte zu Fahrverboten zwingen | |
würde. Erst die Bundestagswahl brachte verbale Beteuerungen im Sinne der | |
Verbraucherrechte. Am Ende kam eine Musterfeststellungsklage heraus, die | |
[2][vielen zunächst die Klage erleichtert hat]. Aber den zweiten Schritt – | |
individuellen Schadenersatz einfordern – müssen Verbraucher alleine tun. | |
Und damit es losgeht, strecken die Steuerzahler die Kosten vor. Allerdings | |
nur da, wo ein Verband die Klage für klug hält. Der Rest bleibt | |
alleingelassen. | |
Auch beim [3][nationalen Textilbündnis] wurde viel geredet. Aber wir warten | |
vergeblich auf eine verbindliche Transparenzrichtlinie, die im europäischen | |
Markt nachvollziehbar macht, wo und zu welchen sozialen und ökologischen | |
Bedingungen unsere Kleidung produziert wird. Kein Minister traut sich, den | |
Prozess auf EU-Ebene in Gang zu setzen, der in einigen Jahren jedes T-Shirt | |
rückverfolgbar macht. Von einer verpflichtenden Einhaltung der | |
Menschenrechte ganz zu schweigen. | |
Und bei der Ernährung gilt: Es gibt immer mehr Fertigprodukte, die zu süß, | |
salzig und fettig sind und Fehlernährung und Krankheiten verursachen. Nach | |
jahrzehntelangen Debatten scheut sich die Bundesregierung noch immer, eine | |
Nähwertkennzeichnung wie etwa die Ampel oder Nutri-Score einzuführen. | |
Hinter allem steht, dass sich [4][die Groko] nicht traut oder weigert, die | |
Verbraucher als Träger von Rechten innerhalb der Wirtschaft anzusehen. Aber | |
wir dürfen uns nicht hinter die Fichte führen lassen: Verbraucher sind | |
Rechtssubjekte, nicht Empfänger von ein paar Almosen. | |
15 Mar 2019 | |
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## AUTOREN | |
Renate Künast | |
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